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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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musste sich verdammt zusammenreißen, um alles nicht noch schlimmer zu machen, indem sie diesem Zorn nachgab. »Du weißt genau, wie Colin darauf reagiert, wenn jemand seine Sachen durcheinanderbringt.«
    Danny reagierte wie ein in die Enge getriebenes Tier. Er beschloss zu kämpfen. Sein Schrei breitete sich von seinen Fußsohlen bis zu seiner Stirn hinauf aus, und das Adrenalin hatte ihn fest im Griff, als er ihn rausließ: »Du hast verdammt recht, ich weiß, wie er ist! Ihr packt ihn ja immer nur in Watte, und man hört andauernd ›Armer Colin‹, jedes Mal wenn er sich wie ein zurückgebliebener Spasti aufführt, und ich bin dann derjenige …«
    »Wie hast du ihn gerade genannt?«
Ihre Wut war jetzt ungebremst.
    Danny duckte sich hinter dem Türrahmen. Noch nie hatte er seine Mutter so wütend gesehen, und er hatte Angst. Seine trotzige Gereiztheit wich einer furchtsamen Abwehrhaltung. Unter Primaten würde man sagen, das Alphaweibchen hatte ihre Zähne gefletscht. Jetzt war es an der Zeit, dass das Jungtier eine Geste der Unterwerfung an den Tag legte. »Ich – ich habe nicht gesagt, er wäre einer. Ich habe gesagt, dass er sich so benimmt.«
    Mrs. Fischer stand vielleicht zwei Handbreit von Danny entfernt und war ihm damit sehr, sehr nah gekommen. »Solche Wörter benutzen wir in diesem Haus nicht«, knurrte sie. »Und speziell du benutzt sie nicht deinem Bruder gegenüber. Du wirst sie
nie
mehr benutzen. Ganz egal wie er sich benimmt.«
    »Du weißt wohl nicht, dass er so was andauernd zu hören bekommt, wenn er dieses Haus verlässt, was?«, fragte Danny plötzlich ganz ruhig. »Weißt du, wie andere ihn nennen?«
    »Ich kann es mir ganz gut vorstellen«, giftete seine Mutter mit lauter werdender Stimme zurück. »Und das macht es umso wichtiger, dass er es nicht von den Menschen zu hören bekommt, die ihn liebhaben sollten!«
    Danny schaute an ihr vorbei zu Colin, der immer noch an die Schulter seines Vaters gepresst wurde. Der HASS fand den Weg zurück in seine Stimme: »Na ja … vielleicht tue ich ja genau das nicht. Vielleicht hasse ich ihn. ICH HASSE DICH , COLIN , DU BIST EIN
ZURÜCKGEBLIEBENER IDIOT
UND ICH HASSE DICH  …«
    »Danny!«,
brüllte Mrs. Fischer. Sie wollte ihn packen, und ihre Hände sahen aus wie Klauen.
    »Susan!«,
donnerte Mr. Fischer und versuchte, das Schlimmste zu verhindern. Aber er war machtlos.
    »Es macht mir nichts aus«, sagte Colin plötzlich. Er war sehr ruhig.
    Alle hielten plötzlich inne. Mrs. Fischer und Danny drehten sich beide zu Colin um, aus dem so unerwartet die Stimme der Vernunft gesprochen hatte. Mr. Fischer lockerte den Griff, mit dem er seinen Sohn hielt. Dieser war zwar immer noch rot im Gesicht, aber schon deutlich gelassener. Colin sah seine Mutter und seinen Bruder an.
    »Nein, wirklich«, beharrte er. »Geistige Zurückgebliebenheit definiert sich durch einen IQ unter 70 oder 75 . Mein IQ ist …«
    Colin verstummte. Marie hatte ihm beigebracht, nicht über seinen IQ zu sprechen, der nach Tests irgendwo zwischen 155 und 180 lag. [27] Sie hatte ihm gesagt, auf andere könnte das wirken, als wolle er damit angeben. »… höher«, beendete Colin den Satz. »Also warum sollte ich mich aufregen, wenn mich jemand als etwas bezeichnet, das ich nicht bin?«
    Die Fischers musterten Colin. Dann sahen sie zu Danny. Schließlich blickten sie einander an. Nach einer Pause, die Danny sehr lang erschien (Colin schätzte sie auf 17  Sekunden), hatte Mrs. Fischer endlich ihre Sprache wiedergefunden. »Danny«, stieß sie hervor, »geh in dein Zimmer und bleib dort. Wir werden uns morgen früh weiter unterhalten.«
    »Willst du mich nicht dazu bringen, mich zu entschuldigen?«
    Mr. Fischer legte seiner Frau eine Hand auf die Schulter und betrachtete Danny. Weder aus seinem Gesicht noch aus seiner Stimme sprach Wut. Er ließ die Schulter hängen, was ihn plötzlich kleiner und älter wirken ließ, als er war. Er schien einfach erschöpft. »Das wirst du dann tun, wenn es dir ein Bedürfnis ist. Und jetzt geh.«
    Über Dannys Gesicht huschte so etwas wie ein Ausdruck von unterschwelliger ERLEICHTERUNG . Dann wich er zurück und schloss langsam die Tür zu seinem Zimmer. Colin registrierte, dass er versuchte, sie leise zu schließen, vermutlich, um nicht den Eindruck von Wut oder Trotz zu vermitteln.
    »Colin«, sagte Mr. Fischer und deutete auf das Chaos, das am Morgen noch wie Colins Zimmer ausgesehen hatte. »Können wir dir dabei helfen? Wenn wir es

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