Der Beste für dich - ich
klatschte sie die Speisekarte auf den Tisch und zückte ihren Bleistift.
“Ja?”
“Wie gut, dass du nicht nach Freundlichkeit bezahlt wirst”, versetzte Brady.
“Man bezahlt mich dafür, Bestellungen aufzunehmen und zu servieren.”
“Warmes Roastbeef-Sandwich.”
Sie machte auf dem Absatz kehrt, um der Küc he die Bestellung zu übermitteln. Aus dem Augenwinkel registrierte sie Kyles offenkundiges Erstaunen über ihr ruppiges Benehmen.
Doch sie versuchte gar nicht erst, ihm ihr Verhalten erklären zu wollen. Je schneller sie Bradys Bestellung erledigte, desto schneller würde er das Feld räumen. Er würde es nicht wagen, während der hektischen Mittagszeit endlos über seinem Kaffee hocken zu bleiben, während andere Gäste Schlange standen, um einen Sitzplatz zu ergattern. Als sie mit seinem Teller zurückkam, fand sie ihn in eine Unterhaltung mit Kyle vertieft vor.
“Woher stammen Sie denn ursprünglich?” erkundigte Brady sich gerade.
“Wer will das wissen?” konterte Kyle.
“Mein Name ist Brady Wilson.”
“Brady ist der Sheriff”, erklärte Suzy. “Sheriff, das ist Kyle Henderson.”
“Ach, wirklich.” Brady legte den Kopf auf die Seite und bedachte Kyle mit einem skeptischen Blick. “Sieht mir doch eher nach Bart Henley aus.”
“Wie bitte?” Doch Suzy blieb keine Zeit mehr, das bizarre Geschehen weiter zu verfolgen, denn das Diner hatte sich inzwischen bis auf den letzten Platz gefüllt. Sie hatte alle Hände voll zu tun, Speisekarten auszuteilen, Bestellungen aufzunehmen, Eistee einzuschenken und Gerichte des Hauses zu erklären. Sie konnte lediglich Fetzen der Unterhaltung der beiden Männer aufschnappen. Wie es aussah, stellte Brady die Fragen, und der neue Mann tat sein Bestes, sie zu parieren.
“Ich habe einen Haftbefehl gegen Sie, Henley.”
“Was Sie nicht sagen”, versetzte der Fremde wachsam.
“Ich wette, die Fingerabdrücke in meinem Büro entsprechen genau den Ihren.”
Bestürzt über diese Anklage, spitzte Suzy die Ohren, um Kyles Antwort zu hören, doch das konnte sie nicht. Was hatte Brady vor? Lagen ihm wirklich handfeste Beweise vor, dass dieser nett aussehende Fremde ein Gauner war?
“Kommen Sie freiwillig und ohne großes Aufsehen mit, oder muss ich Sie hier an Ort und Stelle verhaften?” fragte Brady mit drohendem Unterton.
“Das wird nicht nötig sein”, erwiderte Bart. Er stand auf.
“Immer mit der Ruhe”, warnte Brady ihn. “Sie werden in Yolo County wegen dem Überfall auf ein Juweliergeschäft gesucht. Also, kommen Sie ganz ruhig mit, und niemand wird verletzt.”
Suzys Augen weiteten sich. Als Brady ein Paar Handschellen hervorholte, stieß Kyle oder Bart oder wie auch immer er hieß ihn beiseite und verließ fluchtartig das Restaurant. Brady nahm sofort die Verfolgung auf, überwältigte den Mann vor der Tür und warf ihn zu Boden. Er legte ihm die Handschellen an und führte ihn ab.
Vor Schreck wie gelähmt stand Suzy in der Tür und verfolgte die Szene. Sie brauchte ein paar Minuten, um sich darüber klar zu werden, was passiert war, dann holte die Normalität sie wieder ein. Sie kehrte an ihre Arbeit zurück und servierte mit zitternden Händen.
Ihre Gedanken überschlugen sich. War dieser nette, harmlos wirkende Mann tatsächlich ein Juwelendieb? Sie hatte lange genug für Brady gearbeitet, um zu wissen, dass Kriminelle nicht unbedingt auch wie solche aussahen. Aber sie hatte mit diesem Mann geredet. Sie hatte ihn sogar als möglichen Heiratskandidaten in Betracht gezogen. Wie hatte sie sich nur derart täuschen können? Wann würde sie endlich lernen, Männer richtig einzuschätzen?
Suzy erledigte ihre Arbeit wie ein Automat, aber im Geiste ging sie immer wieder die Szene zwischen Brady und diesem Bart Henley durch. Was hätte sie sagen können, um Brady davon zu überzeugen, dass der Mann kein Dieb war? Er konnte unmöglich einer sein. Er war einfach viel zu nett.
Als Brady später zurückkam, um seine so abrupt unterbrochene Mahlzeit zu beenden, hatte Suzy endlich Gele genheit, ihm ihren Standpunkt darzulegen. Die meisten Gäste waren inzwischen gegangen, und die, die noch da waren, sahen nur kurz auf, als Brady hereinkam.
“Du glaubst doch nicht etwa im Ernst, dass dieser Kerl ein Juwelendieb ist”, bestürmte sie ihn, bevor er sich noch setzen konnte.
“Ich meine es sogar todernst. Habe die Meldung gerade heute Morgen übers Internet rein bekommen. Sein Partner wartet irgendwo außerhalb der Ortschaft auf ihn.
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