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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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Lächeln und nickte. »Könnten Sie mir die Adresse geben?«
    Candy griff nach Stift und Block und schrieb.
    »Ich habe schon einmal angerufen«, sagte Mindy. »Könnten Sie es noch einmal in seinem Büro versuchen? In welcher Abteilung arbeitet er denn?« Sie schaute in der Marmorhalle umher, sah die weichen roten Sessel im Wartebereich und die dünnen Adern des letzten bisschen Sonnenlichts auf den dunklen Wänden.
    »Übersetzungen«, sagte Candy, ohne aufzusehen.
    »Übersetzungen?«
    »Für Babynahrung«, ergänzte Walinda Peahen, blitzte Mindys Pelzjacke aus grün verschatteten Augen giftig an und tauchte wieder in ihre Abrechnungsformulare ab.
    »Babynahrung?«
    »Nicht«, murmelte Candy in Walindas Ohr. Sie stand auf und schob Mindy den Zettel mit der Tissaw-Adresse zu.
    »Ich würde ja gern in seinem Büro anrufen, aber ich weiß zufällig, dass er nicht da ist«, lächelte Candy. »Er hat nach einer Versammlung das Haus verlassen, so um drei Uhr. Aber ich weiß, wo Sie ihn heute Abend treffen können.«
    »Wirklich?«
    »Er ist mit einem alten Freund in einer Bar namens Gilligan’s Isle. Sie wollen sich dort den Kirchenkanal angucken.« Mindy steckte Langs Adresse in eine wirklich schöne Aigner-Handtasche. Sie schloss die Tasche und sah hoch. »Kirchenkanal? Andy?«
    »Ja, in einer dieser Sendungen tritt ein Vogel auf, der einer Freundin von mir und Mr. Lang gehört«, sagte Candy. Wir gehen alle hin.»
    »Ein Vogel? Andy sieht sich Vögel im Kirchenkanal an?«
    »Ja, in Gilligan’s Isle, das ist direkt gegenüber, auf der anderen Seite der Erieview Plaza«, sagte Candy und zeigte durch die Drehtür in die richtige Richtung. »Kaum zu verfehlen. Der Laden mit den großen bunten Statuen.«
    Abermals starrte Mindy auf das lila Kleid. Dann sah sie in Candys runde Augen. »Sind wir uns nicht irgendwo schon einmal begegnet?«, fragte sie.
    »Nein, glaube ich nicht.« Candy schüttelte den Kopf und legte ihn dann zur Seite. »Warum?«
    »Ich weiß nicht genau. Ich will nicht unhöflich sein, aber ich weiß, dass ich das Kleid schon einmal gesehen habe.«
    »Dieses Kleid?« Candy sah an sich hinunter. »Das Kleid ist so alt, das ist schon antik. Hat mal einer Freundin von mir gehört, derselben, der auch der Vogel gehört, von dem ich gerade gesprochen habe. Kennen Sie Lenore Beadsman?«
    Die Anlage fiepte. »Kleinen Moment«, sagte Candy zu Mindy. »Sie haben Lenore schon am Telefon erwähnt, oder?« Mindy sah sie nur an. Walinda machte keine Anstalten, den Hörer abzunehmen. Candy beugte sich über das hektisch blinkende Lämpchen: ein Hausanruf. »Zentrale«, sagte sie.
    Auf einmal lehnte sich Mindy nach vorn über den Schalter und betrachtete die Telefonanlage. »Ist das eine Centrex?«, fragte sie Walinda. »Eine Centrex?«
    Walinda sah hoch, ihre Augen verengten sich. »Ja, ist es.«
    »Auf dem College in Massachusetts hat eine Freundin von mir als Telefonistin in der College-Zentrale gearbeitet. Nachts habe ich ihr manchmal Gesellschaft geleistet. Die hatten auch eine Centrex.«
    »Auch eine Achtundzwanziger?«
    »Das weiß ich nicht.«
    »Mmmm.«
    Candy drückte das Gespräch weg und richtete sich auf. »Das war der Vorgesetzte Ihres Mannes, Mrs. Lang. Er kommt gleich herunter, um seine Zeitung zu holen.« Candy wies auf den bereits mehrfach gelesenen Plain Dealer auf der grauen Abdeckhaube der Schreibmaschine. »Wenn Sie einen Moment warten wollen, er kann Ihre Frage wahrscheinlich besser beantworten als ich.«
    Mindy starrte weiter auf die Telefonanlage. Dann lächelte sie Candy an. »In Holyoke habe ich zusammen mit Lenore Beadsmans Schwester in einer WG gewohnt«, sagte sie leise.
    Candy fiel die Kinnlade herunter. »Jetzt weiß ich. Das ist Clarice’ Kleid«, sagte sie. »Davon hat mir Lenore nie erzählt. Ich hatte ja keine Ahnung, dass Sie die Familie Beadsman kennen.« Endlich, um 18:05, Uhr, kam Vern Raring durch die Drehtür. »Hier kommt die Kavallerie, sozusagen«, sagte Candy. »Kommen Sie, setzen wir uns doch einen Moment in die Lobby, dann können wir ...«
    »Aber Lenore bin ich auch schon einmal begegnet«, sagte Mindy, als sei sie zu einem Schluss gekommen, und schenkte Candy ihr schönes Lächeln.
    » Echt ? Ich hatte ja keine Ahnung, dass Lenore Andys Frau kennt.« Candy klatschte einmal in die Hände und lächelte in die Flügelaugen von Mindy Metalman. »Sagen Sie, ich finde Ihre Pelzjacke so toll, darf ich sie mal anfassen?«
    »Warum nicht?«
    Candy streichelte gerade über

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