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Der bessere Mensch

Der bessere Mensch

Titel: Der bessere Mensch Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: G Haderer
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aber vielleicht kannst du uns ja weiterhelfen …“
    „Wollt ihr ein Bier?“, wollte Wolkinger wissen und erhob sich schwerfällig.
    „Mir wäre ein Kräutertee lieber“, antwortete Bergmann.
    „Pfefferminze“, ergänzte Schäfer, „das kühlt bei der Hitze.“
    „Schon gut … macht’s euch nur lustig“, meinte Wolkinger und ging murrend ins Gartenhäuschen.
    Dass Wolkinger ihnen tatsächlich einen frischen Minztee zubereitete, wertete Schäfer noch nicht als Beweis für dessen Wandlung zum Guten. Als möglichen Täter konnten sie ihn dennoch streichen. Der Mann hatte im Gefängnis bestimmt fünfzehn Kilo zugenommen, allein das Aufstehen aus dem Liegestuhl ließ ihn schwer schnaufen. Zudem das Fehlen jeglichen Motivs. Weder bei Born noch bei Schröck war etwas gestohlen worden. Und Wolkinger – so gut meinte Schäfer ihn zu kennen – war eine menschliche Elster, die sich nicht gegen ihren Trieb wehren konnte. Selbst aus dem Vernehmungsraum war es ihm einmal gelungen, einen Aschenbecher zu entwenden.
    „Fällt dir jemand ein, der zu so etwas fähig ist?“, wollte Bergmann wissen, nachdem sie sich über einige gemeinsame Bekannte ausgetauscht hatten.
    Wolkinger legte den Kopf zurück, schloss die Augen und begann seine Schläfen zu massieren. Schäfer sah zu Bergmann und tippte sich mit dem Zeigefinger an die Stirn.
    „Nein“, antwortete Wolkinger und richtete sich ruckartig auf, „von denen, mit denen ich drinnen war, hat das keiner nötig …“
    „Und was man jetzt so herumerzählt, das kannst du ja nicht wissen, weil du keinen Kontakt zu deinen früheren Freunden mehr hast“, meinte Schäfer und sah Wolkinger eindringlich an.
    „Genau so ist es, Major … und einer, der so etwas macht, da bin ich sowieso lieber ganz weit weg …“
    „Gute Einstellung“, meinte Schäfer und stand auf, „wenn du dabei bleibst, bin ich einer von deinen ersten Kunden … misch halt nichts hinein in die Kräuter.“
    „Großes Indianerehrenwort, Major“, grinste Wolkinger und rollte sich aus dem Liegestuhl, um die Polizisten zum Wagen zu begleiten. Auf dem Weg dorthin kamen sie an Wolkingers Vater vorbei. Schäfer nahm es ihm nicht übel, dass er seinen Abschiedsgruß ignorierte – bei der Karriere seines Sohnes waren Besucher wohl noch nie ein gutes Zeichen gewesen.
    „So eine Sauerei, die der angerichtet hat mit dem Born …“, meinte Wolkinger nachdenklich.
    „Woher weißt du das?“, wollte Schäfer wissen und sah Wolkinger prüfend an.
    „Anzünden, verätzen, ausweiden, dieser ganze Psychopathenmist … Tiere sind das, keine Menschen …“, fuhr Wolkinger fort, ohne auf Schäfers Frage einzugehen.
    „Da irrst du dich …“, erwiderte Schäfer und schlug die Autotür zu.
    Möring war der Nächste auf ihrer Liste. Ein Vierzigjähriger, der in Summe bereits sechzehn Jahre im Gefängnis verbracht hatte, zuletzt wegen Körperverletzung mit Todesfolge. Im Gegensatz zu Wolkinger, der sich zumindest in Gedanken immer wieder von seinem Verbrecherleben verabschiedete, war Möring ein hoffnungsloser Fall. Zwischen einer Entlassung und der nächsten Verhaftung lagen nie viel mehr als ein paar Wochen. Geistig war er nicht minderbemittelt oder gar unzurechnungsfähig, das hatten die Gutachter wiederholt bestätigt. Und seine zahlreichen Ausbruchsversuche zeigten auch, dass ihm an der Freiheit mehr lag als am Gefängnisleben. Doch er bekam es einfach nicht auf die Reihe. Fast schien es, als würde er am ersten Tag nach der Entlassung die Haftzeit und deren Ursachen aus seinem Kopf löschen. Als wäre er unfähig, sowohl seine Handlungen moralisch einzuordnen als auch deren Folgen abzuschätzen. Ein geborener Verbrecher, wie man landläufig sagte. Ein typischer Fall von Psychopathie, wie es die Wissenschaft nannte. Entsprechend umsichtig und mit gut sichtbarer Waffe betraten Schäfer und Bergmann auch das Billardlokal, in das Mörings Lebensgefährtin sie geschickt hatte.
    „Mir könnt ihr nichts anhängen“, sagte Möring sofort, als die beiden sich neben den Pooltisch stellten.
    „Na, dann muss ja niemand nervös werden“, erwiderte Schäfer und musterte Mörings Hosentaschen, ob sich die Form eines Messers oder Totschlägers abzeichnete.
    „Können wir Sie einen Moment sprechen?“, fragte Bergmann, während Möring über einen verfehlten Stoß fluchte.
    „Warum?“
    „Möring“, meinte Schäfer deutlich schärfer, „du weißt ganz genau, dass wir dich sofort einpacken und eine Nacht lang festhalten

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