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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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verzichtete darauf, diese Gedanken laut auszusprechen. Dies war kaum der geeignete Zeitpunkt für eine Konfrontation mit dem ›Beobachter‹.
    Der Insignienkommunikator piepte, was der Kommandantin Gelegenheit gab, sich von Paris abzuwenden, ohne ein Wort an ihn zu richten.
    Sie klopfte kurz auf das kleine Kom-Gerät.
    »Maschinenraum an Brückec « Es rauschte und knackte, doch die statischen Störungen täuschten nicht über die Panik in der Stimme von Junioringenieur Carey hinweg. »Hier bei uns kam es zu schweren Schäden. Der Chefingenieur ist tot, und es besteht die Möglichkeit eines Warpkern-Kollapses.«
    »Sichern Sie alle technischen Systeme«, erwiderte Janeway.
    »Ich bin unterwegs zu Ihnen.«
    Kim sah auf, als sie zum Turbolift eilte. »Keine Antwort von der Station.«
    Eigentlich hatte Janeway auch nicht mit einer gerechnet – es wäre zu einfach gewesen. »Fähnrichc «
    Sie winkte Kim fort von der Konsole. »Sehen Sie in der Krankenstation nach dem Rechten. Mr. Rollins, Sie haben das Kommando.«
    Sie betrat den Lift, noch bevor sich die Tür ganz geöffnet hatte. Einen Sekundenbruchteil später fühlte sie sich von jäher Besorgnis erfaßt. Vielleicht funktionierten die Turbolifte gar nicht mehr; vielleicht mußten sie die Wartungsschächte und Leitern benutzen, um andere Sektionen des Schiffes zu erreichen. Aber zum Glück leuchteten die Kontrollen sofort auf, als Janeway sie berührte, und die Elektronik der Transportkapsel summte mit beruhigender Gleichmäßigkeit.
    Bevor sich das Schott schloß, warf sie noch einen letzten Blick zur Brücke, der ihr Tod und Zerstörung zeigte – außerdem einen Paris, der ihr mit unverhohlener Enttäuschung nachsah.
    Auf sehr schmerzliche Weise war er sich der Tatsache bewußt, daß ihn die Kommandantin ohne Auftrag zurückließ, obgleich es überall an Bord mehr als genug zu tun gab.
    Als sich die Voyager zum erstenmal schüttelte, ließ Dr. Fitzgerald nicht zu, daß seine Assistentin T’Prena einen Kontakt mit der Brücke herstellte und sich nach der gegenwärtigen Situation erkundigte. Er sah keinen Sinn daran, die Kommando-Offiziere während einer angespannten Lage zu stören, irgendwelche Erklärungen von ihnen zu verlangen oder ihnen Rat anzubieten. »Kommandanten wissen, was für ihre Schiffe am besten ist«, lautete eine seiner Weisheiten. »Und wir wissen, was für die Crew am besten ist.« Manchmal war es am besten, wenn sich alle auf ihre Pflicht besannen und keine Gedanken an jene Dinge verschwendeten, um die sich andere Leute kümmerten.
    Allerdingsc Derzeit wünschte sich Fitzgerald, mehr über die Ereignisse auf der Brücke und außerhalb des Schiffes zu wissen.
    Er hielt T’Prena beschäftigt, indem er ihr vulkanisches Gedächtnis anstatt eines Datenblocks benutzte, als es darum ging, ein Gerät für die Analyse von Zellstrukturen zu kalibrieren. Es war alles andere als einfach, einen Vulkanier abzulenken – und zu beurteilen, ob man mit entsprechenden Bemühungen einen Erfolg erzielte. Vulkanier wurden nicht unruhig und nervös, wenn sie sich unglücklich fühlten. Sie verhielten sich immer auf die gleiche Weise und behaupteten sogar, überhaupt nicht unglücklich sein zu können. Aber Fitzgerald hatte genug Zeit an der vulkanischen Akademie der Wissenschaften verbracht, um hinter die Fassade angeblich unerschütterlicher Rationalität zu blicken und mehr zu erkennen als nur ein vom Hormonschub verursachtes Pon farr.
    Er wußte, daß Vulkanier oft ebenso wie Menschen empfanden; sie ließen nur nicht zu, daß ihre Gefühle Gebaren und Handeln bestimmten. Selbst wenn sie sich auf eine Weise verhielten, die als emotional bezeichnet werden konnte: Sie achteten immer darauf, daß eine logische Basis existierte. Fitzgerald hatte nie herausgefunden, ob sie dadurch ›emotionsfrei‹ wurden oder einfach nur zugeknöpft und verklemmt. Eins stand fest: Der Umstand, daß er die außerordentlich subtilen Hinweise auf Gefühle bei Vulkaniern zu erkennen und zu deuten vermochte, gab ihm als Arzt einen wichtigen Vorteil.
    Dadurch wußte er, was die betreffende Person in geistiger Hinsicht brauchte – noch bevor sich das Individuum selbst darüber klar wurde. Diese besondere Fähigkeit erfüllte ihn mit Stolz. Nicht jeder Arzt konnte von sich behaupten zu wissen, was für einen Vulkanier am besten war. Fitzgerald nutzte praktisch jede Gelegenheit, um darauf hinzuweisen.
    Aber natürlich nicht in der Gegenwart von Vulkaniern.
    Er wollte immer nur das Beste.

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