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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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überlegt als noch am Tag zuvor. Es handelte sich um Fragen, die Eddie vielleicht nicht gefallen würden. Doch Colin wollte seine Schwachstelle finden und musste deshalb auch direkt zur Sache kommen.
    Colin hörte Eddie schon, bevor er ihn um die Ecke kommen sah. Er war umgeben von seinen Freunden und sprach mit lauter, ausgelassener Stimme. Ein Singsang, den Colin mit Prahlerei assoziierte – in diesem Ton wurden meist Lügengeschichten verbreitet, bestenfalls Übertreibungen.
    »… und dann sag ich zu ihr: ›Was quatschst du da? Deine Mom ist doch nicht mal da‹«, sagte Eddie, der für seine Freunde offenbar gerade eine Geschichte zum Besten gab. »Also hat sie’s gemacht.«
    Eddie tat so, als würde er seine Hose runterlassen, und grinste. Seine Freunde lachten. Colin hatte keine Ahnung, was das bedeutete, und hatte den Verdacht, einigen von Eddies Freunden ginge es ebenso. Er kam näher, weil er sich sicher war, dass sie ihn noch nicht bemerkt hatten.
    »Boah«, sagte Stan. Seine Stimme klang leicht nasal. Aber schließlich musste sich der Ton ja auch erst durch seine zugeschwollenen Nebenhöhlen kämpfen. Er trug einen Verband über der Nase.
    »Sie tat so, als wäre ich der Eismann oder so«, fuhr Eddie fort. SELBSTGEFÄLLIG .
    »Oder das Eis.« Stan grinste und ließ dabei die Lücke zwischen seinen Schneidezähnen sehen. Dann jaulte er auf, vermutlich weil die plötzliche heftige Bewegung seiner Gesichtsmuskeln ihm Schmerzen verursachte. Ihre Freunde lachten wieder.
    »Hallo, Eddie. Wie geht es dir heute?«, sagte Colin. »Ich weiß, dass es deine Pistole war.«
    Das Gelächter erstarb. Colin bemerkte, wie alle Farbe aus Eddies Gesicht wich und wie Stan bewusst mit flatternden Augenlidern wegschaute. Klare Anzeichen von SCHULD . Die anderen sahen sich und Colin nur mit verwirrten Gesichtern an – alle außer Cooper. Der schenkte Colin seine volle Aufmerksamkeit und schien INTERESSIERT , sich anzuhören, was Colin zu sagen hatte.
    Colin wartete einen Moment lang auf eine Erwiderung von Eddie, denn immer wieder hatte man ihm gesagt, dass das starre Festhalten an seinem Skript manchmal andere davon abhielt, überhaupt ein funktionierendes Gespräch mit ihm zu führen. Marie hatte ihm erklärt, ein ununterbrochener Informationsfluss bewirke, dass niemand anderer auch nur ein Wort dazwischen bekäme. Sein Vater nannte dieses Verhalten von Colin »Aufsaugen allen Sauerstoffs in einem Raum«. Beide meinten dasselbe Phänomen.
    Doch selbst nach dieser sorgsam bemessenen Redepause gab Eddie keine Antwort, leugnete aber auch nicht. Colin bewertete das Schweigen (und berücksichtigte dabei auch den Hintergrundlärm auf den Fluren) und bestätigte sich selbst, dass er Eddie genügend Raum und Sauerstoff zugebilligt hatte. »Da ist nur eine Sache, die ich nicht verstehe«, legte er dann nach. »Warum hast du die Waffe mit in die Cafeteria genommen?«
    Als er sich auf diesen Moment vorbereitet hatte, war Colin viele mögliche Reaktionen durchgegangen, auch gewalttätige (die machten ihm am meisten Angst – für diesen Fall hatte Colin sich vorgenommen, wegzurennen) oder einen Fluchtversuch (aufregend – doch in diesem Fall wusste Colin, dass Eddie ja irgendwann zurück nach Hause kommen musste). Die einzige Reaktion, mit der er nicht gerechnet hatte, war diejenige, die seine Frage jetzt tatsächlich auslöste.
    Eddie lachte. [29]
    Colin wusste damit nichts anzufangen. Das Gelächter war ihm ein Rätsel, zumal das Gesicht, das Eddie dazu machte, keine NERVOSITÄT , sondern ERHEITERUNG spiegelte. Colin kritzelte rasch in sein Notizbuch:
     
    Eddie lacht unpassenderweise, als er zur Rede gestellt wird. Wurde die Frage versehentlich als Scherz formuliert, oder hat die Erwähnung der Waffe eine bis dato unbekannte sexuelle Konnotation? Weiter ermitteln.
     
    »Weil ich das gar nicht war, du Hirni«, warf Eddie ihm hin, während Colin noch schrieb. »Ich kann’s gar nicht gewesen sein. Ich war zu dem Zeitpunkt mit dem Trainer und der halben Football-Mannschaft im Kraftraum. Um uns ein paar Muckis zuzulegen.«
    Stan und seine anderen Freunde nickten zustimmend. Einen Moment verspätet tat das auch Cooper.
    »Du musst in der Cafeteria gewesen sein«, sagte Colin. »Denn da haben sie die Pistole gefunden. Ich hab sie ja auch selbst gesehen. Auf dem Griff war Geburtstagskuchen.« Das waren unumstößliche Fakten.
    Stan zog die Mundwinkel zu einem Lächeln hoch, das nicht im Geringsten FREUNDLICH war. Außerdem ging er

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