Der Beschützer
verließen den Frachtbereich, ohne einen Blick in die Kapseln zu werfen.
Cavit lag in einer von ihnen, still und reglos, so wie es Tepper befohlen hatte. Zwei Tage lang rührte er sich nicht – bis schließlich die Enterprise eintraf.
In den nächsten Jahren wiesen ihn Dutzende von Offizieren und Admirälen darauf hin, daß er sich richtig verhalten hatte.
Ja, es sei richtig und auch sehr tapfer gewesen, den Anweisungen des Oberbootsmanns zu folgen und sich zu verstecken, während der Captain und alle anderen starben.
Dadurch wurde es möglich, die Hintergründe der Tragödie aufzudecken und die Schuldigen zu entlarven. Es gelang, die Orioner zu fassen, und sie wurden so für ihr schreckliches Verbrechen bestraft, wie es das Föderationsgesetz verlangte.
Cavit besuchte die Verhandlungen nicht. Er wußte nur eins: Trotz der vielen lobenden Worte, die er von hochrangigen Starfleet-Repräsentanten gehört hatte, brannte Schmerz in seinem Herzen. Er kam sich wie ein Verräter vor, weil er tatenlos zugelassen hatte, wie man sein Schiff zerstörte und die Kameraden tötete. Jeden Abend betete er, bevor er zu Bett ging, bat die Götter um Vergebung. Und er versprach ihnen: Wenn er jemals in eine ähnliche Situation geriet, so wollte er kämpfen und die Crew auf keinen Fall im Stich lassen.
Es darf sich nicht wiederholen!
Cavit schob den reglosen Körper eines Brückenoffiziers beiseite, kroch unter der Konsole hervor und richtete sich auf.
Er wußte nicht, ob die Notbefeuchtung ausgefallen war oder ob ihm die Explosion das Augenlicht geraubt hatte: Um ihn herum blieb alles dunkel, und mit beiden Händen tastete er nach dem Geländer. Es darf nicht noch einmal geschehen, dachte er. Mein Schiff, der Captain, die Crewc Eher sterbe ich, als sie noch einmal im Stich zu lassen!
Als Cavit weiter oben lautes Knirschen und Knacken hörte, begriff ein rationaler Teil seines Selbst, daß die Brückendecke nachgab. Er hob den Kopf und starrte nach oben, ohne irgend etwas zu erkennen. Die Finsternis blieb undurchdringlich; er konnte nicht feststellen, wohin er sich wenden mußte, um der Gefahr zu entgehen. Er schloß die Hände fester ums Geländer und haßte sich für die Schwäche, als herabstürzende Trümmer ihn zu Boden rissen und unter sich begruben.
»Statusbericht!«
Paris kehrte in die Wirklichkeit zurück, als er Janeways scharfe Stimme hörte. Er blinzelte, streckte die Hände aus, um etwas Vertrautes zu berühren, suchte nach geeigneten Worten für eine Antwort. Plötzlich merkte er, daß er mit dem Gesicht nach unten auf dem Hauptdeck lag. Rauchschwaden umwogten ihn. Mühsam setzte er sich auf und trachtete danach, die Orientierung wiederzufinden.
»Leck im Bereich von Deck vierzehn!« Kim bediente schon wieder die Kontrollen seiner Station und nahm Informationen von den verschiedenen Displays entgegen. Dem faustgroßen blauen Fleck am einen Backenknochen und der Brandwunde am Arm schenkte er überhaupt keine Beachtung. »Der Kom-Kontakt zum Maschinenraum ist unterbrochen. Ich versuche, neue Verbindungen zu schaffenc «
Paris taumelte zu Stadi, die neben der geborstenen Navigationskonsole lag. Er hörte, wie Janeway hinter ihm Trümmerstücke beiseite trat. Sein Blick glitt hin und her, fiel auf etwas Schwarzes und Rotes in dem Durcheinander – eine Leiche.
»Reparaturmannschaften!« rief Janeway. Sie bemühte sich, das Heulen der Sirenen zu übertönen. »Das Leck auf Deck vierzehn abdichtenc «
»Erste Berichte treffen ein«, erklang eine Stimme von der taktischen Konsole. »Die Krankenstation meldet sich nicht.«
Paris zog behutsam an Stadis Schulter, und dadurch geriet ihr schlaffer Leib in Bewegung, rollte auf den Rücken – und zeigte ihm verbrannte Augen. Eigentlich kein Wunder: Sie hatte die volle Wucht der Explosion zu spüren bekommen, die das Navigationspult zerstört hatte. Kummer regte sich in Paris.
Und auch Zorn, der jedoch sinnlos blieb – er trug keine Verantwortung für den Tod der Betazoidin; sie war etwas zum Opfer gefallen, das sich seiner Kontrolle entzog.
»Brücke an Krankenstation.« Die Kommandantin stand jetzt direkt hinter ihm. »Hören Sie mich, Doktor?«
Cavit. Plötzlich verstand Paris. Seit der Verschiebungswelle hatte er Cavit nicht mehr gehört, und Janeway hielt es offenbar nicht für nötig, sich nach ihrem Ersten Offizier zu erkundigen.
Was bedeutete: Sie wußte bereits Bescheid.
Die Kommandantin trat näher. Paris nahm sich ein Beispiel an ihrer Fassung und
Weitere Kostenlose Bücher