Der Beschützer
stand langsam auf. »Stadi ist tot«, sagte er ernst. Seine Stimme schwankte ein wenig, und er hoffte, daß Janeway keinen Anstoß daran nahm.
»Captainc?« warf Kim ein.
Paris hieß die Ablenkung willkommen. Er sah so etwas wie Mitgefühl in Janeways Augen und wußte nicht, wie lange er noch die Maske von Kraft und Stärke aufrechterhalten konnte.
»Da draußen ist etwas, Captain!«
Janeway drehte sich um und ging bis zum Geländer, sah von dort zur Funktionsstation auf. »Bitte geben Sie mir eine bessere Beschreibung, Mr. Kim.«
»Ich weiß nicht, um was es sich handelt.« Verlegenheitsröte zeigte sich in Kims Gesicht, als der Fähnrich auf die Monitore blickte und sich bemühte, mehr herauszufinden. »Mit den Daten läßt sich kaum etwas anfangen.«
»Können Sie ein Bild auf den Schirm projizieren?«
»Ich versuche esc «
Lautes statisches Rauschen drang aus den Lautsprechern.
Paris drehte sich um und rechnete fast mit einem weiteren Angriff. Bunte Streifen zuckten durchs Projektionsfeld und formten immer wieder neue Muster, während das Bild dahinter nur ganz langsam deutlichere Konturen gewann. Zuerst glaubte Paris, eine Stadt zu erkennen, und er fragte sich, ob Kim vielleicht TV-Signale eines nahen Planeten empfing. Doch kurze Zeit später erschienen Sterne, und Paris begriff: Was er bisher für Gebäude gehalten hatte, waren nur winzige Komponenten einer ebenso gewaltigen wie sonderbaren Anlage aus Streben, Stützen, Bögen, Säulen und Masten, die aus einer langen, flachen Orbitalstruktur wuchsen. Energie pulsierte und flackerte zwischen den stachelartigen Gebilden.
In regelmäßigen Abständen kam es zu einer Entladung, die fortraste und sich irgendwo in der Unendlichkeit verlor.
Wie ein Leuchtturm, dachte Paris. Er beobachtete, wie ein glühender Energieball durch die Schwärze raste. Oder eine Art Peilsignal?
An der unteren Seite der riesigen Raumstation spiegelte ein kleines Objekt das Licht des energetischen Flackerns wider.
Am einen Rand des Bildschirms wurde der Registrierungscode eingeblendet, und daher wußte Paris: Er sah das Maquis-Schiff.
»Captainc « , brachte Kim leise und fassungslos hervor.
»Wenn die Sensoren richtig funktionieren, sind wir über siebzigtausend Lichtjahre von den Badlands entfernt.« Er hob den Kopf und sah zu Janeway, war viel zu verblüfft, um Furcht zu empfinden. »Wir befinden uns auf der anderen Seite der Galaxis!«
6
Die andere Seite der Galaxis. Janeway wandte sich langsam von Paris ab, griff nach dem rußbedeckten Geländer und hielt sich daran fast, als ihre Knie nachzugeben drohten.
Die andere Seite der Galaxis!
An der Akademie wurde man nicht darauf vorbereitet, so etwas zu hören. Verhandlungen, Kampf, die manchmal recht komplizierten Angelegenheiten des Dienstes an Bord, schiffsinterne Verwaltung und Politik, jene Aspekte des Lebens zwischen den Sternen, auf die sich ein Captain freuen konnte – so etwas hatte die Tage und Nächte von Janeways beruflicher Laufbahn gefüllt. Aber daß der Einsatzoffizier berichtete, es hätte ein Transfer über siebzigtausend Lichtjahre hinweg stattgefundenc Nie zuvor hatte Kathryn Janeway Gelegenheit bekommen, über ihre Reaktionen auf derartige Meldungen zu spekulieren.
Sie besann sich aufs Konkrete. »Was ist mit dem Maquis-Schiff?«
Kim blinzelte – der immer noch durch den Kontrollraum treibende Rauch schien ihm in den Augen zu brennen. »Die Lebensindikatoren registrieren keine Bio-Aktivität an Bord.«
»Und diec Raumstation?« Janeway deutete zu dem verwirrenden Gebilde auf dem großen Bildschirm.
»Die Ortungssignale der Sensoren können sie nicht durchdringen.« Energie pulsierte, stob dann davon.
»Haben Sie eine Ahnung, was es mit diesen Entladungen auf sich hat, Mr. Kim?«
»Hochenergetische Impulsec « Der Fähnrich nahm eine Analyse vor, und Janeway wartete so geduldig, wie es das Chaos um sie herum zuließ. Paris hatte unterdessen Stadis Leiche zur Seite gezogen und begann nun damit, das Feuer im Bereich der Navigationskonsole zu löschen.
»Offenbar gelten sie einem Sonnensystem in der Nähe«, sagte Kim schließlich. »Das Zentralgestirn gehört zum G-Typ.«
»Versuchen Sie, einen Kom-Kontakt mit der Station herzustellen«, wies Janeway ihn an.
Der Fähnrich nickte, und Paris sah erwartungsvoll auf, als Janeway mit einer Tour durch die Brücke begann. S ie sind kein Offizier, dachte sie. Unter den derzeitigen Umständen gebe ich Ihnen nicht die geringste Verantwortung.
Janeway
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