Der Besen im System
unseren Testergebnissen zufolge da unten schweineheiß ist«, sagte Peter, zu Candy gewandt, aber mit den Augen in Lenores Ausschnitt. »Was ich nämlich schon die ganze Zeit sagen will, ist: Euer Tunnel wird zu heiß. Das ist euer Problem.«
»Unser Tunnel wird zu heiß?«
»Ja, sieht so aus«, sagte Peter Abbott. »Das ist so: Jeder Tunnel hat seine eigene, ganz spezielle Temperatur, und die liegt bei einem Tunnel dieser Art zwischen fünfzehn und höchstens zwanzig Grad, eigentlich nicht mal das, eher weniger.« Er schaute sich um. »Denn sonst infiziert die Temperatur im Tunnel die Temperatur der Anrufe, und die kriegen dann etwas, das man ›Leitungsschwemme‹ nennt, also das, was ihr hier die ganze Zeit hattet und von dem Mr. Sludgeman sagte, das hätte er sich gleich gedacht.«
»Leitungsschwemme? Infiziert?«
»Ja, genau wie in so einem ollen Nervensystem«, sagte Peter. Er schaute wieder zu Neil Obstat hinüber, der zusammen mit Alvin Spaniard versuchte, eine Bodenplatte aus den Fugen zu lösen, wobei sich herausstellte, dass der vermeintliche Marmor gar kein Marmor war. »He, ihr Pappnasen!«, rief Peter. »Das würde ich an eurer Stelle lassen.«
Obstat sah erschrocken auf, doch Mr. Beadsman bedeutete ihm weiterzumachen. Mr. Bloemker putzte die Brille an seiner Krawatte.
»Also das war der Grund?«, rief Candy Mandible. »Die Scheißtunnel werden nur zu heiß? Und deswegen war hier zwei Wochen lang Stress pur angesagt? Die Leitungen sind Nerven, und die Nerven sind überhitzt?« Sie war wirklich wütend. »Und das war alles? Das bisschen Überhitzung? Das glaube ich Ihnen nicht.« Sie schaute auf Walinda Peahen.
Peter sah weiterhin den Stonecipheco-Leuten zu. »Ja und nein. Die Tunnel sind zu heiß für normale Kabel, aber sie haben die Idealtemperatur für Nervengewebe, so, als wären die Kabel tatsächlich Nerven, das ist ja das Komische«, sagte er. »Das Testkabel zeigt das ganz deutlich.« Misstrauisch sah er auf das dunkle Kabel auf dem Tisch.
»Also zeigt was jetzt?«
Das rhythmische Rumpeln, das sich der ganzen Lobby mitteilte, hatte zugenommen. Das Rosengesteck fiel vom Papierkorb. Zigarettenasche und Fetzen der letzten Grußkarten von Mr. Bombardini fielen auf Lenores Socken. Sie sah es nicht.
»Lenore«, sagte Mr. Beadsman. »Ich bestehe darauf.«
Lenores Augen blieben geschlossen. Sie sah aus, als schliefe sie. Mr. Beadsman blickte zu Dr. Jay hinüber. Andy Lang kümmerte sich um einen eingerissenen Fingernagel.
Peter Abbott grinste Candy und Walinda an und schüttelte seinen Kopf. »Kurz und gut, die ollen Strippen da unten haben wohl beschlossen, mal ein bisschen Mensch zu spielen«, sagte er. »Wenn ihr meine Meinung hören wollt: Mit so etwas kommt ihr glatt ins Fernsehen.« Er schaute in die Runde. Sie blickte leer zurück. »Ihr habt das immer noch nicht verstanden, oder?«, sagte Peter. »Also, wie ich sagte, der Tunnel sollte höchstens zwanzig Grad warm sein, tatsächlich ist er aber exakt siebenunddreißig Grad warm. Unglaublich, aber wahr.«
»Mann, wovon redest du überhaupt?« Walinda verschränkte die Arme vor der Brust.
Lenore öffnete die Augen.
»Ich rede von dem Grund für das kleine Bereitstellungsproblem. Der Grund ist eine Leitungsschwemme aufgrund einer erhöhten Temperatur von gottverdammten siebenunddreißig Grad«, sagte Peter. »Nicht mehr und nicht weniger.«
Mr. Beadsman schaute auf Lenore. Dr. Jays Kopf tauchte wieder auf. Die ganze Lobby bebte. Von unten sah Lenore auf Wang-Dang Lang:
»Hey.«
│21│ 1990
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AUSZUGSWEISE MITSCHRIFT DER FERNSEHSENDUNG »PARTNER-CLUB GOTT«, SAMSTAG, XI. SEPTEMBER 1990, 20.00 UHR OSTKÜSTENZEIT. MODERATOR: REVEREND HART LEE SYKES UND SEIN BEKANNTER NYMPHENSITTICH UGOLINO DER BEDEUTSAME, DURCH DEN DER HERR SCHON MEHRFACH IM FERNSEHEN GESPROCHEN HAT.
REVEREND HART LEE SYKES: Freunde.
THE PARTNER-CLUB-SINGERS: ( Unter persönlicher Leitung und Xylophon-Untermalung von Mrs. Fanny May Sykes) Friends ...
REVEREND SYKES: Liebe, liebe Freunde ...
UGOLINO DER BEDEUTSAME: Gott segne alles und jeden!
THE PARTNER-CLUB-SINGERS: Friends ...
REVEREND SYKES: Freunde, was ist ein Partner ?
UGOLINO DER BEDEUTSAME: Freunde.
REVEREND SYKES: Freunde, ich stehe heute Abend vor euch, um euch zu sagen, dass ein Partner ein Arbeiter ist. Jemand, der begreift, dass eine Gemeinschaft auch im Dienst an Gott stärker ist als ein allein stehendes Individuum.
THE PARTNER-CLUB-SINGERS: Oh yes, a partner is a worker
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