Der Beste für dich - ich
eigentlich?”
“Zunächst mal ganz einfach einen netten Kerl. Einen, der mir treu bleibt. Und der Kinder mag. Ist das wirklich zu viel verlangt?”
“Natürlich nicht. Das ist das Mindeste, was Sie verdienen. Sie verdienen den Besten. Wenn die Wahlkampagne vorbei ist, nehmen Sie sich ruhig frei, wann immer Sie wollen. Ich bin sogar bereit, für Sie zu babysitten, wenn Sie eine Verabredung haben. Ist das ein Angebot?” Er bedachte sie mit einem selbstzufriedenen Grinsen.
“Vielen Dank. Das ist super. Aber ich werde keine Verabredung haben, weil ich keinen passenden Mann kenne.
Deshalb muss ich ja kündigen.”
“Von mir aus können Sie den ganzen Tag im Lokal verbringen. Aber lassen Sie sich gesagt sein, Sie machen sich völlig falsche Vorstellungen vo n dem Laden. Ich muss es wissen, ich bin schließlich oft genug dort. Hören Sie, lassen Sie uns doch jetzt gleich mal auf eine Tasse Kaffee hingehen, dann zeige ich Ihnen, was ich meine. Wenn Sie auch nur einen anständigen Junggesellen dort entdecken, dann lasse ich Sie gehen, noch heute. Aber falls Sie mir zustimmen, dass keiner der dort Anwesenden Ihre Erwartungen erfüllt, bleiben Sie bis nach der Wahl.” Er streckte ihr die Hand entgegen.
“Abgemacht?”
“Aber es regnet.” Sie rang die Hände.
“Ein Grund mehr für jeden Junggesellen, sich in das ,Diner’
zu verziehen.” Er nahm ihre Hände, schüttelte sie und legte ihr dann ihren Mantel um die Schultern. “Kommen Sie.”
Sie gingen den halben Block zur Hauptstraße zu Fuß und betraten das stickige Lokal, das erfüllt war von Geruch nach gebratenem Speck und Eiern, Toast und Kaffee. Suzys Magen rumorte. Nachdem sie Travis heute Morgen angezogen und gefüttert hatte, war ihr keine Zeit zum Frühstück geblieben.
Brady hängte seinen Stetson und seinen Regenmantel an die Garderobe und folgte Suzy zur einzig freien Nische, als jemand ihm auf die Schulter schlug. Ein hoch gewachsener, gut gebauter Mann mit gebräuntem Teint strahlte ihn an, wobei eine Reihe blendend weißer Zähne zum Vorschein kam.
“Hallo, Partner! Sie müssen Sheriff Wilson sein. Mein Name ist Staples. Werde Ihnen ganz schön Beine machen, Kumpel.”
Er streckte die Hand aus. Brady schüttelte sie voller Abscheu.
Abscheu gegen den aufgesetzten Western-Slang, den schlaffen Händedruck sowie die künstliche Gesichtsbräune seines Konkurrenten.
“Sie sind neu hier, nicht wahr?” Brady betonte das Wort neu.
Ihm war bewusst, dass an der Theke alle aufgehört hatten zu essen, um das erste Zusammentreffen der beiden Rivalen zu beobachten.
“Yep. Habe mich letztes Jahr auf dem Weg in den Urlaub nach Idaho in dieses Städtchen verliebt. Hier kann man prima jagen und fischen. Jetzt bin ich also Neubürger im Garten Nevadas. Ein richtiger Harmonianer.”
Brady ließ den Blick durch die Menge schweifen. Waren die anderen auch so angewidert von dem schwülstigen Getue? Doch ihre Mienen drückten lediglich ungeteiltes Interesse aus, das an Faszination grenzte.
“Freut mich, Sie kennen zu lernen”, murmelte Brady und bahnte sich seinen Weg zum Tisch.
“Das ist er also”, bemerkte Suzy, als er auf die mit Kunststoff bezogene Bank ihr gegenüber rutschte.
“Ja. Was denken Sie?”
“Ich denke, dass Sie sich ihm gegenüber sehr zivil verhalten haben.” Sie führte ihren Kaffeebecher an die Lippen.
“Ich konnte schließlich schlecht die Fassung verlieren, ihm die affektierte Visage polieren und ihn aus der Stadt jagen. Dann hätte ich mich ja selbst verhaften müssen. Schließlich bin ich der Sheriff. Zumindest noch für den kommenden Monat. Aber ich könnte ihn wegen Landstreicherei drankriegen, sollte er noch länger hier herumhängen.” Brady funkelte seinen Rivalen an der Theke düster an.
“Und ihn ins Gefängnis werfen, bis die Wahl vorbei ist?”
Er nickte. “Erinnern Sie mich daran, dass ich mir endlich mal diesen dicken Wälzer im Regal vornehme und mich über die besonderen örtlichen Vorschriften informiere, die aus dem letzten Jahrhundert stammen.”
“Sie werden doch nicht etwa einen heimtückischen Anschlag planen?”
Natürlich nicht. Ich bin das Gesetz. Das Gesetz bin ich. Aber das sind gefährliche Zeiten. Gefährliche Zeiten verlange n besondere Maßnahmen.” Er nahm Suzys zierliche Hand in seine beiden Pranken und drückte sie, um seinen Standpunkt zu bekräftigen. “Ich kann diese Wahl einfach nicht verlieren.” Er sah sie eindringlich an. “Ich kann nicht zurück in meinen alten
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