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Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
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eine Kurve nach rechts und ging, einen Bogenschuss vom Ufer entfernt, auf Nordkurs.
    »Viel Glück, Königin Elivara!« murmelte Dhorkan und kletterte ächzend in den Sattel. Er band die anderen Pferde los, befestigte die Zügelenden am Sattelhorn und ritt langsam in die Richtung des Flusses, wo er Höhlen kannte, die ihm als Versteck dienen konnten.
    Einmal noch sah er die Kurnis. Das Boot durchstieß, vom Südwind getrieben, die Wellen, hob und senkte sich und trieb mit großer Geschwindigkeit nordwärts. Es verschwand hinter den langen Wellen, tauchte wieder auf, und das Segel war prall gespannt.
    *
    Mythor fand keine Zeit, sich darüber zu wundern, dass er die Kurnis bisher anscheinend vollkommen richtig gesteuert hatte. Sein Körper gewöhnte sich schnell an die gleichmäßige Bewegung des knarrenden hölzernen Rumpfes, an die vielfältigen Geräusche des Wassers, an das Fauchen und Winseln des Windes und an die Art, wie das Ruder den Kurs des Bootes beeinflusste .
    Das Land zur Rechten verschwand hinter den Wellen und zeigte sich wieder. Die Helligkeit nahm zu, aber die Sonne drang nicht durch die dunklen Wolken hinter dem Schiff. Vom Hafen und der Stadt war nichts mehr zu sehen.
    Mythors Spannung löste sich unter diesen Eindrücken.
    Ein Abschnitt lag hinter ihm, der reich an gefährlichen Situationen gewesen war. Die Furcht, die er angesichts des Geschenks jenes Dämonenpriesters empfunden hatte, dieser grausige Bestienhelm hatte ihm wieder einmal einen Teil jener Welt gezeigt, die mit der Schattenzone eng verbunden war; einer bösen, schwarzen Welt, in der ein einzelner Mensch allzu schnell zum Spielball der Machtgier wurde.
    Irgendwo vor ihm lag Althars Wolkenhort. Ebenso wichtig wie die Hilfe für Königin Elivara, die er zufällig getroffen hatte, war sein eigenes Leben. Er befand sich auf der Suche nach sich selbst, nach seiner Ausrüstung ebenso wie nach Kenntnissen und Wissen über sich und alles andere. Im Augenblick waren sie alle in Sicherheit, eine kurze Zeit auf dem Meer würden sie ausruhen und zur Besinnung kommen lassen.
    Mythor klemmte den Schaft des Ruders unter die Schulter. Nottr und Sadagar befanden sich bei den Frauen unter Deck und schliefen wahrscheinlich. Der junge Krieger griff in sein Wams, zog das Pergament hervor und betrachtete schweigend das Bild der betörend schönen jungen Frau, des Ziels seiner Gedanken.
    Und Elivara, die geflüchtete Königin?
    Er begehrte sie, und sie begehrte ihn. Eine gewisse Dankbarkeit mochte dazu beitragen, ihre Freundschaft zu vertiefen. Er machte sich über diesen Teil der Zukunft keine Gedanken. Seine Aufgabe würde immer sein, für die Lichtwelt zu kämpfen, wie immer dieser Kampf aussehen mochte.
    Der Bug der Kurnis hob sich, senkte sich wieder, und die Gischt vom Vorschiff sprühte in Mythors Gesicht. Sadagar taumelte den Niedergang herauf und klammerte sich an der Reling fest. Er kauerte sich neben Mythor in einen geschützten Winkel und grinste unbehaglich.
    »Dieses Schaukeln treibt mich an deine Seite«, sagte er. »Mein Magen hält es nicht aus.«
    »Du wirst dich daran gewöhnen«, antwortete Mythor.
    »Das glaube ich kaum. Übrigens, die Königin schläft tief und ist gesund. Jedenfalls sagt Kalathee dies.«
    »Das höre ich gern«, antwortete Mythor und schob das zusammengefaltete Pergament zurück in sein Wams. »Kannst du ein Schiff steuern?«
    Sadagar lachte kurz auf. »Ich fürchte, bis ich es richtig verstehe, sind wir beim Mammutfriedhof, Mythor.«
    »Ob es Nottr kann?«
    »Vermutlich besser als ich. Du brauchst Schlaf, nicht wahr?«
    »Mehr als dringend«, sagte Mythor. »Die nächsten Stunden halte ich es aber sicher noch aus.«
    Die Geschwindigkeit der Kurnis wuchs. Der Wind war kalt und schneidend und riss den Männern die Worte von den Lippen. Gischt sprühte über Deck, die überkommenden Wellen liefen durch die Speigatten ab, der winzige Korb des Ausgucks pendelte hin und her. Die Wanten summten im Wind. Die Silhouette des Einhorns schien über die Wellen springen zu wollen.
    »Was hältst du von Sklutur und dem Friedhof der Mammuts?« erkundigte sich Sadagar nach einer Weile. Bisher hatten sie weder ein anderes Schiff gesehen noch irgendeine Einzelheit drüben am Land, die auf Gefahr oder Verfolgung hindeutete. Die Küste von Dandamar war hier im Norden felsig und leer. Mythor kannte den Weg nicht und musste versuchen, immer in Landsicht zu bleiben.
    »Er ist unsere einzige Hoffnung. Ich weiß wirklich nicht, was uns dort

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