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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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unser mentales Potential hattenc «
    »Die Geschichten über die kognitiven Talente unserer Vorfahren sind Legenden.« Toscat richtete diese Worte an Janeway. Es schien ihm wichtig zu sein, daß sie verstand.
    »Wenn sie tatsächlich einen Kern Wahrheit enthalten, so wird dieser weit übertrieben.«
    »Wir haben jene Eigenschaften verloren, weil wir keinen Gebrauch mehr von ihnen machten«, betonte Kes.
    Toscat winkte, als wollte er die Worte dadurch von sich fernhalten. »Denken wir nicht an jene Dinge, die wir verloren.
    Besinnen wir uns statt dessen auf das, was wir gewannen.«
    »Ja.« In Kes’ Stimme vibrierte jetzt ein Ärger, der an Verachtung grenzte. »Wir gewannen Abhängigkeit. Wir nehmen, was man uns gibt.« Sie schüttelte den Kopf und griff nach Neelix’ Hand – zweifellos eine Geste des Trotzes. »Ich helfe diesen Leuten, Toscat, ob es dir paßt oder nicht. Und ich glaube, ich kann dabei auf die Unterstützung meiner Freunde zählen.«
    Die jungen Bauern murmelten zustimmend, und Toscat schnitt eine finstere Miene. »Du hast den Beschützer herausgefordert, indem du die Oberfläche aufgesucht hast, Kes. Lern aus der Erfahrung. Folge dem Pfad, den er für uns bestimmt hat.«
    Kes lachte leise. »Ich habe eigene Erfahrungen gemacht und den Sonnenschein gesehen, Toscat!«
    Die jungen Ocampa um sie herum seufzten. Mitgefühl regte sich in Janeway, als sie sich das Los dieser Leute vorzustellen versuchte. In einer Höhlenwelt aufzuwachsen, ohne jemals die Sonne zu sehenc
    »Ich kann nicht glauben, daß der Beschützer etwas dagegen hat, wenn wir die Augen öffnen und den Himmel betrachten«, fuhr Kes fort. Stolz wandte sie sich an Janeway und die anderen. »Kommen Sie. Suchen wir Ihre Leute.«
    Entschlossen drehte sie sich um, und Neelix – in seinem Gesicht leuchtete Bewunderung – folgte ihr sofort. Die Bauern zögerten nicht, sich der jungen Frau anzuschließen, formten eine stumme Prozession, die durch den Garten wanderte. Der ältere Ocampa gestikulierte vage und schüttelte traurig den Kopf. Er wirkte wie ein von seinen Kindern enttäuschter Vater.
    Janeway war sicher, daß Toscats Kummer nicht zu
    Gewaltanwendung führen würde – dazu schienen die Ocampa überhaupt nicht fähig zu sein. Sie winkte ihren Begleitern zu und schritt ebenfalls in Richtung der fernen Stadt.
    16
    Wir haben gewußt, daß uns lange und dunkle Tunnel erwarten, erinnerte sich Kim. Die Krankenschwester hatte sie mehrmals darauf hingewiesen, bevor sie ihnen half, das Hospital und die Stadt zu verlassen. Eine Ewigkeit schien seitdem vergangen zu sein. Kim war sicher gewesen, daß er genau wußte, was sie erwartete; die vielen Hinweise schienen nichts der Phantasie zu überlassen. Doch jetzt sah die Sache anders aus. Alle Muskeln in Kims Leib schmerzten, und er war kaum mehr in der Lage, einen Fuß vor den anderen zu setzen. Er wünschte sich nun, seine Vorstellungskraft bemüht und einer anderen warnenden Stimme – der in seinem Innern – gelauscht zu haben.
    Die Krankenschwester hatte es trotz ihrer vielen
    Beschreibungen versäumt, auf die schreckliche Trostlosigkeit dieser Umgebung hinzuweisen. Die meisten Tunnel boten gerade genug Platz, um aufrecht in ihnen zu stehen, und manchmal mußten Torres und Kim auf allen vieren kriechen.
    Wacklige Wendeltreppen aus rostigem Metall reichten in vertikalen Schächten nach oben. Bei jedem Schritt knackten und knirschten sie, als könnten sie jeden Augenblick in die Tiefe stürzen. Überall tropfte Feuchtigkeit von den Felswänden, und der Fähnrich glaubte, mehr als einmal verrottenden Stoff zu riechen. Er wagte es nicht, dem Ursprung dieses Geruchs auf den Grund zu gehen, doch vor dem inneren Auge bildete sich ein Entsetzensbild: Skelette von Ocampa, die vergeblich versucht hatten, zur Oberfläche zu gelangen.
    Torres bestand darauf, daß sie ihre Taschenlampen so wenig wie möglich benutzten – immerhin wußten sie nicht, wie lange sie noch durch die Finsternis unterwegs waren. »Solange es nach oben geht, wissen wir wenigstens, daß die Richtung stimmt«, meinte die Klingonin.
    Das klang ein wenig zu einfach, fand Kim, aber im Grunde genommen entsprach es der Wahrheit. Wie dem auch sei: Als Hypothese taugte es ebensoviel wie die Annahme, daß sie schließlich in der Lage sein würden, sich an die Oberfläche zu graben.
    Die kühle Schwärze in den Tunneln brachte ein Gefühl der Einsamkeit. Angesichts der schmalen Passagen blieb ihnen nichts anderes übrig, als

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