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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Sportteil in der Hand und eine abstehende Haartolle. Aus dem Esszimmer kam das Geraschel der Witzseite, auf der Scott Slotnik seine Flummiknete ausrollte.
    »Monroe«, sagte Slotnik.
    »Hallo, Donald«, sagte Fieldbinder.
    »Hallo«, sagte Slotnik. Er schaute zu Evelyn, dann zurück zu Fieldbinder, dann auf den Sessel, neben dem Fieldbinder stand. »Bitte setz dich doch. Bitte entschuldige, aber wir haben heute Morgen nicht mit Besuch gerechnet.«
    Fieldbinder schüttelte den Kopf und hob die Hand zu einer Mopp-Geste.
    »Aber ich bitte dich. Ich muss mich entschuldigen. Ich überfalle euch am Sonntagmorgen ...«
    »Aber überhaupt nicht«, sagte Slotnik und sah auf seine Frau, die ihre Hände in den Taschen des Bademantels vergraben hatte.
    »Ich bin gekommen, weil ich mit euch reden muss«, sagte Fieldbinder. »Und zwar mit euch beiden. Sofort.«
    »Gut, ja, warum nicht?«, sagte Slotnik. »Setzen wir uns doch. Schatz, vielleicht möchte Monroe einen Kaffee.«
    »Nein, vielen Dank, keinen Kaffee«, sagte Fieldbinder, zog seinen Mantel aus, den er, da Slotnik ihn nicht nahm, zusammengefaltet auf die Sessellehne legte.
    »Aber ich«, sagte Slotnik zu Evelyn. Sie ging ins Esszimmer, und Fieldbinder hörte, wie Scott etwas zu ihr sagte.
    Slotnik setzte sich auf das Sofa gegenüber dem Wohnzimmerfenster und Fieldbinders Sessel und schlug ein Bein über. Fieldbinder weigerte sich, die kleinen Enten auf seinem Schlafanzug zur Kenntnis zu nehmen.
    »Und?«, sagte Slotnik. »Wie läuft's mit den Immobilien?«
    »Prima. Und wie mit den Steuern?«
    »Schon besser als noch vor zwei Monaten. Die Rückzahlungen sind alle im Sack, und der übliche Hickhack um den üblichen Kleinkram neigt sich allmählich dem Ende zu ... Danke, Schatz.« Slotnik nahm einen Schluck aus dem Kaffeebecher und setzte ihn auf dem Couchtisch ab. Evelyn setzte sich in die Spalte zwischen zwei Kissen und neben Slotnik. »Du erinnerst dich sicher: Steuern sind ein Saisongeschäft«, fuhr Slotnik fort und schmatzte mit dem Kaffee. Fieldbinder zufolge war Slotnik schon immer jemand gewesen, der den Geschmack des eigenen Speichels liebte.
    »Ich erinnere mich nur zu gut«, sagte Fieldbinder und lächelte. »Aber Fred nimmt euch nicht zu hart ran, oder?«
    »Überhaupt nicht. Überhaupt nicht. Fred und ich verstehen uns hervorragend. Wir haben gestern noch zusammen Tennis gespielt. Fred ist in Ordnung.«
    »Das war bei uns noch anders.«
    »Liegt vielleicht am Alter.«
    »Möglich.«
    Das nachfolgende Schweigen wurde nur unterbrochen von Scotts Tellergeräuschen in der Spüle.
    »Also«, sagte Fieldbinder. »Der Grund meines Besuchs: Ich war gerade nebenan in Mr. Costigans Haus, genauer gesagt den ganzen Morgen, um die Inventarliste zu erstellen.« Er sah zu Slotnik hinüber. »Du weißt, Costigan war unser Mandant.«
    »Ja, armer Kerl«, sagte Slotnik und griff nach seinem Kaffee. »Wir haben ihn im vergangenen Jahr noch beraten. Kommunalobligationen. Hielt ich für das Beste in seinem Fall. Sichere Sache, kein Risiko. Und jetzt hat er nichts mehr davon.«
    »Ja«, sagte Fieldbinder. »Alan hat mich mit der Abwicklung beauftragt.«
    »Tatsächlich? Wir haben uns schon gefragt, wer es macht. Jeden Tag über den Zaun geguckt, ob wir vielleicht jemanden sehen. Fred wusste auch nicht, wer aus der Immobilienabteilung das macht.«
    »Nun, er steht vor euch.« Fieldbinder sah Evelyn Slotnik an und lächelte. Sie lächelte zurück.
    Dann drehte sich ihr Lächeln auf den Kopf, und ihre Hand fuhr an den Kragen. »Aber ist das nicht schrecklich?«, sagte sie. »Wir haben es anfangs ja gar nicht geglaubt. Man kriegt richtig Angst, wenn man nur daran denkt, dass im Kopf jederzeit etwas ... platzt, platzen kann so wie bei einem Luftballon, und man ist tot. Veronica Frick zwei Häuser weiter hat gesagt, er wäre vorher nie krank gewesen, nie. Es ist so verrückt.« Sie kuschelte sich unter Slotniks Arm.
    »Schatz, er war ein alter Mann«, sagte Slotnik und bemühte sich, keinen Kaffee zu verschütten, als Evelyn sich an ihn drängte. »So etwas passiert. Wie alt war er nochmal, Monroe?«
    »Er war fünfundachtzig«, sagte Fieldbinder.
    »Oh.«
    »Wir konnten leider beide nicht zur Beerdigung kommen«, sagte Evelyn. »Donald kam aus dem Büro nicht weg, und Scott lag mit Halsschmerzen im Bett. Aber wir haben Blumen geschickt.«
    »Nett von euch.«
    »Aber überhaupt nicht«, sagte Slotnik. »Er war ein guter Nachbar. Ruhig, ordentlich, hat die Kinder in seinem Garten Ball

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