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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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seine Beine überschlug und mit einem Paar offener Handschellen jonglierte. »Denn zu deiner Information: Das Spiel ist aus. Das war es für dich.«
    Fieldbinder grinste erst kühl, dann schief: »Das stimmt.« Nachdenklich betastete er die Federn mit seiner unverletzten Hand.
    »Ja«, sagte Slotnik und begegnete Fieldbinders schiefem Grinsen mit einem ebenso schiefen. Er ging zum Fenster hinüber, wo Evelyn stand, und kettete sich mit den Handschellen an Evelyn, wozu nur eine einzige kurze Bewegung nötig war. Evelyn sagte nichts, sie probierte weiter ihre Perücken an und zwang Slotniks Arm, ihr zu folgen. Slotnik blickte auf Fieldbinders winziges Spiegelbild im dunklen Fenster.
    »Ja«, sagte er abermals. »Das war es. Du hast dich darauf eingelassen, Monroe.« Er wandte sich um. »Du hast dein kostbares, phänomenales Ich an ein Anderes gebunden. Und jetzt nehme ich es zurück. Evelyn und ich sind nun in Zucht und Entsagung für immer vereint.«
    »Zucht?«, fragte Fieldbinder und schnippte Schlamm und einen kleinen Zweig von seiner Bügelfalte.
    »Jetzt ist sie fort, die Verbindung getrennt, und du bist erledigt«, sagte Slotnik und hob demonstrativ seine gefesselte Hand. Evelyns Arm hob sich mit seinem.
    »Verstehe«, sagte Fieldbinder.
    »Das glaube ich dir«, sagte Slotnik kühl. »Die Verbindung ist getrennt, und jetzt bist du derjenige, der durchbohrt wird. Du bist erledigt. Dein Ich wird verbluten, deine leere Hülle davonwehen. Du wirst dahinschmelzen, immer kleiner werden in deinen eleganten Sachen, bis du verschwunden bist.« Slotnik grinste schief. »Zusammen mit deinem teuflischen Vogel wirst du am Nachthimmel vergehen, und bei jeder Morgen- und Abenddämmerung werden deine Körpersäfte den Horizont betränen.«
    »Was für eine interessante, absurde Idee, Don«, sagte Fieldbinder kühl.
    »Ich fürchte, er meint es ernst, Monroe«, sagte Evelyn zum Fenster. »Don ist ein Mann, der zu seinem Wort steht.« Sie drehte den Kopf mal hierhin, mal dorthin und modellierte eine blonde Perücke. »Ehe du gehst: Was hältst du von dieser hier?«
    Fieldbinder wollte auf seine Uhr schauen, aber lautlos war sie bereits vom Handgelenk gerutscht.
│g│
    »Und Sie wollen schon von uns gehen?«
    »...«
    »Sie wollen uns wirklich verlassen, Mr. Beadsman?«
    »Ja.«
    »Wenn Sie hier bitte unterschreiben wollen ... dann sind Sie frei wie ein Vogel.«
    »...«
    »Normalerweise entlassen wir niemanden an einem Samstag. Ich musste uns erst dieses spezielle Formular hier organisieren. Das kriegt wirklich nicht jeder.«
    »Ich bedaure, wenn ich Ihnen Umstände bereite.«
    »Hey, das war ein Witz. Sie bereiten uns überhaupt keine Umstände.«
    »Dürfte ich dann bitte gehen?«
    »Aber eine schöne Unterschrift haben Sie da, Mr. Beadsman. Holt Sie denn jemand ab?«
    »Nein.«
    »Dr. Nelm war der Meinung, jemand sollte Sie abholen. Sind wir wieder ungezogen?«
    »Ich nehme mir ein Taxi zum Flughafen.«
    »Fahren wir denn nach Hause, Mr. Beadsman? Jaja, zu Hause ist es doch immer noch am schönsten, habe ich Recht?«
    »...«
    »Aber sagen Sie Ihrer Mutter, sie soll Sie mal ein bisschen aufpäppeln. Sie essen einfach nicht genug, das ist Ihr Problem, wenn Sie meine Meinung hören wollen. Essen Sie, haben Sie gehört?«
    »Könnten Sie mir ein Taxi bestellen, bitte?«
    »Dr. Nelm sagte, Ihr Vater sei benachrichtigt worden?«
    »Keine Sorge, ich benachrichtige schon alle.«
    »Aber einen schönen Tag haben Sie sich ausgesucht. Erst sollte es ja regnen, aber Ihretwegen haben wir extra schönes Wetter bestellt.«
    »...«
    »Ich wünschte, ich könnte bei diesem Sonnenschein zum Flughafen fahren.«
    »So viel Sonne tut den Augen weh, ich war zu lange drinnen.«
    »Das gibt sich. Kneifen Sie die Augen zusammen, bis Sie sich an die Sonne gewöhnt haben. Ich garantiere Ihnen, das geht in null Komma nichts.«
    »...«
    »Wir sind halt eine helle, freundliche Stadt, Mr. Beadsman.«
│h│
    »Und das geht dann länger so, als erzählerisch eigentlich vertretbar. Immer wieder die gleiche Szene: Die geradezu schmerzlich schöne Frau tippt dem theoretischen Dentisten etwas aus McTeague auf die Lippe, während sie von dem Psychologen von hinten befummelt wird. Und irgendwann kann sie nicht länger widerstehen und schmeißt sich dem Psychologen an den Hals, und beide bumsen wie verrückt auf dem Boden des Krankenzimmers, während der theoretische Dentist hilflos und verzweifelt in seiner jeder Eindrücke beraubten Nacht liegt, sich jedoch

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