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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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glitt beiseite, und das leise, beständige Summen der Bordsysteme erklang. Etwas in Janeway reagierte ebenso auf dieses besondere Geräusch wie der Körper einer Tänzerin auf Musik. Cavit leistete Stadi an den Navigationskontrollen Gesellschaft, sah auf und nickte kurz. Janeway lächelte. Sie liebte dieses Schiff bereits, obwohl der erste Flug noch bevorstand. Sie liebte die Eleganz der Brücke, die Anmut und Kraft zum Ausdruck bringende Struktur. Einmal mehr fragte sie sich, wie es sein mochte, mit der Voyager auf fast Warp zehn zu beschleunigenc
    Sie trat zum Kommandodeck herunter, näherte sich dem Befehlsstand und legte dort die Hand auf die Rückenlehne des Sessels, der für den Captain reserviert blieb.
    »Mein Erster Offizier, Lieutenant Commander Cavit.«
    Janeway deutete auf die beiden Männer, als Cavit die Hand ausstreckte. »Fähnrich Kim, Mr. Paris.«
    Cavit zögerte kurz, bevor er Paris’ Hand ergriff. Sein Lächeln wirkte gezwungen. »Willkommen an Bord.«
    Janeway nahm sich vor, später mit Cavit zu reden – sie hatte mehr Takt von ihm erwartet. Im Gegensatz zu Paris, der nicht überrascht zu sein schien. In seinem Gesicht zeigte sich eine Mischung aus Erheiterung und Bitterkeit.
    Janeway lenkte Kim ab, indem sie zur Funktionsstation deutete. »Das ist Ihr Platz. Möchten Sie gleich mit dem Dienst beginnen?«
    Der Fähnrich lächelte erfreut. »Ja, Ma’am.«
    Janeway widerstand der Versuchung, ihm den Kopf zu tätscheln. »Noch geht es nicht hart auf hart, Mr. Kim.« Sie bedeutete ihm, an der Konsole Platz zu nehmen. »Ich gebe Ihnen Bescheid, wenn es soweit ist.«
    Sie legte die Hände auf den Rücken und schritt durch den Kontrollraum. Angeblich ging es ihr darum, den einzelnen Offizieren noch einmal über die Schulter zu blicken und einen Eindruck von der allgemeinen Situation zu gewinnen. Aber in Wirklichkeit genoß Janeway das berauschende Gefühl von Freiheit und Verantwortung, das jedes neue Kommando begleitete. Die Brücke war recht klein, und ihre Crew schien sich schon jetzt in eine Gemeinschaft verwandelt zu haben.
    Bestimmt bilden wir ein gutes Team, dachte Janeway zufrieden und war stolz darauf, Captain dieses Schiffes zu sein.
    Paris ließ einen stummen Blick durch den Kontrollraum wandern, beobachtete Männer und Frauen, die einen vielversprechenden Weg in die Zukunft beschritten – einen Weg, der ihm für immer verwehrt blieb. Janeway verglich ihn mit einem Mißklang innerhalb von Harmonie. Es regte sich kein Mitleid in ihr. Sich mit den Konsequenzen des eigenen Handelns abzufindenc Darin bestand eine der schwierigsten Lektionen des Lebens. Manchmal wurden Leute, von denen man eigentlich viel erwarten durfte, nicht mit den Folgen der eigenen Fehler fertig. Manchmal scheiterten sie schon ganz zu Anfang. Wenn so etwas geschahc Dann konnte nicht einmal ein Vater in der Admiralität helfen. Wenn sich Paris nicht an seine Rolle als Beobachter und Fremder an Bord der Voyager gewöhnte, so stellten die nächsten Wochen vor allem für ihn selbst ein Problem dar. Er durfte kaum damit rechnen, daß die Crew Verständnis für ihn zeigte.
    Janeway trat aufs Kommandodeck hinunter und stellte einen Blickkontakt mit Cavit her. Es wird Zeit, dachte sie. Der Erste Offizier schien ihre Gedanken zu erraten und nickte.
    »Lieutenant Stadic « Cavits Stimme weckte die
    Aufmerksamkeit aller Anwesenden. »Programmieren Sie den Kurs, und bitten Sie um Starterlaubnis.«
    Stadi nickte und berührte mehrere Schaltflächen. »Kurs programmiert. Deep Space Nine hat uns Starterlaubnis erteilt.«
    »Manövriertriebwerk bereit.«
    »Bereitschaft«, meldete Kim etwas zu eifrig. Janeway lächelte, als sie die Aufregung in seiner Stimme hörte. Ich weiß, wie Sie sich jetzt fühlen.
    Sie nahm im Kommandosessel Platz und gab sich ruhig, obgleich alles in ihr zitterte. Wie dem auch sei: Ein Captain durfte nicht nervös hin und her rutschen, wenn eine Mission begann.
    Janeway holte tief Luft und schob das Kinn vor. Es ist soweit, dachte sie.
    »Also los«, sagte sie nur.
    5
    Der Tag fängt nicht besonders gut an, dachte Tom Paris, als er die Messe betrat, gähnte und sich den Nacken rieb. Erst seit knapp vierundzwanzig Stunden befand er sich an Bord der Voyager – Zeit genug für ihn, um vor der Brückencrew wie ein Idiot dazustehen und anschließend eine schlaflose Nacht zu verbringen. Zuerst hatte er geglaubt, daß es am zu weichen Bett lag (derartiger Komfort fehlte in der Strafsiedlung), außerdem an der

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