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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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man ihr die Handtasche klaute, dazu die blonden Haare, die auf dem Hemd zerfließen, und ihre blauen Augen. Sue Shaw dagegen hat rotes Haar, trägt einen grünen Sweater sowie einen Rock mit Schottenmuster über ihren dicken weißen Beinen mit dem hellroten Pickel direkt über dem Knie. Sie hat die Beine übereinander geschlagen und wippt mit einem dieser Bootschuhe, die Art mit diesen ekligen weißen Sohlen, die Lenore nicht ausstehen kann.
    Nach einer kurzen Denkpause stößt Clarice einen Seufzer aus und sagt in einem dramatischen Flüsterton: »Cat... ist... Gott «, und fangt an zu kichern. Darauf kichern die beiden anderen auch.
    »Gott? Wie kann Cat Gott sein? Cat existiert. « Mindys Augen sind ganz rot.
    »Das sagt man nicht, das ist Blaphemie«, entrüstet sich Sue Shaw mit weit aufgerissenen Augen.
    » Bla phemie?« Clarice bricht fast zusammen und schaut dabei zu Lenore. An ihren Augen sieht man es eigentlich fast gar nicht, sie sind nur ungewöhnlich lustig, so, als wollten sie die Pointe nicht schon vorher verraten.
    » Baff phemie«, sagt Mindy.
    » Blass phemie.«
    » Bless phemie.«
    » Blues phemie.«
    » Bombas phemie.«
    »Bombenstimmung.«
    »Bucephalus.«
    »Barney Geröllheimer«
    »Baba Jaga.«
    »Bolschewik.«
    » Bla phemie.«
    Sie brechen zusammen und kringeln sich, und Lenore erliegt diesem seltsamen Mitlachzwang, wenn jemand so sehr lacht, dass man mitlachen muss. Der Partylärm aus dem Erdgeschoss dringt durch den Fußboden und vibriert von Lenores schwarzen Turnschuhen bis hoch in die Armstützen des Stuhls. Mindy rutscht vom Schreibtisch herunter und lässt sich auf Lenores Schlafsack plumpsen, der gleich neben Clarice’ nachgemachtem persischen Läufer liegt, von Mooradian’s in Cleveland, und diesmal zieht sie schamhaft ein Ende ihres Bademantels über ihren Schoß. Trotzdem kann Lenore nicht umhin, die schwellenden Brüste unter dem verschossenen rosa Frottee zu bemerken, die nämlich immer noch total voll sind und so, obwohl Mindy auf dem Rücken liegt. Unwillkürlich schaut Lenore ihr Flanellhemd hinunter und auf ihre eigene Brust.
    »Hunger«, meldet sich Sue Shaw nach einer Minute. »Massiver, immenser, unkontrollierbarer, verzehrender, unkontrollierbarer Hunger .«
    »Dann ist das eben so«, sagt Mindy.
    »Egal, wir warten.« Clarice schaut auf die Uhr an der Unterseite ihres Handgelenks. »Eine, ich betone, eine Stunde ist das Mindeste, bevor wir auch nur die klitzekleinste Kleinigkeit zu uns nehmen.«
    »Aber das geht nicht, gar nicht.«
    »Doch, das geht. Laut Beschlussfassung von vor einer Woche in diesem hohen Hause sind Fressattacken im bekifften Zustand absolut verboten. Sonst werden wir noch ein so kleines hässliches Pummelchen wie unsere arme Mindy hier.«
    »Arsch-loch«, sagt Mindy abwesend. Sie ist nicht dick, und sie weiß es, Lenore weiß es, alle wissen es.
    »Wieder ganz die Dame, unsere Metalman«, erklärt Clarice. Dann, kurz darauf: »Apropos Dame, würde es dir etwas ausmachen, deinen Bademantel zuzumachen oder dich anzuziehen oder wenigstens deinen Hintern von Lenores Sachen zu bewegen? Ich weiß nämlich nicht, ob ich jetzt wirklich bereit bin, eine eingehendere gynäkologische Untersuchung an dir durchzuführen. Denn darauf läuft es wohl hinaus, wenn man dich so sieht, stolze Lesbe von Theben.«
    »Ist ja gut«, sagt Mindy – oder vielmehr: »Gissa tut.« Worauf sie sich schwankend erhebt und sofort nach festen Gegenständen greift und sich so auf die Tür zubewegt, hinter der sich ihr winziges Zimmer befindet, direkt neben dem Bad. Sie war letzten September die Erste hier in dieser WG und hat sich gleich dieses Zimmer gekrallt, wie Clarice in einem Brief schrieb, diese verwöhnte jüdische Playmate-Prinzessin aus Scarsdale, die noch vor Erreichen der Tür Bademantel und Turban abstreift und beides nass und zerknüllt in Lenores Schoß fallen lässt, die nämlich da an der Tür sitzt, und mit ihren langen Beinen und wohl überlegten Schritten das Zimmer verlässt. Und die Tür schließt.
    Clarice sieht ihr nach, schüttelt kaum merklich den Kopf, schaut, als sie weg ist, zu Lenore hinüber und lächelt. Von unten dringt Gelächter und, da viele tanzen, das Getrampel einer Rinderherde herauf. Lenore tanzt unheimlich gern.
    Sue Shaw an ihrem Schreibtisch neben der Wohnungstür genehmigt sich einen geräuschvollen Schluck Wasser aus einem Jetsons-Plastikbecher. »Da wir gerade beim Thema sind, habt ihr heute Morgen die Splitstoesser gesehen?«, fragt

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