Der Beschützer
daß die Luftumwälzungsanlage der Brücke zweimal pro Stunde aktiv wurde.
Ich hätte die Krankenstation aufsuchen und mich vom holographischen Arzt betäuben lassen sollen.
Sie hätte Mark auf folgendes hinweisen sollen: Jede neue Mission brachte das Risiko mit sich, daß sie nicht zurückkehrte.
Sie hätte ablehnen sollen, als Starfleet sie mit diesem Einsatz beauftragte.
Janeway brummte leise, rollte sich auf die Seite und preßte beide Hände ans Gesicht. Mit den Handballen drückte sie auf die Augen – als könnte sie auf diese Weise alle unerwünschten Gedanken aus sich vertreiben.
Ihr Insignienkommunikator piepte und bewahrte sie vor mehr Zorn auf sich selbst. »Brücke an Captain Janeway.«
Tuvok schien tatsächlich nie zu schlafen. »Sprechen Sie.«
Sie versuchte vergeblich, entspannt und ausgeruht zu klingen.
»Tut mir leid, Sie zu stören, Captain.« Damit gab Tuvok zu verstehen, daß er durchaus imstande war, den menschlichen Tonfall zu interpretieren. »Wir haben ein Raumschiff geortet.
An Bord befindet sich eine humanoide Lebensform.«
»Ich bin gleich bei Ihnen.« Janeway stand auf und strich das Haar zurück. Bestimmt sehe ich verheerend aus, dachte sie.
Und wenn schon. Auf so etwas kommt es jetzt nicht an. Sie verließ den Bereitschaftsraum und betrat die Brücke.
»Stellen Sie einen Kom-Kontakt zum fremden Schiff her.«
Rollins wandte sich der Funktionsstation zu, und Janeway schritt zum Befehlsstand. Von dort aus sah sie zum großen Bildschirm. Dutzende von Raumschiffen drifteten in einem Durcheinander aus alten Satelliten und teilweise demontierten Sonden. An einer Stelle bemerkte die Kommandantin einen langen, mit einer Sensorscheibe ausgestatteten Zylinder, der sie an frühe Marssonden erinnerte. Nicht weit davon entfernt schwebte ein exianischer Transporter, dessen Fracht sich längst durch die Außenhülle gefressen hatte.
Wie ein kosmisches Sargassomeer, dachte Janeway. Es erschien ihr kaum vorstellbar, daß es dort noch Leben geben konnte.
Plötzlich wechselte das Bild, und ein Fremder mit schmalem, hohem Kopf sowie schokoladenbraunen Augen erschien. »Wer auch immer Sie sind: Ich habe diesen Raumschrott als erster entdeckt.«
Janeway erlaubte sich ein dünnes Lächeln. Das Geschöpf stand in einer kleinen Kammer und konnte sich nicht ganz aufrichten, ohne mit dem Kopf an die Decke zu stoßen. Unter solchen Umständen fiel es schwer, würdevoll zu wirken.
»Wir sind gar nicht an dem Schrott interessiert, Misterc «
Offenbar verstand der Fremde die indirekte Frage.
»Neelix.« Er breitete die Arme aus, was dazu führte, daß seine Fingerknöchel über die Wände schabten. »Und da Sie nicht an dem Schrott interessiert sindc « Er lächelte fröhlich.
»Es freut mich, Sie kennenzulernen.«
»Ich bin Captain Kathryn Janeway vom Föderationsschiff Voyager«, sagte die Kommandantin förmlich.
Neelix nickte. »Ein sehr eindrucksvoller Titel. Ich weiß nicht, was er bedeutet, aber er ist sehr eindrucksvoll.« Er lächelte erneut, und Janeway fragte sich, ob er sich ganz bewußt bemühte, so freundlich und aufgeschlossen zu sein. Oder zeichneten sich alle Angehörigen seines Volkes durch einen derartigen Enthusiasmus aus?
Eigentlich wollte Janeway nicht lange genug in diesem Teil der Galaxis bleiben, um eine Antwort darauf zu bekommen.
»Kennen Sie sich in dem hiesigen Raumgebiet aus, Mr. Neelix?«
»Ich bin dafür berühmt, mich hier gut auszukennen«,
behauptete die Gestalt auf dem Bildschirm stolz. »Wie kann ich Ihnen zu Diensten sein?«
Janeway vermied es, schon jetzt eine konkrete Bitte zu formulieren. »Was wissen Sie über die Raumstation, die energetische Impulse zum fünften Planeten schickt?«
Neelix kicherte und schloß dabei die Augen. »Ich weiß genug von ihr, um eine sichere Entfernung zu wahren.« Er zwinkerte mehrmals, als ginge es ihm darum, auf diese Weise die Heiterkeit aus den Augen zu verbannen. »Moment mal. Lassen Sie mich raten.« Ein Teil der Vergnügtheit verweilte in seinen Zügen und auch in der Stimme. »Sie stammen aus einem anderen Teil der Galaxis. Und man brachte Sie gegen Ihren Willen hierher.«
Ein flaues Gefühl entstand in Janeways Magengrube.
»Offenbar hören Sie das nicht zum erstenmal.«
»Leider nein.« Neelix seufzte. »So etwas ist schon tausendmal geschehen.« Er zuckte kurz mit den Achseln. »Ich meine, mindestens hundertmal. Oder fünfzigc « Er gab den Versuch auf, die genaue Anzahl zu nennen. »Schon seit Monaten
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