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Der Beschützer

Der Beschützer

Titel: Der Beschützer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L. A. Graf
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Scheune, ohne den Blick vom Anzeigefeld zu lösen.
    »Sie wissen, worauf es nun ankommt.«
    Tuvok sah auf und hob beide Brauen – bei einem anderen Humanoiden wäre darin Überraschung und vielleicht auch Verwirrung zum Ausdruck gekommen. Dann nickte er langsam und schien die Banjoklänge erst jetzt zu hören.
    Janeway deutete in die entsprechende Richtung und war sehr dankbar, daß Tuvok ihre Entscheidung kommentarlos akzeptierte. Stumm setzte er die Sondierung fort. Er braucht mich nicht, um den Apparat zu finden, mit dem sich Verschiebungswellen erzeugen lassen, dachte die Kommandantin. Er brauchte auch niemanden, der ihm bei der Auswertung der Ortungsdaten half. Der Beschützer hingegenc Er schien jemanden oder etwas zu benötigen. Was Janeway betraf: Sie war noch nie imstande gewesen, einen Ort zu verlassen, ohne Antwort auf alle ihre Fragen gefunden zu haben. Sie bedauerte, keine Ocampa-Taschenlampe bei sich zu führen, als sie in die Schatten trat.
    Sie spürte den Alten eher, als daß sie ihn sah. In einer Ecke saß er, inmitten von vagen Konturen, die Sättel und Heuballen andeuteten. Das auf dem Schoß ruhende Banjo schien abwechselnd Substanz zu gewinnen und zu verlieren. Mit einem melancholischen Lächeln sah der Mann auf. »Sie sind recht hartnäckig.«
    Janeway wollte eine gewisse Distanz wahren und stützte sich an etwas ab, das wie zusammengepreßtes Heu aussah. »Wir brauchen Ihre Hilfe, um dorthin zurückzukehren, woher wir kommen«, sagte sie. Ihr Tonfall überraschte sie: Ihre Stimme klang so sanft wie die eines Arztes, der zu einem todkranken Patienten sprach.
    Das Hologramm seufzte. »Leider muß ich Sie enttäuschen.«
    Die Gestalt verschmolz mit der Schwärze, um zwei oder drei Sekunden später erneut zu erscheinen, diesmal ohne das Banjo.
    »Ich habe kaum mehr genug Kraft, um mein Werk zu vollenden.«
    Janeway glaubte zu wissen, was es mit dem ›Werk‹ auf sich hatte. »Sie versiegeln die Zugänge zur unterirdischen Welt.«
    »Damit die Kazon nicht das Wasser stehlen. Aber in einigen Jahren, wenn die Energie der Ocampa zur Neige gehtc «
    Wieder seufzte der Alte, und Janeway verstand den Grund für die mangelnde Perfektion des Hologramms: Der Beschützer verlor allmählich die Kontrolle über seine eigenen Systeme.
    »Dann verlieren die geschlossenen Zugänge ihren Sinn. Dann müssen die Ocampa ihre Zuflucht im Planeten verlassen und die Oberfläche aufsuchen – wo sie nicht überleben können.
    Ohne mich sind sie hilflos. Ich habe versagt.« Er drehte den Kopf und sah die Besucherin an. Seine Augen waren so schwarz, daß Janeway zunächst glaubte, hinter dem Schädel der Projektion die Scheunenwand zu sehen. »Sie haben auf Ihre Verantwortung der Crew gegenüber hingewiesen. Nun, ich bin für die Ocampa verantwortlich.«
    Es ergab alles einen Sinn, auf eine traurige Art und Weise.
    »Sie haben den Planeten irgendwie in eine Wüste verwandelt«, spekulierte Janeway. »Stimmt das?«
    Das Hologramm blinzelte und gewann einige zusätzliche Details, als die Entität der Terranerin mehr Aufmerksamkeit schenkte. So etwas wie Überraschung huschte durchs projizierte Gesicht.
    »Wir wissen, daß auf jener Welt eine Umweltkatastrophe stattfand, und zwar etwa zum Zeitpunkt Ihres Eintreffens«, erklärte Janeway. »Das ist die Schuld, die nie bezahlt werden kann, nicht wahr?«
    »Wir sind Forscher aus einer anderen Galaxis.« Die Stimme klang jetzt seltsamer – und damit auch authentischer, fand Janeway. »Wir wußten nicht, daß sich unsere Technik so fatal auf die Atmosphäre auswirken würde. Zwei von uns wurden dazu bestimmt, hierzubleiben und die Ocampa zu schützen.«
    Janeway dachte an Tuvok, der allein unterwegs war, um Daten zu gewinnen. Wenn er der zweiten Entität begegnetec
    »Es gibt hier noch jemanden wie Sie?«
    Der Alte schüttelte den Kopf und winkte mit einer langen, schmalen Hand ab. »Nicht mehr. Sie zog weiter, um sich interessantere Orte anzusehen. Sie verstand nie, warum die Ocampa Fürsorge brauchenc « Der Blick des Hologramms wanderte in die Ferne, galt vermutlich dem Wüstenplaneten.
    »Sie verstand nie, wie schutzbedürftig sie sindc «
    »Warum haben Sie Raumschiffe hierhergeholt?« fragte Janeway. »Warum infizierten Sie Personen mit einer tödlichen Krankheit?«
    Der Gesichtsausdruck des Alten veränderte sich, zeigte Kummer und Leid. »Ich wollte niemandem schaden. Die Betroffenen starben nicht an einer Krankheit – sie fanden den Tod, weil sie inkompatibel

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