Der Beschützer
keinen Gedanken daran, wie tief unter der Oberfläche sie waren und wie lang die Tunnel sein mochten. »Mr. Paris, gehen Sie mit Kes los, und überprüfen Sie die Sache.«
»Augenblick!« Neelix setzte sich in Bewegung, als Paris die junge Frau fortführen wollte. »Vielleicht brauchen Sie Hilfe.«
Janeway argwöhnte, daß es ihm um etwas anderes ging: Er wollte sicherstellen, daß Paris keine Gelegenheit fand, Kes zu sehr zu beeindrucken – während er nicht in der Nähe weilte, um die Dinge in die richtige Perspektive zu rücken. Eine herrlich banale Sorge, verglichen mit dem Schicksal eines Raumschiffs und seiner Besatzung. Sie belächelte Neelix’ Unschuld.
»Wir sollten mit den Ärzten und Krankenschwestern des Hospitals reden.« Janeway ging los, ohne festzustellen, ob Tuvok und Chakotay ihr folgten. Kes hatte zwar darauf hingewiesen, daß Fremde in der Klinik kaum mit Auskunft rechnen durften, aber vielleicht gab es trotzdem irgendeine Möglichkeit, Antworten zu bekommen. »Vielleicht können wir etwas über Torres und Kim herausfindenc «
Es donnerte ohrenbetäubend laut, und der Boden erbebte so heftig, daß Janeway fiel. Sie rollte einen Meter weit, schnappte nach Luft und ergriff Chakotays ausgestreckte Hand. Tuvok hatte bereits seinen Tricorder aktiviert und begann mit einer Sondierung, während die Ocampa um sie herum in alle Richtungen davonstoben.
»Voyager an Captain Janeway.«
Rollins’ Stimme war in dem Chaos kaum zu hören. Janeway ließ sich von Chakotay auf die Beine ziehen, taumelte und wartete darauf, daß sich die Welt wieder beruhigte. Sie sah zur fernen Decke hoch. Bildeten sich bereits Risse in ihr?
»Ich höre.«
»Die Raumstation feuert mit einer Art Waffe auf den Planeten, Captain.« Im Hintergrund summten und piepten Instrumente. Rollins schnaufte erstaunt und fügte hinzu:
»Offenbar sollen die energetischen Kanäle versiegelt werden.«
Chakotay folgte Janeways Blick nach oben. »Wenn die Ocampa ihre Energie von der Station erhaltenc Warum versiegelt der Beschützer die Kanäle?«
Janeway schüttelte langsam den Kopf. Irgendwo weit, weit oben raste ein weiterer Energieblitz durchs All, dem Planeten entgegen. Sie glaubte, ihn bereits zu spüren, spannte die Muskeln und erwartete neuerliches Donnern und weitere Erschütterungen.
Neben ihr ließ Tuvok den Tricorder sinken und runzelte nachdenklich die Stirn. »Er würde sie versiegeln, wenn er nicht beabsichtigt, sie noch einmal zu benutzen.« Er drehte den Kopf, als er Chakotays skeptisches Brummen hörte. »Um die Ocampa vor ihren Feinden zu schützen.«
Er klappte den Tricorder zusammen. »Captain, es gibt jetzt genug Daten für eine fundierte Hypothese. Ich glaube, der Beschützer stirbt.«
Janeway wandte den Blick von der hohen Decke ab und sah den Vulkanier an. »Bitte erklären Sie das.«
»Zuerst liefert er mehr Energie, genug für die Stadt, um während der nächsten fünf Jahre energetisch autark zu sein.
Dann versiegelt er die entsprechenden Kanäle. Daraus läßt sich nur ein Schluß ziehen: Die Entität beabsichtigt nicht, ihre Aufgabe als ›Beschützer‹ auch weiterhin wahrzunehmen.«
»Was nicht unbedingt bedeuten muß, daß sie stirbt«, erwiderte Chakotay skeptisch. »Vielleicht geht es ihr nur darum, das Sonnensystem zu verlassen.«
Tuvok dachte einige Sekunden lang darüber nach und schüttelte dann den Kopf. »Das halte ich für unwahrscheinlich.
Immerhin hat sich der sogenannte Beschützer über
Jahrtausende hinweg um die Ocampa gekümmert. Ich glaube, er fühlt sich ihnen verpflichtet. Vielleicht gibt es hier einen direkten Zusammenhang mit der ›Schuld, die nie bezahlt werden kann‹.« Er deutete zu den wenigen Einheimischen, die noch in der Nähe weilten. Die meisten hatten irgendwo Zuflucht gesucht, waren längst in den Passagen und Gebäuden verschwunden. »Außerdem wies er mehrmals darauf hin, daß die Zeit knapp wird. Ich nehme an, sein Tod steht unmittelbar bevor.«
Janeway starrte den vulkanischen Sicherheitsoffizier groß an.
»Wenn die Entität stirbtc Wie sollen wir dann heimkehren?«
Tuvok wandte den Blick ab, ohne diese Frage zu beantworten.
17
Kim reagierte mit einem Schrei auf die erste Explosion. Die Hand eines unsichtbaren Titanen schien nach der Metalltreppe im Schacht zu greifen und an ihr zu zerren. Staub wirbelte auf, bildete dichte Wolken. Der Fähnrich klammerte sich fest und merkte zu spät, daß die Taschenlampe seinen Fingern entglitt.
Torres knurrte einen
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