Der Besen im System
Blumen.«
»Vielleicht schafft sie es ja, dass wir mal größere Kabinen kriegen«, sagte Walinda nachdenklich und addierte Stunden.
»Jedenfalls, die Sache war so gedacht, dass es eine unheimlich ernste Versammlung sein sollte, und das merkte man auch, alles war total still, weil alle Angst vor Bombardini haben«, sagte Candy und blies einen Rauchring, den sie anschließend mit einem roten Fingernagel aufspießte. » Alles ist also totenstill, und Bombardini labert ohne Ende.
Und dieser Andy Lang sitzt direkt vor Lenore und mir und dreht sich auf einmal zu uns um und guckt uns an, als hätte er uns etwas unheimlich Wichtiges zu sagen. Wir beugen uns nach vorn, und er lehnt sich weiter nach hinten und flüstert uns zu, aber so, dass alles es mitkriegen, also richtig laut, sagt er: ›Ich habe eine Erektion ‹.« Candy wieherte los und steckte Walinda an. »Ich wäre ja fast zusammengebrochen vor Lachen, vor allem in dieser Situation, wo alle so ernst waren, und Lenore musste auch wie verrückt lachen, wir konnten gar nicht mehr aufhören. Und dann dreht sich Lang ganz unschuldig wieder nach vorn und hört weiter Bombardini zu, als wäre nichts gewesen, nur wir haben uns nicht mehr eingekriegt. Es war ... ganz schrecklich.« Candy lachte jetzt so sehr, dass sie die Zigarette in eine Coladose werfen musste, wo sie zischend starb.
Walinda kicherte. »O Mann. Das wird Lenores Zwerg Nase aber gar nicht gefallen. Ich nehme an, er hat bei ihr auf dem Schoß gesessen.«
»Mr. Vigorous war gar nicht da«, sagte Candy, »hatte wohl einen Termin. Ich glaube, ihr beiden wart überhaupt die Einzigen von der Tagschicht, die nicht da waren.«
Walinda befeuchtete einen Finger und blätterte in ihren Unterlagen. In Vorbereitung auf die Ankunft von Vern packte Candy ihre Siebensachen zusammen. In ihrer Handtasche verschwand: eine Packung Djarum. Angezogen wurden: ihre Schuhe ...
»Entschuldigen Sie«, sagte eine Stimme vor dem Schalter. »Ich suche Mr. Lang.«
Walinda sah kurz hoch, und ihre Augen verengten sich, als sie sich wieder auf ihre Rechenmaschine konzentrierte. Candy, die gerade ihre Schuhe anzog, richtete sich auf und sah in die Augen von Mindy Metalman Lang.
»Ich bin Mrs. Lang«, sagte die Frau kühl. »Ich suche meinen Mann. Mir wurde von jemandem am Telefon mitgeteilt, mein Mann sei hier beschäftigt, obwohl sich unter der Nummer, die man mir gegeben hat, niemand gemeldet hat.«
Candy antwortete nicht gleich. Sie war zu sehr damit beschäftigt, auf die Frau zu starren, die sie, Candy Eunice Mandible, hätte sein können, besäße diese Frau nicht diesen winzig kleinen Unterbiss und die paar zusätzlichen, strategisch verteilten Pfunde mehr auf den Knochen und etwas länglichere, eher flügelförmige Augen und vor allem, vor allem Geld per se . Sie sah: Vollkommenheit; sie roch: das Parfum von White Shoulders; sie nahm an: das Pelzjäckchen war Zobel. Das war eine wahnsinnig schöne Frau hier, und Candy starrte und strich sich unwillkürlich das enge lila Kleid glatt.
Mindy ihrerseits starrte zurück, weniger auf Candy als auf Candys Kleid. Ihr Blick verschleierte sich, als suche sie in ihrer Erinnerung nach einem Anhaltspunkt. Aber ihre Augen waren anders als die von Candy. Sehr sogar. Candy hatte hellbraune, beinahe runde Augen, die ihr Gesicht sehr symmetrisch, fast dreieckig erscheinen ließen – wo es vielleicht einen schöneren und irgendwie sanfteren Eindruck gemacht hätte, wären die Konturen weniger scharf gewesen. So wie bei Mindy. Mindys Augen wirkten beinahe schwarz und waren länglicher, beinahe wie die Flügel eines kleinen, flattrigen dunklen Vogels, und zogen sich über die gesamte Wangenpartie hin. Selbst ganz still schien noch Bewegung in ihnen zu sein. Also wirklich schöne Augen. Ein Gesicht fast wie das von Candy, aber weicher und deshalb besser. Candy glättete ihr Kleid noch etwas mehr.
»Kindchen, jetzt träum nicht. Steht alles im Mitarbeiterverzeichnis«, sagte Walinda zu Candy und schob ihr das Mitarbeiterverzeichnis über den weißen Tisch, bis es gegen Candys Hand stieß. »Ich habe die Adresse selber eingetragen«, sagte Walinda.
Candy brauchte da aber nicht nachzuschauen. »Mr. Lang wohnt vorübergehend in East Corinth, das ist ein Vorort von hier.« Sie lächelte Mindy an. »Genauer gesagt im selben Gebäude wie ich, also eher einem Haus, aber mit Mietwohnungen drin, deshalb weiß ich das so genau.« Sie lachte kurz und tonlos.
»Ach so«, sagte Mindy mit einem kleinen
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