Der beste Karlsson der Welt
dich nun nicht länger zu kümmern, die gedenke ich mit nach Västergötland zu nehmen, da ziehe ich nämlich hin. — Nee, keineswegs als Wirtschafterin, ich heirate nämlich, und dabei bin ich doch so garstig. Was sagst du dazu? — Doch, natürlich kannst du das erfahren. Ich heirate Herrn Julius Jansson, ihn und keinen anderen, ja, tatsächlich. Die, mit der du hier redest, ist beinahe die Frau Jansson, Friedachen. — Du scheinst ganz gerührt zu sein, du weinst ja, wie ich merke. — Nee, nee, Frieda, nun laß man das Heulen, du kannst sicher irgend ’n neuen Einbrecher aufstöbern, könnte ich mir denken. — Ich hab’ jetzt keine Zeit mehr, mein Verlobter kann jeden Augenblick nach Hause kommen. — Na, bald mehr, Friedachen!»
Karlsson starrte Lillebror mit weit aufgerissenen Augen an.
«Gibt es nicht irgendeine gute und bittere Medizin für Leute, die nicht gescheit sind?» fragte er. «Wenn’s nämlich eine gibt, dann müssen wir Onkel Julius jetzt sofort eine ganz, ganz große Dosis einlöffeln!»
Lillebror kannte jedoch keine solche Medizin. Karlsson seufzte mitleidsvoll, und als Onkel Julius vom Arzt wiederkam, ging Karlsson leise hin und steckte ihm ein Fünförestück in die Hand.
«Für mich? Wieso denn das?» fragte Onkel Julius.
«Kauf dir irgendwas Schönes dafür», sagte Karlsson mit Nachdruck. «Du hast’s nötig.»
Onkel Julius bedankte sich, aber er sei so glücklich und froh, sagte er, daß er keine Fünförestücke brauche, um es schön zu haben.
«Ihr Jungen werdet natürlich betrübt sein, wenn ihr erfahrt, daß ich euch Tante Hildur entführe.»
«Tante Hildur?» sagte Karlsson. «Wer um Himmels willen ist denn das?»
Als Lillebror ihn darüber aufklärte, lachte er lange.
Onkel Julius aber redete unausgesetzt davon, wie glücklich er sei. Er werde diese Tage nie vergessen, sagte er. Schon deshalb, weil die Märchenwelt sich ihm so wunderbar offenbart habe. Zwar bekomme man mitunter Angst, wenn Hexen vor dem Fenster vorbeiflögen, das wolle er nicht ableugnen, aber...
«Hexen nicht!» sagte Karlsson. «Schrecksen, wild und entsetzlich, ganz grausig!»
Man merke aber jedenfalls, daß man in derselben Welt lebe wie die Vorfahren, fuhr Onkel Julius fort, und dort fühle er sich wohl. Doch das allerbeste, was diese Tage ihm beschert hätten, das sei, daß er seine eigene Märchenprinzessin bekommen habe, sie heiße Hildur, und nun werde Hochzeit gehalten!
«Eine Märchenprinzessin, die Hildur heißt», sagte Karlsson mit blitzenden Augen. Er lachte lange, dann schaute er Onkel Julius an und schüttelte den Kopf, und dann lachte er von neuem.
Fräulein Bock trottete in der Küche umher und war fröhlicher, als Lillebror sie je erlebt hatte.
«Ich mag Hexen ebenfalls gern», sagte sie. «Wenn nämlich dieses Greuel gestern abend nicht vor dem Fenster rumgeflogen wäre und uns erschreckt hätte, dann hättest du dich mir nie an die Brust geworfen, Julius, und dann wäre dies hier nie gekommen.»
Karlsson fuhr hoch.
«Aha, das ist ja prächtig», begann er böse, aber dann zuckte er mit den Schultern. «Na ja, das stört ja keinen großen Geist», sagte er. «Ich glaube aber doch nicht, daß wir noch öfter Schrecksen hier ins Vasaviertel kriegen werden.»
Fräulein Bock aber lief herum und wurde immer fröhlicher, je mehr sie an ihre Hochzeit dachte.
«Du, Lillebror, du darfst Brautpage werden», sagte sie und streichelte Lillebrors Backe. «Ich nähe dir einen schwarzen Samtanzug, damit wirst du aber niedlich aussehen, das kann ich dir sagen!»
Lillebror schauderte es. Schwarzer Samtanzug — dann würden Krister und Gunilla sich kaputtlachen!
Aber Karlsson lachte nicht. Er war zornig.
«Ich mach’ nicht mit, wenn ich nicht auch Brautpage sein darf», sagte er. «Und ich will auch einen schwarzen Samtanzug haben und niedlich aussehen, sonst mach’ ich einfach nicht mit!»
Jetzt war Fräulein Bock an der Reihe zu lachen.
«Ach ja, das würde eine muntere Hochzeit werden, wenn wir dich in die Kirche reinließen.»
«Das glaube ich auch», sagte Karlsson eifrig. «Ich könnte hinter dir stehen in meinem schwarzen Samtanzug und die ganze Zeit mit den Ohren wackeln und ab und zu einen Salut abgeben, denn auf einer Hochzeit muß Salut geschossen werden!»
Onkel Julius, der so glücklich war und wollte, daß alle fröhlich sein sollten, sagte, gewiß dürfe Karlsson mit dabeisein. Aber da sagte Fräulein Bock, wenn Karlsson ihr Brautpage sein solle, dann wollte sie
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