Der Bestienhelm
Männer rissen das Tor auf. Die Riegel knarrten, Holz splitterte, und dann prasselten die Hiebe der Hämmer und der Streitäxte gegen das dünne Mauerwerk. Die Steinbrocken fielen nach außen, die Löcher wurden größer, und schließlich brüllte Dhorkan: »Hindurch! Die Bewaffneten zuerst. Auf die Pferde!«
Ein Gedränge entstand, Pferde wieherten und keilten aufgeregt aus. Mehrere Krieger zwängten sich durch die Öffnung, sprangen hinaus und winkten dann aufgeregt. Einer der Flüchtlinge nach dem anderen verließ hastig den Hof.
Dhorkan wartete unruhig. Immer wieder drehte er sich im Sattel um. Er erwartete, dass Caer-Krieger mit gezogenen Waffen hier eindrangen. Wieder verließ eine Gruppe den Hof, duckte sich unter dem obersten Quader und wandte sich sofort nach Norden. Der Hof hatte sich bereits zur Hälfte geleert.
Draußen tobte der Kampf weiter. Der Widerstand war geringer geworden, die Fremden drangen ungehindert ins Zentrum der Stadt ein. Wieder zerrten sie die Pferde, auf denen sich Gepäckstücke stapelten, durch den engen Durchlass. Einige Frauen rannten hinterher. Das Geschrei und das Gedränge ließen nach.
Dhorkan wandte sich an einen Kameraden, dessen Namen er nicht kannte: »Es mutet wie Verrat an, nicht wahr?«
Der andere schüttelte den Kopf und ließ sein Pferd einige Schritte nach vorn gehen. »Kein Verrat, Dhorkan. Ebensowenig wie die Flucht Königin Elivaras.«
»Elivara ist nicht geflohen. Du weißt es!«
»Eben. Das wollte ich dir sagen. Halt! Wer ist das?«
Der Hof war fast leer. Durch den Eingang des Hauses drängte sich eine gebückte Gestalt in einem dunklen Umhang. Dhorkan warf einen Blick in das schmale, runzlige Gesicht und sagte: »Swite! Die Dienerin Elivaras!«
Sie glitt näher heran und flüsterte: »Der große Ritter war im Schloss. Er hat Hester gesehen.«
»Hat er ihm etwas getan?«
Die letzten Flüchtlinge schoben sich durch den Spalt und galoppierten, wie es ausgemacht war, sofort davon. Die alte Frau schüttelte den Kopf. »Nein. Er hat nur gelacht und gar nicht aufhören können. Nein. Er schrie, dass die Caer Hester zum Herrscher über Nyrngor machen werden. Ich glaube nicht, dass sie Hester töten. Sie haben auch uns Dienern nichts getan. Das Schloss ist in ihrer Hand.«
»Wie hast du uns gefunden?« wollte der andere Krieger wissen.
»Ich habe gesucht. Dann ist mir eingefallen, dass jemand von diesem Tor gesprochen hat. Ich bin hier her gelaufen. Aber jetzt kann ich nicht mehr.«
»Komm mit uns. Auf mein Pferd!«
»Ich kann nicht mehr. Ich werde mich um Hester kümmern. Ich bleibe hier. Die Caer werden sich an mir nicht vergreifen. Beeilt euch!«
»Gut. Wenn du es so willst. Wir müssen die Stadt verlassen.
Ich bin sicher, dass wir uns bald unter besseren Umständen wiedersehen. Lebe wohl, Swite.«
Hintereinander ritten die beiden Männer, tief auf die Hälse ihrer Pferde gebeugt, aus dem Hof. Als sich Dhorkan wieder aufrichtete und nach hinten blickte, sah er den leeren Hof. Gerade kamen einige Caer hereingestürmt. »Zu spät, Freunde!«
Dhorkan grinste kalt und gab seinem Pferd die Sporen. Er stand in den Steigbügeln, um dem Tier die Galoppsprünge zu erleichtern. Zweihundert Schritt vor ihm ritt, sein Pferd peitschend, sein Kamerad. Vor diesem erstreckte sich eine unregelmäßige Kette von Reitern bis zum nebligen Morgenhorizont. Einige Männer liefen neben den Pferden her und hielten sich am Sattel oder an den Steigbügelriemen fest. Ein paar Caer, die zwischen dem Hafen und dem Lager daherrannten, blieben stehen und sahen den Flüchtenden nach. Dhorkan drehte langsam den Kopf, blickte zur Mauerkrone hinauf, sah hinter sich das nächste Tor auftauchen, links von sich die letzten Caer-Schiffe und das Meer, dessen Wellen Schaumkronen trugen.
Natürlich kannte Dhorkan das Versteck der kleinen Kurnis. Er rechnete damit, dass Mythor bereits auf dem Weg zum Mammutfriedhof war, zusammen mit Elivara und seinen seltsamen Freunden. Trotzdem wollte er versuchen, Elivara noch zu treffen.
Er sprengte in rasender Eile hinter der Reihe der Flüchtlinge her, erreichte den ersten niedrigen Hügel und stellte voller Erleichterung fest, dass er und die anderen nicht verfolgt würden. Noch nicht. Der unmittelbaren Gefahr waren sie entronnen, aber die Caer waren hierhergekommen, um zu bleiben.
Als er auf der anderen Seite in geringerem Tempo den Hang wieder hinunterstob, nahm er gleichzeitig mehrere Dinge von großer Bedeutung wahr.
Um das einzelne Schiff
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