Der Besen im System
gar nicht.«
Obstat packte zwei Pop Tarts aus und warf die Papierchen ins Wasser. »Wenigstens sind sie mal stehen geblieben«, sagte er mit vollem Mund. »Ich habe schon kein Gefühl mehr in den Armen, Wanger.«
»Irgendetwas geht da vor«, sagte Lang. »Dieser kleine Mistkäfer plant irgendetwas.«
»Was macht er denn?«
»Was er macht, ist nicht so wichtig.« Lang setzte sich zurück auf die Bank. »Wichtig ist, wie Lenore darauf reagiert.«
»Ich wüsste gerne, wie sich das Kleid in der Hitze verhält«, sagte Obstat lüstern. »Hat sie schon einen Schweißfleck auf der Brust, du weißt schon, dieses kleine V.«
»Fick dich selber«, sagte Lang.
»Wanger, du hast aber gesagt, ich könnte auch mal gucken. Zumindest die Beine und das kleine V.«
»Verdammt, Neil, hör auf, hier rumzujaulen«, sagte Lang ärgerlich. Er sah zu Obstat hinüber, der ihn kauend anblickte. Lang verdrehte die Augen. »Da, nimm schon. Darfst auch mal gucken.« Er gab Obstat das Fernglas und rieb sich das Gesicht.
Obstat suchte mit dem Fernglas das Ufer ab. Lang sah, dass er das Fernglas mit Pop-Tart-Füllung verschmierte. »O Gott! Gott, ich bin schon verliebt«, flüsterte Obstat. »Das ist es. Das volle Pfund!«
»Ich habe dir schon einmal gesagt, lass diese Scheiße über Lenore.«
»Wer redet denn von Lenore? Ich spreche von diesem supercoolen Babe unter dem Sonnenschirm, an dem Lenore und dieser kinnlose Zwerg gerade vorbeigegangen sind.«
»Vorbeigegangen?« Lang fuhr hoch. »Wo gehen sie denn hin?«
»Sie sind gerade umgekehrt. Ich glaube, sie gehen denselben Weg zurück, den sie gekommen sind.« Obstat zielte immer noch auf die Schöne am Ufer, die mit dem schwarzen Badeanzug unter dem Sonnenschirm.
»Umgekehrt? Scheiße! Los, gib wieder her.«
Obstat sah von dem Fernglas hoch und war stinksauer. »Hey«, sagte er, »wenn ich schon unbedingt mitgehen musste und das Scheißboot rudern, damit du denen von den Lippen ablesen kannst, und wenn ich schon nichts über Lenore sagen darf, dann lass mich wenigstens ein bisschen gucken.«
»Gib her, du kleiner Totenschädel«, sagte Lang, entriss ihm das Fernglas und suchte den schwarzen Wüstenrand ab. »Heilige Scheiße, sie gehen ja wirklich zurück«, sagte er. Obstat mampfte kleinlaut sein Pop Tart. »Das gefällt mir kein bisschen«, sagte Lang. Seine Hand schnellte vor, und Obstats Pop Tart flog ins Wasser.
»He!«, sagte Obstat.
»Los, rudern«, schrie Lang. Leute aus anderen Booten schauten herüber. Lang hockte sich in den Bug. »Dreh dieses Scheißding um und dann zurück.« Und als Obstat murrend die schweren Ruder aufnahm, schaute Lang längst wieder durch das Fernglas.
»Und diesmal näher am Ufer, wenn ich bitten darf«, sagte Lang, wobei er das Fernglas noch einmal zurückschwenkte, um sich die unglaubliche Frau in dem schwarzen Badeanzug anzusehen. »Und zwar ein ganzes Ende näher.«
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11. September
»Und wohin jetzt, Fieldbinder?«, sagte Slotnik von seinem Sofa aus und schlug abwechselnd das rechte und das linke Bein über.
Im Wohnzimmer roch es angesengt. Fieldbinders Kleidung war durchnässt, er zitterte, und schwarze angekokelte Haare standen ihm wie gerupft vom Kopf ab. In seinen Händen hielt er steife schwarze Federn.
»Was soll ich darauf antworten, Don?«, sagte er.
»Eine sehr gute Frage, Monroe«, erklärte Slotnik, wobei er zu Evelyn hinübersah, die einen neuen Bademantel trug und sonst nichts. Sie betrachtete ihr Spiegelbild im dunklen Wohnzimmerfenster und probierte Perücken an.
Slotnik wandte sich wieder zu Monroe. »Was könntest du auch darauf antworten, mein Freund, mit deinen nassen Sachen und Haaren, die nicht nur aussehen wie ein Punk, sondern auch so riechen. Aber was antwortet mir das Universum, wenn mein vermeintlich so korrekter und ehrenwerter Nachbar heimlich meine Kinder verehrt oder mein angeblicher Freund und Kollege meine Frau bumst, wenn er das Objekt jedes meiner freien, nichtberuflichen Gedanken durchbohrt und sie mir wegnehmen will, mir, ihrem rechtmäßigen Besitzer?« Er starrte Fieldbinder ins Gesicht. »Was soll man darauf antworten, Monroe?«
»Don, du sprichst hier eine Reihe sehr interessanter Punkte an«, sagte Fieldbinder. Er schaute die Treppe hinauf und sah zwei Fußpaare im Pyjama, die Slotnik-Kinder, die oben auf dem Treppenabsatz standen und lauschten und vielleicht dabei am Daumen lutschten.
»Nein, ich möchte nur wissen, wohin du jetzt willst?«, sagte Slotnik, wobei er ein ums andere Mal
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