Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
Vom Netzwerk:
unnatürlichen Stille nach den lauten Nächten in Neuseeland. Er wies den Computer an, genug Hintergrundgeräusche zu liefern, versuchte dann, auf dem Boden der Kabine die ersehnte Ruhe zu finden. Aber auch damit gelang es ihm nicht, die Unruhe aus sich zu vertreiben.
    Irgendwann stellte er sich folgender Erkenntnis: Er konnte deshalb nicht schlafen, weil er den fast verzweifelten Wunsch verspürte, bei dieser Mission irgend jemanden zu beeindrucken.
    Und jetzt dies.
    Nur Kim hob den Kopf, und sein Gesicht verriet Verlegenheit. Cavit und Fitzgerald ignorierten Paris selbst dann, als er direkt den Blick auf sie richtete. Sie schienen das Recht zu haben, hier über ihn zu reden – während es bei ihm an eine Anmaßung grenzte, die gleiche Luft zu atmen wie sie.
    V ielleicht haben sie sogar recht, dachte er und ging zu den Synthetisierern, obwohl er gar keinen Appetit mehr verspürte.
    »Tomatensuppe.«
    Der Apparat summte, doch das Ausgabefach blieb leer.
    »Dieser Replikator bietet vierzehn verschiedene Sorten Tomatensuppe an«, teilte eine freundliche Sprachprozessorstimme mit. »Mit Reis. Mit Gemüse. Nach bolianischer Artc «
    »Ohne Zusätze«, sagte Paris. Er war Purist.
    »Heiß oder kalt?«
    Er hätte am liebsten die Faust geballt und damit an die Wand geschlagen. Einige Sekunden lang erwog er die Möglichkeit, daß sich selbst die Computer an Bord gegen ihn verschworen hatten. »Heiß«, sagte er scharf. »Ich möchte schlichte, heiße Tomatensuppe.« In seinem Leben schien nichts mehr einfach zu sein.
    Als der Replikator schließlich das Gewünschte lieferte, hatten Cavit und Fitzgerald bereits den Raum verlassen. Paris griff nach dem zu heißen Teller und sah zu Kim, der seinen Blick mied.
    Früher oder später mußte es so kommen, dachte Paris und versuchte, dem jungen Fähnrich nicht böse zu sein. Eine Zeitlang hatte er tatsächlich gehofft, an Bord der Voyager eine zweite Chance zu bekommen, ohne von der Vergangenheit eingeholt zu werden. Ich könnte ihr nicht einmal mit Warp neun Komma neun entkommen.
    Er nahm Kim gegenüber Platz und beugte sich ein wenig vor.
    »Na bitte«, sagte er und lächelte besonders freundlich, um das Unbehagen zu vertreiben. »Ich wußte, daß es nicht lange dauern würde, bis Sie davon erfahren.«
    Kim starrte auch weiterhin auf sein Tablett. Erst nach einigen Sekunden fand er die Kraft, aufzusehen und dem Blick des anderen Mannes zu begegnen. »Ist es wahr?«
    Ich weiß gar nicht mehr, was ›wahr‹ bedeutet, dachte Paris.
    Laut sagte er: »Ob ich für den Unfall verantwortlich bin? Ja. Fehler des Piloten. Ich brauchte eine Weile, um es zuzugeben.«
    Plötzlich verließ ihn der Mut, und er senkte den Kopf, betrachtete den Inhalt des Tellers. Die Flüssigkeit war nicht rot, eher orangefarben, und sie roch ein wenig nach Ingwer.
    »Vierzehn verschiedene Sorten«, murmelte er. »Aber das Ding kriegt nicht einmal ganz normale Tomatensuppe richtig hin.«
    »Es heißt, Sie haben falsche Berichte abgeliefert.«
    Paris griff nach dem Löffel. »Ja.«
    Kim musterte ihn. »Warum?« Er schien sich keine Situation vorstellen zu können, die ein derartiges Verhalten rechtfertigte.
    »Was spielt’s für eine Rolle?« Paris kam sich wie ein Narr vor. Von einem Naivling wie Kim durfte er kein Verständnis erwarten. »Ich habe gelogen.«
    »Aber dann traten Sie vor und gestanden Ihre Schuld«, beharrte der Fähnrich.
    Paris zuckte mit den Achseln – eine ehrliche Antwort, die nicht viel bedeutete. »Um ganz offen zu sein, Harryc « Er schob den Teller mit der angeblichen Tomatensuppe beiseite.
    »Ich hätte nur den Mund halten müssen – dann wäre alles in Ordnung gewesen. Aber ich konnte es nicht. Die Geister der drei toten Offiziere kamen mitten in der Nacht zu mir und lehrten mich die wahre Bedeutung von Weihnachtenc « Er unterbrach sich, erfüllt von jäher Verlegenheit. »Deshalb habe ich ein Geständnis abgelegt«, fuhr er fort. »Was sich als schlimmster Fehler meines Lebens erwies. Aber nicht als letzter. Ich mußte Starfleet verlassen, suchte nach einer Möglichkeit zum Kampf und fand den Maquis.« Paris schüttelte den Kopf. »Man faßte mich bei meinem ersten Einsatz.«
    Kim stocherte nachdenklich in seinem Essen. »Es muß sehr schwer für Sie gewesen sein«, sagte er schließlich. »Als Sohn eines Admiralsc «
    Ein unwillkommenes Erinnerungsbild zeichnete sich vor Paris’ innerem Auge ab: Es zeigte ihm seinen Vater am Ende der Verhandlung. Seltsamerweise verband er keine

Weitere Kostenlose Bücher