Der beste Karlsson der Welt
lieber auf das Heiraten verzichten.
Auch auf diesen Tag folgte ein Abend. Lillebror saß oben auf Karlssons Treppenvorplatz und sah, wie die Dämmerung heraufkam und ringsum im ganzen Vasaviertel und in ganz Stockholm, so weit er sehen konnte, die Lichter angingen.
Ja, jetzt war es Abend, und hier saß er mit Karlsson neben sich, das war auf alle Fälle schön. Irgendwo unten in Västergötland dampfte gerade jetzt ein Zug in eine kleine Station ein, und Onkel Julius stieg aus. Irgendwo draußen auf der Ostsee steuerte ein weißer Dampfer heim gen Stockholm mit Mama und Papa an Bord. Fräulein Bock war in der Tulegata und munterte Frieda auf. Bimbo war für die Nacht in seinen Korb gekrochen. Doch hier oben auf dem Dach saß Lillebror mit seinem Besten Freund neben sich, und sie aßen zusammen aus einer großen Tüte Wecken, Fräulein Bocks gute, frisch gebackene Wecken, das war schön. Dennoch sah Lillebror unruhig aus. Für einen, dessen Bester Freund Karlsson war, gab es niemals Ruhe.
«Ich habe, so gut ich konnte, versucht, dich aus allem rauszuhalten», sagte Lillebror. «Ich habe über dir gewacht, das habe ich tatsächlich getan. Aber nun weiß ich nicht, wie alles weitergehen wird.»
Karlsson nahm sich einen neuen Wecken aus der Tüte und verschlang ihn auf einmal.
«Wie bist du doch dumm! Die können mich doch nicht mehr bei der Zeitung abliefern und sich einen Haufen Fünförestücke abholen, das hab’ ich jetzt verhindert, und da haben sie nun das Nachsehen, Fille und Rulle und das ganze Gesindel. Das mußt du doch begreifen!»
Lillebror nahm sich auch noch einen Wecken und biß nachdenklich hinein.
«Nee, du bist der Dumme», sagte er. «Das ganze Vasaviertel wird jetzt jedenfalls von Leuten wimmeln. Die Schafsköpfe kommen haufenweise an und wollen sehen, wie du fliegst, und versuchen, dir deinen Motor wegzunehmen und was nicht noch alles!»
Karlsson schmunzelte.
«Meinst du wirklich? Denk mal, wenn du recht hättest, dann könnten wir uns doch jedenfalls manchmal einen vergnügten Abend machen.»
«Vergnügter Abend!» sagte Lillebror empört. «Wir kriegen nie mehr eine ruhige Minute, hab’ ich doch gesagt, du nicht und ich auch nicht.»
Karlsson schmunzelte noch zufriedener.
«Meinst du wirklich? Ja, hoffentlich hast du recht.«
Lillebror wurde ordentlich böse.
«Ja, aber wie willst du durchkommen?» sagte er heftig. « Wie willst du da durchkommen, wenn ganze Schwärme von Leuten sich um dich drängen?»
Da legte Karlsson den Kopf schief und guckte Lillebror verschmitzt an.
«Es gibt drei Arten, das weißt du. Tirritieren und Schabernacken und figurieren. Und ich habe die Absicht, diese Arten anzuwenden, alle drei.»
Er sah so durchtrieben aus, daß Lillebror lachen mußte, obgleich er nicht wollte. Er kicherte plötzlich. Zuerst war es nur ein kleines, lautloses Kichern, dann aber blubberte es nur so aus ihm heraus, und je mehr er kicherte, desto seliger war Karlsson.
«Hoho», sagte er und versetzte Lillebror einen Knuff, daß der fast die Stufe hinuntergefallen wäre. Und da kicherte Lillebror noch mehr und dachte, wahrscheinlich fange das Lustige wirklich erst an.
Karlsson aber saß auf seiner Treppe und betrachtete liebevoll ein Paar schwarze große Zehen, die aus den Löchern seiner zerrissenen Strümpfe herausstaken.
«Nein, die verkaufe ich nicht», sagte er. «Lieg mir nicht mehr damit in den Ohren, Lillebror! Nein, denn diese großen Zehen sitzen an dem reichsten Mann der Welt, und die sind nicht mehr zu verkaufen.»
Er steckte die Hand in die Tasche und klimperte glücklich mit seinen vielen Fünförestücken.
«Hoho, ein reicher und schöner und grundgescheiter und gerade richtig dicker Mann in seinen besten Jahren, das bin ich. Der beste Karlsson der Welt in jeder Weise. Hast du verstanden, Lillebror?»
«Ja», sagte Lillebror.
In Karlssons Taschen gab es jedoch mehr als nur Fünförestücke, dort lag auch eine kleine Pistole, und bevor Lillebror noch Karlsson daran hindern konnte, knallte ein Schuß, der über das ganze Vasaviertel hallte.
Doch, jetzt geht’s los, dachte Lillebror, denn er sah, wie ringsherum in den Häusern Fenster aufgingen, und hörte erregte Stimmen.
Karlsson aber sang und schlug mit seinen beiden schwarzen großen Zehen den Takt dazu:
«Knallen muß es tüchtig, und lustig will ich’s ha’m,
bosse bisse basse bisse bumm fallera,
und Schabernacken will ich jeden einz’gen Tag,
bosse bisse basse bisse bumm.
Heißa und hopsa
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