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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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angeschlossen sind. Scheißkompliziert, das Ganze. Ich habe nur zwei Hände und kriege nur den Mindestlohn.«
    »Dann wollen wir Sie nicht aufhalten«, sagte Candy, ohne aufzublicken, denn jemand bestellte bei ihr gerade ein ganzes Rad Stilton.
    »Also dann, Ladys. Muss dasselbe noch in Bambi’s Bondage-Katakombe machen«, sagte Peter und ging zur Tür. »Und immer schön locker bleiben.«
    »Viel Spaß beim Reinstecken«, sagte Candy. Das Geklingel von Peters Werkzeuggürtel entfernte sich.
    »Auf Wiedersehen, Peter«, rief Judith Prietht und reckte den Kopf über den Tresen, aber Peter war schon weg. Lenore sah, wie sich der riesige Schatten in der Eingangshalle .auf ihn zu bewegte und ihn förmlich verschlang.
    »Ich werde Rick bitten, hier kleinere Fenster einbauen zu lassen. Was dieser Schatten mit den Leuten macht, ist nicht normal.«
    »Du weißt, mit wem du in diesem Fall zu reden hast«, sagte Candy augenzwinkernd und zeigte auf das Blumengebinde auf dem Mülleimer. »Mit the big fromage. El Grandé Yango. «
    »Nicht lustig. Nicht mal ansatzweise.«
    Candy lachte, über ihr Telefon gebeugt.
│b│
    »Ist damit alles klar?«
    »Soweit ich erkennen kann, ja, R. V.«
    »Mehr als zwei, drei Monate dürften wir eigentlich nicht brauchen.«
    »Weniger, wenn wir ranklotzen.«
    »Wenn wir bis Thanksgiving mit dem Zeug auf den Markt kommen, winkt uns eine fette Prämie.«
    »Geil.«
    »Noch Fragen?«
    »Meinerseits nicht. Aber wer ist eigentlich der Knochenmann vor dem Gebäude.«
    »Wer?«
    »Das Skelett im Gehsteig, mit dem Gitter davor?«
    »Ach so, das ist Moses Cleaveland, Andrew.«
    »Wer?«
    »General Moses Cleaveland, der Gründer von Cleveland.«
    »Der Gründer der Stadt?«
    »Ja.«
    »Mit einem Parkplatz-Schild im Auge?«
    »Tja, so läuft das hier. Vor einem reservierten Parkplatz sind alle gleich.«
    »Kommt mir trotzdem ziemlich respektlos vor.«
    »Und damit passt es ins Konzept.«
    »...«
│c│
8. September
    Vance.
    Gibt es eine Haut, gibt es überhaupt einen Stoff, der weicher ist als die Wange eines Kindes unter einer spätnachmittäglichen Liebkosung am Swimmingpool? Eingehüllt in ein großes Badetuch, unter dem die weißen Waden hervorschauen, welche sich dann zu Füßen verengen, Füßen mit vorübergehenden Flecken. Die Haut ist so weich, so schutzlos, alle Farbe scheint wie ausgewaschen, Haut so weiß wie eine Muschel, abgelöst, hellrote Lippen mit einem Schimmer Blau, zitternd; das Kind zittert, im Sommer, am Pool, während die Sonne ihre Unmittelbarkeit verliert und Mütter mit betonierten Haaren ohne Mitleid schauen. Und die zitternde Haut ist beinahe durchsichtig, neu.
    Der Pool gebiert immer neue rotäugige Kinder, zitternd unter ihren Badetüchern, und selbst der kleinste neue Wassertropfen auf der neuen weißen Haut atmet die Wiedergeburt des Dufts der Wiedergeburt, ein Rein, das bis zum nächsten Bad überlebt. Die neuen Kinder muss man küssen. Und die rote Sonne sinkt schmelzend in das blaue Bad aus reinem Chlor, und die rotäugigen Kinder werden aus dem Wasser gezogen und hinterlassen sich selbst als Abdrücke auf dem steinernen Beckenrand, die allmählich kleiner werden. Das Sonnenöl ergibt sich dem sterilen Geruch eines Neubeginns, immer am Ende des Tages steht ein solcher Neuanfang. Und wie bei allem Neuen tun die Ohren weh, und die Augen tränen brennend.
    »Lenore, wo bist du?«, schrieb Fieldbinder in sein Tagebuch, eine Batman-Kladde aus der Spielzeugkiste seines abwesenden Sohnes. »Evelyn, wo bist du? Bring mir den Plain Dealer mit, wenn du kommst.«
    Dann musste ich mir doch diese kleine Ratte ansehen, die Lenores Fotos in der Brieftasche hat. Er steht im Stonecipheco-Handbuch, das mir der tüchtige Mr. Rummage hat zukommen lassen. Dieser Obstat, derselbe, der mit Lenore auf dieselbe Highschool gegangen ist und dessen Vater federführend bei der Verwirklichung dieser absurden Wüste war und längst in Washington sitzt und noch weit größere Dummheiten anstrebt. Und wahrscheinlich zeichnet Obstat Junior für das zunehmend seltsame Korfu-Projekt verantwortlich. Ich habe ihn mir angesehen, hier in dem Stonecipheco-Handbuch, und fühle mich schon viel besser. Er kann nicht größer sein als ich und ist auch genauso dünn, eminent zerbrechlich, mit farblosem Haar, das sich bereits zurückzieht und den nackten Schädel übrig lässt, der überhaupt alles dominiert. Die Haut wirkt wie straff darübergezogen. Ein Schädel, der eines Tages vielleicht diese Haut

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