Der Besen im System
»Oder anrufen, das könntest du sogar von hier machen, ich bezahle das sogar, wenn du willst.«
»Ach, das brauchst du doch nicht ...«
»Und vielleicht kannst du ihn bitten ... ich meine, wenn’s irgendwie möglich ist ...?« Judith schaute flehentlich zu Candy hinüber.
Candy verdrehte die Augen. »Sie möchte, dass er das Bild ihrer Katze segnet.« Prompt zückte Judith ein Polaroidfoto und wedelte damit in Richtung Lenore, als wäre diese meilenweit entfernt.
»Judith, sagen wir mal so: Ich werde sehen, was sich machen lässt. Vielleicht kann Rick mit ihm sprechen, Rick will das sowieso.« Abwesend starrte sie auf die Sohlen von Peter Abbotts Stiefeln.
Judiths POSITION-RELEASE-Taste blinkte, was bedeutete, dass sich in der Leitung eine längere Warteschlange aufbaute. Sie drückte ACCESS und START-IN, warf Lenore ein Luftküsschen zu und wühlte sich wieder durch die Anrufe.
»Immerhin haben wir heute das Tor zu ihrem Herzen aufgestoßen«, sagte Candy und machte eine Faust, um ihre Fingernägel zu betrachten.
Lenore sah Candy an. »Hör mal, als gerade von Lang die Rede war, was meintest du mit ›o mein Gott‹? Ihr habt doch nicht etwa ...?«
Candy sah sich selbst dabei zu, wie sie die Faust öffnete und schloss. »Ja und nein«, sagte sie. »Ich meine, einerseits, tut mit Leid, ja, wir haben es getan. Und getan. Und getan. Und: O mein Gott.« Sie bemerkte Lenores Blick. »Was soll ich jetzt dazu sagen? Ich hatte Langeweile, und Nick hatte ein Meeting mit ein paar Supermarktketten, er wird es nie erfahren. Und andererseits, nein, es wird kein zweites Mal geben. Einmal weil das zwischen mir und Nick etwas Ernstes ist, weil ich denke, dass Geld per se schon etwas ist, an das ich mich gewöhnen kann. Und dann, weil Nick selber fast eine Art Lang ist. Hat dir Andy mal seinen Spitznamen vom College verraten?«
Lenore sagte: »Sein Vater besitzt eine Riesenfirma in Texas. Sein Vater ist verantwortlich für die G. O. D.« Sie sah Candy in die Augen. »Und was ist eigentlich mit Clint Roxbee-Cox? Der muss doch verrückt werden vor Eifersucht, wenn du jetzt etwas mit Mr. Allied anfängst.«
»Zugegeben, Clint ist im Augenblick etwas ungeschmeidig«, sagte Candy und sortierte einige Dinge in ihrer Handtasche. »Aber er ist ein Mann der Firma. Und Nickie ist die Firma. Clint hat ihm gesagt, er wünscht uns alles Gute. Und Nick sagt, ihm wäre egal, dass Clint dabei auf seine Kehle geguckt habe, als wolle er an selbige gehen.«
»Wenn du Mr. Vigorous anrufen willst, kannst du es jetzt tun«, rief Judith.
»Schon gut, Judith. Ich sehe ihn ohnehin nach dem Mittagessen«, sagte Lenore. »Aus irgendeinem Grund hat er Vern für heute Nachmittag herbestellt.«
Candy schaute erst auf Judiths Hinterkopf, dann auf Lenore. »Die Sache ist die...« Sie legte ihre Hand auf Lenores Arm und zog sie in den Erieview-Schatten, der eine Wand der Kabine bereits sauber in zwei Hälften geteilt hatte. »Der andere Grund, warum es bei diesem einen Mal bleibt, ist, dass er ganz offensichtlich jemand ganz anderen will – und das richtig!« Sie blickte Lenore an.
Länger als nötig sah Lenore auf ihr Handgelenk. »Wie ist dir Mr. Allied eigentlich ins Netz gegangen? Letzte Woche sah es doch noch ganz anders aus. Komm, ich will alles hören.«
»Er will dich, Lenore, und nur dich«, sagte Candy, aber so, dass Judith nichts hören konnte, und zwang Lenore, ihr in die Augen zu sehen. »Das war offensichtlich.«
»Echt, ich will darüber jetzt nicht reden«, murmelte Lenore und schaute weg in die Eingangshalle.
»Das war unglaublich offensichtlich«, sagte Candy. »Er hat mich alle möglichen Sachen über dich gefragt, als wir endlich reden konnten. Sprach davon, dass er dir schon einmal begegnet ist und wie Leid es ihm tut, was damals passiert ist, obwohl er nicht sagen wollte, was genau. Das musst du mir also noch erzählen. Ich wüsste das nur zu gern. Und als von dir und Rick die Rede war, hat er nur gelacht. Und dann etwas von Strategischer Falschdarstellung gesagt, was immer das ist. Und dann auch so komische Sachen wie zum Beispiel, was ihm auf dem Rückflug aufgefallen ist, dass dein Bein gar nicht wie seins ist und überhaupt nicht wie ein normales Bein, so was in der Art, keine Ahnung.«
»War ja auch ein bein harter Rückflug«, lachte Lenore und drängte zur Tür. »Vielleicht besser, wenn ich sofort zu Rick gehe.«
»Sweetie, es war nur zu offensichtlich, dass er mich nur benutzt hat«, sagte Candy. »Nicht dass
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