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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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wollte schon sagen: 'Nein', als er sich die Sache anders überlegte.‹«
    »›'Gut, ich gehe mit', sagte Reddy Fuchs.‹«
    »›Billy Nerz und Little Joe Otter dagegen waren berühmte Fischer, denn sie konnten schneller schwimmen als die Fische selber. Doch Reddy Fuchs war ein schlechter Schwimmer und konnte sich nur auf sein helles Köpfchen verlassen. Kaum waren sie am Großen Fluss angekommen, krochen sie vorsichtig an das sandige Ufer. Nicht weit vom Ufer entfernt spielte ein ganzer Schwarm kleiner gestreifter Flussbarsche fröhlich im Wasser. Billy Nerz und Little Joe Otter machten sich bereit, ins Wasser zu springen und sich jeweils einen Fisch zu schnappen, doch Reddy Fuchs wusste, dass er dafür nicht gut genug schwimmen konnte.‹«
    »Ballaststoffe Ballaststoffe Ballaststoffe Ballaststoffe.«
    Lenore erinnerte sich, dass ihr Mr. Bloemker im vergangenen Herbst viele andere alte Leute gezeigt hatte, die unter derselben Hautkrankheit litten wie jetzt Lenore. Altersakne hatte er es genannt, und er hatte sogar eine Theorie dazu. Er sagte, beide Formen von Akne, jugendlich wie geriatrisch, hätten gemeinsam, dass die Haut nicht das täte, was von ihr erwartet wurde. »Denn die Haut«, so Bloemker weiter, »ist nun einmal dazu da, das, was innen ist, innen zu halten, und das, was außen ist, draußen. Doch während im jugendlichen Alter der Körper vor Leben und Energie und dergleichen derart strotz, dass sich Teile davon einen Weg nach außen suchen, eben durch die Akne, sind umgekehrt Energie und Aufmerksamkeit der Hausbewohner so weit erschöpft, dass es der Außenwelt gelingt, die schützende Hülle zu durchdringen und das bereits angegriffene Innere weiter zu schädigen.« Und so weiter. »Also keine Infektion von innen, sondern Verletzung der erschöpften Hülle von außen. Die Haut ist einfach keine sichere Barriere mehr.« Und so fort. Ihres Wissens war bloß das Wort Membran nicht gefallen.
    »Es passiert allerdings nur im Herbst, wenn es trockener wird«, hatte Lenore gesagt. Und: »Im nächsten Herbst kaufen wir ihr einen Luftbefeuchter.«
    »›Aber Billy Nerz spottete über Reddy Fuchs.‹«
    »›'Pah, du bist doch gar kein Fischer, Reddy Fuchs! Wenn ich nur die Fische erwischen würde, die mir geradewegs ins Maul gescheucht werden, würde ich gar nicht erst fischen gehen.'‹«
    »›Da tat der Reddy Fuchs furchtbar empört‹«
    »›'Soll ich dir mal etwas sagen, Billy Nerz?', sagte er. 'Wenn ich heute nicht mehr Fische fange als du, bringe ich dir das fetteste Huhn aus Farmer Browns Stall. Aber wenn ich doch mehr Fische fange als du, bringst du mir den größten Fisch, den du fangen kannst. Abgemacht?'‹«
    »›Nun ließ sich auch Billy Nerz so ein fettes Huhn gerne schmecken ...‹«
    »Ballaststoffe.«
    »›... und hier war die Gelegenheit, so ein fettes Huhn zu kriegen, ohne Bowser dem Hund über den Weg zu laufen, der die Hühner von Farmer Brown bewachte. Also war Billy Nerz einverstanden, Reddy Fuchs den dicksten Fisch zu geben, den er an diesem Tage fing, wenn Reddy Fuchs am Ende mehr Fische gefangen hätte als er. Und die ganze Zeit gluckste er vor sich hin, denn ihr wisst ja, Billy Nerz war ein berühmter Fischer...‹«
    »Ballaststoffe.«
    »›... und Reddy Fuchs war ein schlechter Schwimmer und auch ein bisschen wasserscheu.‹«
    Concarnadine Beadsman, Mrs. Stonecipher Beadsman jr., wohnte bereits im Altenheim von Shaker Heights, als es sich noch gar nicht im Besitz von Stonecipheco Baby Food Products befand. Concarnadine Beadsman war schon in ihren Fünfzigern senil geworden. Beim verregneten Begräbnis ihres Mannes, nach dem Unfall mit dem Jell-O-Konkurrenzprodukt, hatte sie in einem fort gekichert. Und geächzt und gestöhnt, als man sie später aus ihrem eigenen Haus in Chagrin Falls auf den Familiensitz in Shaker Heights brachte. In den darauf folgenden Jahren in Shaker Heights waren ihre Tage angefüllt mit Gängen zum Briefkasten. Zwei Stunden brauchte sie allein für die Strecke ans Ende des Blocks, anschließend folgte das endlose Stieren in den Briefschlitz, der erst mit der einen, dann mit der anderen Hand offen gehalten wurde. Tage, die erst mit der Leerung endeten, wenn sich die Briefe in den Postsack wälzten, dann war sie auf einmal genauso leer und ließ sich widerstandslos in einer halben Minute nach Hause fahren von einem Familienmitglied mit Sonnenbrille, das beinahe im Fahrersitz versank ... Dann Ruhe, Entspannung und unbegrenzte Lawrence-Welk-Shows, die

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