Der beste Karlsson der Welt
flog Karlsson beleidigt zu sich hinauf und kam nicht eher zurück, als bis Lillebror zur nächsten Mahlzeit an der Klingel zog und ihm das Zeichen gab: Komm her!
Mama und Papa waren offensichtlich besorgt, daß Onkel Julius sich nicht mit Fräulein Bock vertrug, dachte Lillebror. Aber da irrten sie sich. Onkel Julius und Fräulein Bock vertrugen sich im Gegenteil ausgezeichnet, wie es schien. Und im Laufe der Zeit merkte Lillebror, daß die beiden immer mehr miteinander zu reden hatten. Sie saßen oft im Wohnzimmer zusammen, und man hörte, wie Onkel Julius sich über die Märchenwelt und wer weiß was alles verbreitete, und Fräulein Bock antwortete sehr lieb und sanft. Man konnte kaum glauben, daß sie das war.
Zuletzt wurde Karlsson mißtrauisch. Und zwar, als Fräulein Bock eines Tages die Schiebetür zwischen der Diele und dem Wohnzimmer zuschob. Eine solche gab es nämlich, obgleich keiner in der Familie Svantesson sie jemals zumachte. Wahrscheinlich deswegen, weil die Tür von innen einen Riegel hatte und Lillebror einmal, als er klein war, sich selbst eingeschlossen hatte, so daß er nicht herauskonnte. Nach diesem Vorkommnis meinte Mama, ein Vorhang tue es auch. Jetzt aber wollte Fräulein Bock plötzlich, daß die Tür geschlossen sei, wenn sie und Onkel Julius abends im Wohnzimmer ihren Kaffee tranken, und Onkel Julius wollte es anscheinend auch. Als nämlich Karlsson einmal ins Zimmer hineingestiefelt kam, sagte Onkel Julius, die Jungen sollten woanders hingehen und spielen, jetzt wolle er nämlich in aller Ruhe und Gemütlichkeit seinen Kaffee trinken.
«Das möchte ich schließlich auch», sagte Karlsson vorwurfsvoll. «Her mit Kaffee, biete mir eine Zigarre an und benimm dich mal, wie sich’s gehört.»
Doch Onkel Julius jagte ihn hinaus, und da lachte Fräulein Bock höchst befriedigt. Sie meinte, nun habe sie endlich einmal die Oberhand.
«Das dulde ich einfach nicht», sagte Karlsson. «Ich werd’s ihnen schon zeigen!»
Und am nächsten Vormittag, als Onkel Julius beim Arzt war und Fräulein Bock auf dem Markt, um Heringe einzukaufen, da kam Karlsson mit einer großen Bohrwinde in der Faust heruntergeflogen. Lillebror hatte dieses Werkzeug bei Karlsson oben an der Wand hängen sehen, und nun war er neugierig, wozu Karlsson es wohl gebrauchen wollte. Da aber plumpste etwas durch den Briefschlitz, und Lillebror rannte hin, um nachzusehen. Zwei Karten lagen auf dem Türvorleger, eine von Birger und eine von Betty. Lillebror freute sich sehr, er las seine Karten lange und gründlich durch, und als er damit fertig war, da war Karlsson auch fertig. Er hatte ein großes Guckloch in die Schiebetür gebohrt.
«Nein, Karlsson, nein«, sagte Lillebror erschrocken, «du darfst doch kein Loch bohren! Warum hast du das getan?»
«Damit ich sehen kann, was die da drin vorhaben, natürlich», sagte Karlson.
«O pfui, schäm dich», erwiderte Lillebror. «Mama hat gesagt, man darf nicht durchs Schlüsselloch gucken.»
«Sie ist so klug, deine Mama», sagte Karlsson. «Sie hat so recht. Schlüssellöcher, die sind für Schlüssel da, das sagt schon das Wort. Nun ist aber dies hier zufällig ein Guckloch. Kannst du, der du so klug bist, hören, wozu so ein Ding da ist? Ja, ganz recht!» sagte er, bevor Lillebror noch geantwortet hatte.
Er nahm einen Klumpen alten Kaugummi aus dem Mund und stopfte damit das Loch wieder zu, damit man es nicht entdecken konnte.
«Hoho», sagte er. «Es ist lange her, daß wir einen vergnügten Abend gehabt haben, aber heute abend kann’s vielleicht mal wieder einen geben.»
Dann flog Karlsson mit seiner Bohrwinde nach Hause.
«Ich hab’ noch ’n paar Geschäfte zu erledigen», sagte er. «Aber ich komme zurück, wenn es anfängt, nach Heringen zu riechen.»
«Was denn für Geschäfte?» fragte Lillebror.
«Ein schnelles kleines Geschäft, damit ich wenigstens Geld für Briefmarken kriege», sagte Karlsson. Und dann flog er davon.
Er kam auch richtig zurück, als es anfing, nach Heringen zu riechen, und beim Essen war er glänzender Laune. Er holte ein Fünförestück aus der Tasche und steckte es Fräulein Bock in die Faust.
«Das sollst du haben als kleine Anerkennung», sagte er. «Kauf dir irgend ’n Kinkerklitzchen dafür, das du dir um den Hals hängen kannst oder so!»
Fräulein Bock schleuderte den Fünfer fort.
«Ich werd’ dich gleich kinkerlitzen, so groß wie du bist», sagte sie. Aber da kam gerade Onkel Julius, und Fräulein Bock wollte Karlsson
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