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Der beste Karlsson der Welt

Der beste Karlsson der Welt

Titel: Der beste Karlsson der Welt Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Astrid Lindgren
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wurde frühzeitig wach, und das ganz von allein, kein Ruf von dem besten Karlsson der Welt hatte ihn geweckt. Seltsam, dachte Lillebror. Dann schlich er rasch in den Flur hinaus, um die Zeitung zu holen. Er wollte jetzt in Ruhe und Frieden die Bildserien lesen, bevor Onkel Julius kam und die Zeitung forderte.
    Doch an diesem Tag wurden keine Serien gelesen. Armer Lillebror, er kam nicht weiter als bis zur ersten Seite der Zeitung. Denn dort sprang ihm gleich eine riesige Überschrift in die Augen, bei der ihm der kalte Schweiß ausbrach.

    DAS RÄTSEL GELÖST!
    ES WAR DOCH KEIN SPION!

    stand da zu lesen.
    Darunter sah man ein Bild von der Westbrücke, und darüber flog — ja, da war kein Irrtum möglich: über die Brücke flog Karlsson. Sie brachten auch eine Großaufnahme, auf der er grinsend seinen zusammenklappbaren Propeller und seinen Startknopf vorzeigte, den er auf dem Bauch hatte.
    Lillebror las, und gleichzeitig weinte er.

    Wir hatten gestern auf der Redaktion einen bemerkenswerten Besuch. Ein schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in seinen besten Jahren — nach seiner eigenen Beschreibung — kam und verlangte die Belohnung von zehntausend Kronen. Er selbst und niemand anderes sei das fliegende Rätsel im Vasaviertel, versicherte er, aber ein Spion sei er nicht. Und wir glauben es ihm. «Ich spioniere nur solche wie den Hausbock und den Märchenonkel aus», sagte er. Das klang ja sehr kindlich und harmlos, und soviel wir verstehen, ist dieser «Spion» nur ein ungewöhnlich dicker kleiner Schuljunge — der Beste in der Klasse, wie er selbst behauptet — , aber dieser Junge besitzt etwas, um das jedes Kind ihn beneiden würde, nämlich einen kleinen Motor, mit dem er fliegen kann. Ja, Sie können es hier auf dem Bild sehen. Der Motor sei von dem besten Erfinder der Welt gemacht, behauptete der Junge, weigerte sich aber, noch mehr darüber zu erzählen. Wir wiesen darauf hin, daß dieser Erfinder vielfacher Millionär werden könnte, wenn er den Motor in Massenfabrikation herstellen würde, aber da sagte der Junge: «Besten Dank, wir wollen nicht, daß die Luft voll von fliegenden Kindern ist. Ich und Lillebror, das langt!»

    Hier lächelte Lillebror ein wenig — immerhin wollte Karlsson bloß mit ihm fliegen und mit niemand anderem aber dann schluchzte er auf und fuhr fort zu lesen.

    Ganz normal wirkte der Junge nicht, das muß zugegeben werden. Er redete verworrenes Zeug und gab auf unsere Fragen recht merkwürdige Antworten, wollte nicht einmal den Namen seiner Eltern nennen. «Mammi ist Mumie und Vati ist Sandmann», sagte er zuletzt. Mehr war durchaus nicht aus ihm herauszubekommen. Sandmann, das ist ja wohl mehr ein Beruf als ein Name, aber die Sache bleibt nach wie vor dunkel. Der Vater scheint jedenfalls ein berühmter Flieger zu sein, wenn wir das Gerede des Jungen recht verstanden haben. Und das Interesse für die Fliegerei hat der Sohn offenbar geerbt. Der Junge verlangte, daß die Belohnung sofort ausgezahlt werde. «Ich bin es, dem sie zukommt, und nicht etwa Fille oder Rulle oder irgendein anderer Diebsstrolch», sagte er. Und er wollte die ganze Summe in Fünförestücken haben, «denn nur solche sind richtiges Geld», behauptete er. Als er ging, hatte er sich die Taschen mit Fünförestücken vollgepfropft. Den Rest wolle er in einer Schubkarre abholen, sowie er dazu komme. «Und bringen Sie nicht etwa mein Geld auf die Seite, sonst kommt nämlich die Schreckse und holt euch», sagte er. Eine kurzweilige Bekanntschaft war er ohne Zweifel, wenn man auch nicht alles verstand, was er sagte. «Bedenken Sie, daß Sie nur erst ungefähr so viel bezahlt haben wie für einen großen Zeh», waren seine Abschiedsworte, und dann flog er zum Fenster hinaus und verschwand in Richtung Vasaviertel.
    Der Junge wollte keinesfalls mit seinem Familiennamen herausrücken — und er wollte unter keinen Umständen, daß sein eigener Vorname in die Zeitung komme. «Das würde Lillebror bestimmt nicht mögen», sagte er. Er scheint eine ganze Menge von seinem kleinen Bruder zu halten. Wie der Junge heißt, können wir also nicht verraten, aber so viel können wir doch erzählen, daß der Name mit «Karl» beginnt und mit«son» aufhört. Wenn nun aber ein Mensch seinen Namen nicht in der Zeitung genannt haben will, so hat er nach unserer Ansicht ein Recht darauf, daß man seinem Wunsch stattgibt. Das ist der Grund, weshalb wir den Jungen nur «Junge» genannt haben und nicht

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