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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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dachte schon, ich teste für den Rest meines Lebens den ph-Wert von Apfelkompott.«
    »Ich kann aber nicht glauben, dass der Scheiß wirklich funktioniert. Interne Tests haben gezeigt, dass die Kids tatsächlich Monate, wenn nicht Jahre früher anfangen zu sprechen als bisher? Das bedeutet möglicherweise nicht nur eine marktbeherrschende Stellung, sondern eröffnet auch völlig neue Erkenntnisse über den Zusammenhang zwischen Ernährung und mentaler Entwicklung, also zwischen dem, was der Körper braucht und der Geist tun kann?«
    Der Barmann, der Langs viertes Bier brachte, rutschte auf einer strategisch platzierten Maraschino-Kirsche aus. Zwar verfehlte sein Daumen dabei das Auge, aber dass sein Kopf anschließend böse auf dem Plastiktisch aufschlug, klappte einwandfrei. Bier flog in alle Richtungen.
    Obstat lachte und applaudierte wie alle anderen. »Aua, Gilligan.« Dann bückte er sich und band dem Barmann schnell die Schnürsenkel aneinander.
    »Und was ist jetzt mit meinem Bier?«, fragte Lang.
    »Kommt sofort«, murmelte der Barmann. Er stand auf, kam aber nicht weit, da er von den eigenen Schnürsenkeln gestoppt wurde. Er purzelte gegen Mrs. Howells Haare, prallte ab und landete schließlich über ihrem Kneifer.
    Obstat kicherte.
    »Blödmann«, grinste Lang.
    »Komm, das ist komisch. Das ist eben der Stil des Hause.«
    Lang lutschte den letzten Tropfen Bier aus seiner Flasche. »Aber du hast ... du kennst die kleine Beadsman«, sagte er zu Obstat.
    Obstats Miene wurde ernst. »Was heißt kennen?«, sagte er »Ich bin mit ihr zur Schule gegangen. Ich war schon in sie verknallt, da war ich noch so klein. Vielleicht war sie auch der Grund, warum ich zu Stonecipheco gegangen bin. Irgendetwas Unbewusstes. Ich konnte ja nicht ahnen, dass sie den Alten hasst und auch mit der Firma nichts zu tun haben will. Tja, jetzt stehe ich da wie doof. Ich habe sie erst vergangene Tage wiedergesehen, als wir alle im Büro vom Boss waren. Der Boss ist ihr Dad. Irgendjemand aus dem Clan hat uns auf die Idee mit dem Zirbeldrüsenzeug gebracht und versucht jetzt, uns abzuzocken. Aber ich denke, ich kriege das hin mit dem Zeug. Lenore ist meiner Meinung nach frigide. Früher in der Schule, wie oft habe ich da den Kasper gemacht, nur um ihr zu imponieren. Oder eben auch vor ein paar Tagen. Aber glaubst du, die reagiert auf Augenkontakt? Nein, es war genau wie früher. Sie guckt einfach durch einen hindurch. Meiner Meinung nach ist sie frigide.«
    Ohne aufzusehen nahm Lang das nächste Bier entgegen »Aber heiß ist sie trotzdem.«
    Obstat fummelte an seiner Krawatte. »Keine Ahnung, was mit ihr los ist, Wanger. Die Frau hat mich immer geschafft. Schon wie sie sich anzieht, der Mops-Faktor kommt nicht von ungefähr, das sage ich dir. Und ihre Beine, außerirdisch. Die extraterrestrischsten Beine, die ich jemals zu Gesicht bekommen habe.«
    »Ist mir auch schon aufgefallen«, sagte Lang nickend. »Solange ich denken kann, hatte ich die Phantasie, sie einmal in der G. O. D. zu vögeln«, sagte Obstat mit fernem Blick. Dann schaute er auf Lang und wurde rot. »Bist du in der letzten Zeit nochmal draußen gewesen? Ich wollte schon lange mal wieder hin. Ich weiß noch, wie wir die Kakteen gepflanzt haben.«
    »Wann immer du willst«, sagte Lang. »Ich habe mir gedacht, ich kaufe mir morgen einen Geländewagen. Lenores kleiner Freund reicht eine Kohle rüber, dass man meinen könnte, sie tut weh.«
    »Freund?«
    »Ein Kerl namens Vigorous. Ihm gehört die Firma, für die wir arbeiten. Oder zumindest teilweise.« Lang schaute an Obstat vorbei auf den Skipper.
    »Ich weiß, dass der Boss in seinem Büro irgendeinen Vigorous erwähnte«, sagte Obstat, wobei sich seine kleinen braunen Augen verengten. Er stocherte mit dem Strohhalm in der Plastikananas seines Twizzlers.
    »Interessanter kleiner Mistkäfer. Weniger Kinn habe ich noch bei keinem Menschen gesehen.« Lang nahm einen tiefen Zug. »Wie kommt so einer an eine Lenore, wenn sie so heiß ist, wie du sagst?«
    »Es gibt keinen Gott mehr in diesem Universum, Wang-Dang«, sagte Obstat und schüttelte seinen Schädel.
    »So hört man. Auch wenn ihr verrückter Vogel demnächst auf dem Kirchenkanal mit Padre Sykes auftritt, der übrigens der Lieblingsevangelist von meinem Daddy ist.«
    Lang hielt den bandagierten Finger in die Höhe. »Der kleine Scheißer hätte mir fast den Finger abgebissen.«
    »Du warst in ihrer Wohnung?«
    Lang sah Obstat schweigend an.
    »Wir wissen alles über

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