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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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sagt – solange Sie gebraucht werden.«
    »Aber das kann nicht unbegrenzt so weitergehen. Vor allem aufgrund des Vigorous-Faktors. Er ist das eigentliche Problem. Gesprochene Dinge ärgern ihn ohne Maß, und ich weiß, dass er früher oder später ...«
    »Lenore lässt Ihnen ausrichten, Sie sollen sich um Lenore und Vigorous gleichzeitig kümmern. Vigorous übrigens geht jedem auf die Nerven. Also tun Sie gefälligst, was Ihnen gesagt wird. In der Anlage finden Sie Material über eine Person, die ...«
    »Nein, hören Sie zu, das macht alles nur noch schlimmer. Jetzt will er etwas von Blentner lesen. Er kommt ja von einem Verlag. Er will den Originaltext von Blentner. Und ich weiß, er wird mich wieder fragen, er lässt nicht locker. Was, wenn er herausfindet, dass es keinen Blentner gibt, was soll ich ihm sagen?«
    »Wenn Sie einen Blentner wollen, kann es einen Blentner geben.«
    »Und wie?«
    »Schreiben Sie sich einen, Sie Schwachkopf. Erfinden Sie etwas, und setzen Sie seinen Namen darüber. Was könnte einfacher sein. Sind Sie denn wirklich total verblödet?«
    »Wirklich, ich sehe keinen Grund für diese Art ...«
    »Nehmen Sie Ihr Geld und verschwinden Sie. Hier ist das Material über Vigorous. Gehen Sie.«
    »Ist Ihnen noch nie der eigenartige Geruch hier unten aufgefallen? Ich möchte wetten ...«
    »Behalten Sie Ihre Nase für sich und gehen Sie.«
    »Aber ich kann mich nicht umdrehen. Es ist zu eng dafür.«
    »Dann gehen Sie rückwärts. Mrs. Lindenbaum wird Ihnen helfen.«
    »Hier entlang, mein Lieber.«
    »Gute Güte.«
│15│   1990
LIEBE
    Der Morgen, an dem Monroe Fieldbinder hinüber zu seinen Nachbarn, den Slotniks, ging, um über Mr. Costigan zu sprechon, war ein lauer, warmer Sonntagmorgen im Mai. Fieldbinder ging den mit rauen roten Ziegeln gepflasterten Weg entlang auf das Haus zu. Auf dem Weg lag noch etwas von dem feuchten Gras, das erst tags zuvor und erstmals in der diesjährigen Gartensaison und deshalb auch ohne Grasfangvorrichtung gemäht worden war. Er ging auf das Haus zu, wollte schon klingeln, und zwar an einem von hinten beleuchteten Klingelknopf, unter dem die »Full Housepower«-Plakette der Stromgesellschaft angebracht war, die gleiche übrigens, die auch an Fieldbinders ehemaligem Haus geklebt hatte, hielt jedoch inne, um einen Grashalm aus dem Hosenschlag zu entfernen.
    Die Slotniks saßen in Morgenmantel, Lederpantoletten und Wollpuschen am abgegessenen Frühstückstisch vor Tellern mit sirupschweren Toastresten und lasen mit klebrigen Fingern und ebenso verklebten Mundwinkeln die Sonntagszeitung.
    Die Melodie der Slotnik'schen Türglocke brauchte ihre Zeit. Sie dudelte noch, als Evelyn Slotnik die Tür aufmachte. Fieldbinder stand an der Schwelle. Unwillkürlich gingen ihre Hände nach oben zu ihren Haaren, ihr Blick hingegen nach unten auf ihre Puschen und die unrasierten Waden. Dann erst stellte sich der Kontext ein, und sie sah von sich ab und auf Fieldbinder.
    Fieldbinder war wieder äußerst elegant gekleidet, trug einen leichten englischen Regenmantel, eine Hose mit messerscharfen Bügelfalten und schwarze Schuhe von U-Bahn-Schuhputzer-Glanz. Er hatte einen Aktenkoffer dabei. Evelyn Slotnik starrte ihn an. All dies dauerte nur eine Sekunde. Aus dem Esszimmer hörte man das Rascheln der Zeitung.
    »Guten Morgen, Evelyn«, sagte Fieldbinder gut gelaunt.
    »Monroe«, sagte Evelyn.
    Als weitere Sekunden verstrichen, in denen Fieldbinder von draußen den Geruch von drinnen wahrnehmen konnte, lächelte er erneut und wiederholte etwas lauter: »Guten Morgen, Evelyn, ich hoffe, ich ...«
    »Komm doch rein«, sagte Evelyn fast zu laut. Sie öffnete die Tür etwas mehr und trat zurück. Fieldbinder putzte die letzten Grashalme auf Donald Slotniks humorigen Fußabtreter mit der Aufschrift GO AWAY und trat ein.
    »Tritt ein, Monroe«, plauderte sie noch lauter. Ihre verquollenen Augen richteten sich weit und konsterniert auf Fieldbinder. »Er ist da«, sagte ihr Mund lautlos.
    Fieldbinder lächelte und nickte ihr zu. »Ist Donald zufällig zu Hause?«, sagte er laut. »Es tut mit Leid, wenn ich störe, aber ich muss mit dir und Donald reden.«
    Aus der Tiefe des Hauses kam das Geräusch eines Stuhls. Donald Slotnik trat ins Wohnzimmer, in dem Evelyn und Fieldbinder standen und aneinander vorbeisahen. Evelyn hantierte am Gürtel ihres Bademantels. Donald Slotnik trug ein glänzendes, asiatisch anmutendes Gewand über seinem Schlafanzug. Er hatte Lederpantoletten an, den

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