Der Beschützer
hintereinander zu gehen, ohne sich an den Händen halten zu können.
Kim stieß mit dem einen Fuß an einen metallenen Gegenstand, verlor das Gleichgewicht und fiel auf die Knie.
Ich habe die Nase voll, dachte er. Ich will nicht weiter durch die Dunkelheit marschieren und klettern. Ich möchte mich ausruhen, nach Hause zurückkehren und dies alles vergessen.
Er stützte sich an dem Werkzeugsack ab, der eine Stufe vor ihm lag, schnappte nach Luft und wartete darauf, daß der Schmerz nachließ.
Plötzlich schimmerte Licht, und Kim stöhnte, schirmte sich rasch die Augen ab. Torres hielt die eingeschaltete Taschenlampe und kam die Treppe herab. »Kommen Sie.«
Das weiße Licht schien sich durch Hände und Augen ins Gehirn des Fähnrichs zu brennen. Er schüttelte den Kopf, fühlte sich viel zu müde und erschöpft.
»Geben Sie nicht der Krankheit nach, Starfleet.« Eine erstaunlich sanfte Hand half ihm hoch. »Kommen Sie«, wiederholte Torres, und es klang ein wenig drängender.
Kim hob den Kopf und sank zurück, bis er zu seiner
Begleiterin aufsehen konnte. Sie richtete den Lichtstrahl der Lampe zu Boden, so daß er nicht mehr geblendet wurde. Wie eine unbesiegbare Kriegerin stand sie da, und er wünschte sich, ebenso stark und zornig zu sein wie sie – um sich damit das Recht zu erwerben, zu überleben und seine Familie wiederzusehen. Doch um ihn herum drehte sich alles, und Übelkeit stieg in ihm empor. Es gelang ihm nicht, ruhig zu atmen und seine Gedanken zu ordnen.
»Es tut mir leid«, brachte er hervor und stützte sich erneut auf den Sack.
In Torres’ Gesicht zeichnete sich ein für sie ungewöhnliches Mitgefühl ab. Sie ließ Kims Ellenbogen los, und zwar ganz vorsichtig, als fürchtete sie, mit einer abrupten Bewegung seinen Zustand zu verschlechtern. »Schon gut. Wir machen hier Rast.« Sie nahm Platz, ohne den Blick von ihm abzuwenden, schlang die Arme um ihre Knie.
Kim versuchte zu lächeln, aber er fürchtete, daß nur eine Grimasse daraus wurde. »Vielleicht käme ich mit ein wenig klingonischem Blut in den Adern besser zurecht.«
B’Elanna Torres gab ein Geräusch von sich, das fast wie ein Lachen klang. »Glauben Sie mir: Es bringt viele Nachteile und kaum einen Nutzen.«
Angesichts seiner gegenwärtigen Schwäche und B’Elannas offensichtlicher Kraft fiel es ihm schwer, ihr zu glauben. Er versteifte sich, als neuerlicher Schmerz in ihm brannte. Torres legte ihm voller Anteilnahme die Hand auf die Schulter.
»Mein ganzes Leben lang habe ich mich auf Starfleet vorbereitet. Und nunc « Kim tastete nach den Fingern der Klingonin. »Jetzt sieht alles danach aus, als müßte ich bei der ersten Mission sterben.«
»Soweit ist es noch nicht«, erwiderte Torres fest. »Ich kenne einige Tricks, die der alte Nieser nicht im Überlebenskurs lehrt.«
»Der alte Nieser?« wiederholte Kim, offensichtlich verwirrt.
»Commander Zakarian.« Torres lächelte und klopfte ihm kameradschaftlich auf den Arm. »Erinnern Sie sich? Er muß gegen etwas allergisch gewesen sein.«
Kim erinnerte sich tatsächlich: an einen hageren, weißhaarigen Mann mit geröteten Augen und Wangen. Sie waren in den Appalachen unterwegs gewesen und mußten die Exkursion beenden, als irgendein Aspekt der lokalen Flora Zakarian erhebliche Atemprobleme bereitete. Kims
Akademieklasse bekam eine Auszeichnung, weil es ihr in Rekordzeit gelang, von der Wildnis in die Zivilisation zurückzufinden, noch dazu ohne Führer.
»Sie haben die Akademie besucht?« fragte der Fähnrich erstaunt.
»Im zweiten Jahr kamen die Akademieleitung und ich › ü berein‹, daß ich dort fehl am Platz war.« Torres lächelte – es schien sie nicht zu belasten, über etwas zu sprechen, das ein
›Rauswurf‹ gewesen sein mußte. Kim drückte ihre Hand, und dadurch endete die kurze Phase der Nähe. B’Elanna wich zurück.»Ich passe viel besser zum Maquis«, sagte sie und zuckte mit den Achseln.
»Wissen Siec « Kim zögerte kurz. »Ich habe Zakarian nie gemocht.« Eigentlich wollte er etwas anderes sagen, aber diese Worte fielen ihm leichter.
Torres schien zu verstehen, was er meinte. Sie schmunzelte, berührte ihn wie zärtlich am Kinn. Dann richtete sie sich demonstrativ auf und blickte die Treppe hoch, gönnte Kim noch eine kleine Verschnaufpause.
Die Skulpturen auf dem Platz schwankten, als die von der Raumstation ausgehenden Impulse in kürzeren Abständen eintrafen und mehr Energie brachten. Janeway sah auf, und aus den Augenwinkeln
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