Der Besen im System

diese Vogel-Geschichte«, sagte Obstat, sah weg und schüttelte den Kopf. »Wegen dieser Sache machen sich bei uns zurzeit alle ins Hemd. Offenbar hat derselbe, der uns in der Zirbeldrüsen-Sache linken will, dem Vogel etwas davon in den Napf getan. Was bedeuten könnte, dass sie das Zeug überall verteilen. Was wiederum bedeutet, dass unsere Konkurrenten an das Zeug rankommen könnten. Glaub mir, der Boss ist ganz weiß geworden, als er das gehört hat. Ganz abgesehen davon, dass diese Blödmänner von Pott dreimal so viele Gläser rausgehauen haben wie wir brauchen oder für die überhaupt Deckel existieren, also muss er neben dem ganzen Stress zusehen, dass er die Dinger an diese Medizinlabor-Kette loswird, was wiederum ...«
    »Und von diesem Zeug fangen Tieren an zu sprechen?«, unterbrach Lang.
    »Na ja, bisher redet er ja nicht. Er wiederholt nur, was er hört.«
    »Stimmt, Candy hat so etwas gesagt.«
    »Wer?«
    »Haben die eigentlich keine Erdnüsse hier?«, fragte Lang. Beide schauten umher. »Eine Bar, die etwas auf sich hält, sollte auch Erdnüsse haben.«
    »Sie haben Kokosnüsse. Hier muss alles stilecht sein.«
    »Scheißladen.«
    »Nein, im Grunde wissen wir überhaupt nicht, wie diese Substanz wirkt. Du müsstest ein paar von den Versuchskindern hören. Manche singen wie Vögel.«
    »Im Kerker?«
    »Nein, ohne Witz.«
    Lang starrte abwesend in Gingers Ausschnitt. »Also ein heiße Braut, aber mit Daddy versteht sie sich nicht so gut?«
    »Das Verhältnis ist nicht sehr innig, ist mein Eindruck.«
    »Hm-hhmm.«
    »Willst du mal ein Bild von ihr sehen?« Obstat griff nach dem Portemonnaie in der Gesäßtasche seiner Chinos.
    »Ich weiß, wie sie aussieht«, sagte Lang. Dann sah er Obstat überrascht an. »Du trägst ihr Bild bei dir?«
    »Die junge Lady hat mich schon vor Zeiten unrettbar in ihren Bann gezogen«, sagte Obstat kopfschüttelnd und blätterte durch seine Kreditkarten. »Ich gebe zu, eine deprimierende Situation.«
    »Ist das ein älteres Bild?«
    »Ja, aus dem Highschool-Jahrbuch.«
    »Zeig mal her.«
    Obstat reichte ihm das kleine Geldbörsen-Foto. Auf dem Bild war Lenore sechzehn. Ihre Haare waren sehr lang. Sie lächelte breit und schaute in eine Ferne, die speziell für Jahrbuch-Fotos reserviert ist.
    Lang besah sich das Bild. Mit dem Daumen wischte er etwas Bierschaum vom Rand. Lenore lächelte ihn an, durch ihn hindurch.
    »Das ist sie ja tatsächlich.«
    Obstat rutschte wieder unruhig auf seinem Sitz hin und her. »Pass auf, noch ein paar Minuten, dann kommt der nächste Gag. Und guck mal die da, neben Mary-Ann, die mit dem kleinen Typ da zusammen ist, der mit dem Bart und der beschlagenen Brille. Sie sieht ein bisschen weggetreten aus, aber die Möpse sind voll da.«
    Lang blickte weiter auf das Foto. Einen Moment lang sah es so aus, als wollte er etwas sagen.
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    »Ich würde sogar sagen, ein großer Fehler, Rick.«
    »Jetzt sei nicht albern. Die Idee ist genial. Ich wollte es dir eigentlich schon gestern Abend sagen, ja, ich brannte sogar darauf, aber du warst schon eingeschlafen. Wieder einmal.«
    »Aber ich mag die Arbeit in der Telefonzentrale, du weißt das. Und bald sind auch die Leitungen wieder in Ordnung. Sie machen jetzt diese Tests.«
    »Lenore, du bist in der Lage, mir wirklich zu helfen. Oder besser: uns beiden. Ich verspreche dir, das wird sehr interessant. Ich habe festgestellt, dass dich die Arbeit als Telefonistin insgeheim zutiefst frustriert.«
    »Entschuldigung?«
    »Du ersparst mir viel Jätarbeit.«
    »Warum dauert denn die Norslan-Übersetzung so lange? Das ist doch ein ganz kleines Ding.«
    »...«
    »Außerdem gefällt mir hier das Licht nicht. Das ist ja unheimlich.«
    »Ja, der verdammte Schatten ...«
    »Über die Fenster in der Eingangshalle müssten wir auch einmal reden. Dabei ist mir mittlerweile egal, was der ...«
    »Komm mal einen Moment her. Siehst du das, der See in der schattigen Hälfte des Fensters? Sieht er nicht aus wie ranzige Mayonnaise?«
    »Hör auf, das ist ja eklig.«
    »Aber sieht er nicht so aus?«
    »Ja, er sieht so aus.«
    »Siehst du.«
    »Okay, worin besteht meine Aufgabe?«
    »Was?«
    »Bei dem hoffentlich befristeten Job für die Review .«
    »Deine Aufgabe, Lenore, besteht in der Prüfung eines Teils der eingehenden Manuskripte während der gesamten Zeit, in der ich mit der Pflanzenschutz-Sache befasst bin. Hier muss geholzt werden, Lenore. Alles Unersprießliche bzw. Ungeeignete wirfst du bitte raus. Diejenigen