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Der beste Tag meines Lebens

Der beste Tag meines Lebens

Titel: Der beste Tag meines Lebens Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Ashley Miller , Zack Stentz
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auf Colin zu – eine verbreitete Drohgebärde, um einen kleineren Jungen zum Zurückweichen oder sofortigen Verschwinden zu bringen. Colin war jedoch zu sehr damit beschäftigt, die Unstimmigkeiten zwischen den Fakten zu beseitigen, so dass er es gar nicht bemerkte. Cooper lächelte jetzt auch. AMÜSIERT .
    »Versuchst du, dir noch ’ne Abreibung zu holen, Stan?«, fragte Cooper.
    »Schnauze«, fauchte Stan und konzentrierte sich weiter auf Colin, wobei er jedoch unbewusst mit der Hand an seine gebrochene Nase griff, weil er sich natürlich daran erinnerte, was passiert war, als er Colin das letzte Mal so dicht auf die Pelle gerückt war. Automatisch blieb er stehen. »Hör mal, Shortbus …«
    »Nenn mich nicht so«, unterbrach ihn Colin, »ich benutze den Bus gar nicht.«
    »… tu dir selbst ’nen Gefallen und halt die Klappe, auch wenn du so oberschlau bist. Sonst könnte es passieren, dass der Hausmeister dich an deinem Fruit-of-the-Loom-T-Shirt aufgehängt an einem Kleiderhaken findet.« Stan ließ diese Drohung im Raum stehen und fletschte dabei die Zähne wie ein Hund. Oder wie ein Schimpanse. [30]
    Colin sah Stan an und hatte den Blick vor allem auf dessen Schneidezähne gerichtet. Dann blätterte er in seinem Notizbuch ein paar Seiten zurück. Er schaute zwischen Stans wütender Visage und seinen Notizen hin und her. »Nein«, verkündete er schließlich. »Außer demjenigen, der die Waffe gekauft hat, erwähnte
El Cocodrilo
noch einen ›Freak mit Zahnlücke‹. Ich bin mir zu 99  Prozent sicher, dass er damit dich gemeint hat.«
    Cooper und die anderen kicherten hämisch auf Stans Kosten. Colin empfand diese Wendung der Ereignisse als bedrohlich. Welchen unbewussten Respekt Stan auch vor Colins unberechenbarem, aber nachweislich gefährlichem rechten Haken besessen haben mochte. In Anbetracht der Demütigung vor seinen versammelten Kumpels löste dieser sich in nichts auf. Er machte einen weiteren Schritt auf Colin zu, mit geballten Fäusten und kampfbereit.
    Plötzlich fasste eine zarte Mädchenhand Colin bei der Schulter und zog ihn zurück. Colin schrie vor Schreck auf. Er unterdrückte sein instinktives Bedürfnis nach Abwehr oder Flucht, weil er bereits den vertrauten und willkommenen Duft von Erdbeershampoo wahrnahm.
    »Colin«, sagte Melissa seufzend. Sie zog ihn hinter sich und plazierte sich damit unauffällig zwischen Colin und die drohende Gefahr. »Stopp mal.«
    Stan fuchtelte mit einem schmutzigen Finger mit abgebissenem Nagel vor Melissa herum. »Aus dem Weg«, knurrte er. »Nur weil du jetzt scharf aussiehst, heißt das noch lange nicht, dass du dich überall einmischen kannst.«
    Melissa und Colin staunten beide über diese Äußerung. Colin wusste, dass angesehene weibliche Mitglieder sozialer Spezies oft gewisse Autorität hatten, meist, weil sie zu einem höherrangigen Männchen gehörten, oder auch, weil es ihre Pflicht war, jüngere Rudelmitglieder zu schützen und zu erziehen. Letzteres galt für Melissa sicher nicht, auch wenn sie gelegentlich als Babysitterin jobbte.
    »Ich weiß, dass Colin viel redet«, gab Melissa zu. »Und er sagt Dinge, die er wahrscheinlich nicht sagen sollte. Aber er kann nichts dafür. Er … ist eben … absonderlich.«
    Eddie schüttelte den Kopf, als Stan ihn ansah, als wolle er ihn um Rat oder eine Anweisung fragen. »Wie auch immer«, verkündete er schließlich. »Kümmer dich bloß drum, dass Rain Man hier mit der Klugscheißerei aufhört.«
    »Rain Man war Autist«, meldete sich Colin verärgert zu Wort, »ich dagegen …«
    »Komm jetzt mit mir in die Cafeteria«, sagte Melissa. Sie scheuchte Colin schon vor sich her, als es gerade zum zweiten Mal klingelte. Zum ersten Mal in seinem Leben reagierte Colin in keiner Weise auf das Geräusch. Genau genommen bemerkte er es nicht einmal.
    »Aber …«, versuchte Colin zu protestieren und warf einen Blick zurück zu Eddie. Er fühlte sich FRUSTRIERT .
    »Ich hätte jetzt gerne was zu essen.«
    Hinter ihnen lachten Eddie und seine Freunde. Aber Colin wusste mal wieder nicht, warum.
    ***
    Seit er denken konnte, besuchte Colin einmal wöchentlich mit seinen Eltern das Observatorium Griffith Park. Als Wissenschaftler und Ingenieure des Raumfahrtprogramms fühlten sich die Fischers diesem Ort besonders verbunden. Colins Mutter hatte ihm einmal gesagt, dass diese Besuche sie daran erinnerten, warum ihr Job sich lohnte, selbst an Tagen, an denen sie sich wünschte, alle ihre Kollegen würden auf den

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