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Der Besen im System

Titel: Der Besen im System Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: David Foster Wallace
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schon neben dem fauchenden Champ am Tresen gestanden hatten. Nun aber rieb sich Mr. Bloemker das Auge und räusperte sich.
    Lang sah ihn an: »Können wir Ihnen helfen, Meister?«
    Mr. Bloemker schaute ausdruckslos-höflich zurück und sagte: »Wir wollen eigentlich mit Ms. Beadsman sprechen.«
    Lenore hatte sich inzwischen auf Judiths Bombardini- Telefonstuhl gesetzt, sie schloss die Augen. Dann schaute sie auf Bloemker und Alvin, als sähe sie sie zum ersten Mal.
    »Hi«, sagte sie.
    »Hallo, Lenore«, sagte Alvin und lächelte wie jemand, der sich eigentlich nicht wohl fühlt.
    »Hi.«
    »Wir kommen in einer Sache von nie da gewesener Wichtigkeit«, sagte Bloemker.
    »Ach, tatsächlich?«
    »Gentlemen, die kleine Lady hatte es schon schwer genug heute Morgen«, äußerte sich Lang, stellte sich hinter Bloemker und Alvin und legte beiden einen Arm auf die Schulter. »Wie wär's, wenn wir sie erst mal verschnaufen lassen?« Allerdings klingelten die Telefone in der Zwischenzeit ungerührt weiter, und Candy drückte in einem fort die ACCESS-Taste, nur um dann Rauschen und Töne zu hören.
    »Jetzt sind sie endgültig verrückt geworden, Lenore«, sagte Candy verbissen.
    Lenore schaute von Mr. Bloemker auf ihren Schwager. »Kennt ihr euch denn?«, fragte sie langsam.
    Alvin sah eindeutig so aus, als sei ihm unwohl in seiner Haut. Immer wieder machte er etwas mit seinem Kragen. Eine Hälfte von Mr. Bloemkers Gesicht lag im Schatten.
    Und jetzt erschien ein weiterer Kopf, er reichte gerade mal über den Tresen und schaukelte zwischen den anderen Erwachsenen auf und ab. Irritiert schaute Lang auf den Kopf. Lenore musste aufstehen, um ihn zu sehen.
    »Dr. Jay?«, sagte sie.
    »Lenore, ich grüße Sie«, sagte Dr. Jay.
    »Hi«, sagte sie.
    »Etwas zerzaust sind wir heute.« Dr. Jay sah sie an.
    »Können wir Ihnen helfen, Mister?«, fragte Lang zwischen Bloemker und Alvin.
    Von oben sah Lenore, wie sich der Kopf von Mr. Jay umdrehte. »Junger Mann, ich bin ein Freund von Ms. Beadsman«, sagte er. »Und wenn Sie nichts dagegen haben, würde ich gern mit Ms. Beadsman sprechen.«
    »Und warum schnüffeln Sie so?«, fragte Lang. »Ihr Riecher hat wohl etwas ganz Besonderes entdeckt?«
    Dr. Jay zog sich so weit wie möglich am Tresen hoch. Von dort schaute er in die Kabine und auf Lenore, die sich wieder auf Judiths Stuhl gesetzt hatte. »Ich bin geneigt zu sagen, dass sich der Aufenthalt in diesem Gebäude für Sie derzeit nicht empfiehlt. Norman hat Sie von irgendeinem Restaurant aus kommen sehen. Und er ist emotional nicht in der besten Verfassung.«
    »Mr. Bombardini ist emotional nicht in der besten Verfassung?«, sagte Judith.
    »Woher kennen Sie denn Mr. Bombardini?«, sagte Lenore. »Sie haben mir nie gesagt, dass Sie ihn kennen.«
    Dr. Jay zog ein Taschentuch hervor, als wollte er sich schnäuzen, drückte es aber nur auf Mund und Nase. »Ärztliche Schweigepflicht et cetera«, sagte er durch das Tuch. »Außerdem ein langjähriger Patient und Freund.« Lang fixierte Jay unverhohlen feindselig. »Er ist leider recht außer sich.« Dr. Jay stemmte sich noch ein Stück höher, bis seine Füße den Bodenkontakt verloren hatten und er sich mit den Ellbogen aufstützen konnte. Mit dem Taschentuch vor der Nase beugte er sich weiter nach vorn. »Mittlerweile spricht er sogar davon, dass er die Leute ... vertilgen will.«
    »Vertilgen?«, sagte Lang.
    »Ich bin überzeugt, nur sinnbildlich. Sie sind ja mittlerweile in der Lage zu begreifen, dass sich hinter seinen derzeitigen Essgewohnheiten eine Membran-Problematik verbirgt, die viel zu tumultuarisch ist, um sie hier im Einzelnen zu erläutern.« Jay schaute sich um. »Sollten wir deshalb nicht besser ...«
    »Essgewohnheiten?«
    »Bei seiner gegenwärtigen tumultuarischen Verfassung im Zusammenspiel mit seiner Korpulenz«, sagte Dr. Jay, der sich kaum noch halten konnte, »ist Vorsicht besser als ...«
    »Moment, seien Sie mal still ...« Lang legte den Kopf zur Seite. »Woher kommt dieses Geräusch?« Alle hielten die Luft an und horchten.
    Das Geräusch kam aus einiger Entfernung, glich einem Donnergrollen oder einem Zug, der langsam näher kam, auch wenn die Telefone es zeitweise übertönten.
    »Gottverdammt«, sagte Candy Mandible.
    »Lenore, als Ihr Psychologe und Freund rate ich Ihnen dringend, diesen Ort so unauffällig und schnell zu verlassen wie irgend möglich«, sagte Dr. Jay, dann gaben seine Arme nach, und er plumpste ins Unsichtbare. Lang sah zu ihm hinunter.

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