Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestienhelm

Der Bestienhelm

Titel: Der Bestienhelm Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Hans Kneifel
Vom Netzwerk:
Rümpfe und Segel in einer anderen, sehr dunklen Farbe gehalten waren. Die Schiffe hingen schräg im Wind und fuhren einen anderen Kurs.
    Aber ihre Bugspriete deuteten auf einen Punkt, der weit voraus auf dem Kurs des kleinen Bootes lag.
    »Caer-Schiffe, nicht wahr?«
    »So scheint es.«
    Ein Funkeln oder Blitzen hoch in der Luft lenkte die Blicke der Männer ab. Hoch über ihnen schwebten drei große Vögel mit weißem Gefieder ruhig im Westwind. Je mehr Sonnenlicht über die Hügel kam, desto deutlicher wurde der Eindruck, dass es nicht große Vögel waren, die ziemlich hoch flogen, sondern riesige Kreaturen, die in noch größerer Entfernung von der Wasseroberfläche suchend kreisten.
    »Wir sollten Mythor wecken«, schlug Sadagar schließlich vor. »Mir gefällt das nicht.«
    Die Kreaturen wirkten, als seien sie auf der Suche nach Nahrung. Die Phantasie der zwei Steuerleute ließ die Tiere noch größer und gefährlicher werden. Die zwei Schiffe jedenfalls blieben auch ohne besondere Einbildung eine deutliche Gefahr. Sadagar stieß hervor:
    »Die Kurnis ist ein kleines Schiff, und die Leute dort müssen in die Sonne schauen. Bisher haben sie uns sicher noch nicht bemerkt.«
    »Sie werden uns sehen, wenn sie näher gekommen sind. Und sie sind verdammt schneller als wir.«
    »Richtig. Halte du das Steuer!«
    Der kleine Mann, dessen weißblondes Haar ihm triefend nass in die Stirn hing, tastete sich an der Reling und den Tauen des Niedergangs nach unten, wurde von einem Stoß über die halbe Breite des Decks geschleudert und fiel schwer gegen die Tür.
    Er richtete sich fluchend auf und verdammte seine geringen Körperkräfte. Er riss die Tür auf und schwankte in das Gelass hinein.
    Mythor blickte ihn an und gähnte breit. »Wenigstens ich habe gut geschlafen«, sagte er und bemerkte, dass die beiden Frauen auf den anderen Lagern schliefen. »Und ihr habt das Schiff gut gesteuert?«
    »Bis jetzt. Land ist in Sicht. Zwei Caer-Schiffe werden unseren Kurs kreuzen. Und über uns drehen riesige Vogelwesen ihre Kreise.«
    »Ein schöner Morgengruß«, bemerkte Mythor, der im Kettenhemd geschlafen hatte. Er stand auf und glich geschickt das Schwanken des Schiffes aus. »Ich habe furchtbare Träume gehabt. Lauter Scheußlichkeiten.«
    »Hoffentlich werden deine Träume nicht wahr«, schränkte Steinmann Sadagar ein und deutete zur Decke. »Wir haben diesen zwei Schiffen und den Vögeln nicht viel entgegenzusetzen.«
    »Unsere geringe Größe«, sagte Mythor und senkte die Stimme, als er das Schwert packte und sich den wärmenden Umhang über die Schultern warf, »ist die beste Verteidigung.«
    Sadagar folgte Mythor hinaus aufs nasse Deck. Die Sonnenstrahlen wärmten ein wenig; unter ihnen stieg vom lassen Holz ein dünner Nebel auf. Mit einem Satz schwang sich Mythor hinauf zu Nottr. Seine Augen folgten dem ausgestreckten Arm des Lorvaners.
    »Tatsächlich«, sagte Mythor nach einer Weile. »Ich sehe für uns nur eine Möglichkeit. Flucht ans Ufer.«
    »Zwischen die Felsen? Sie werden uns zertrümmern!« rief Nottr aus.
    »Aber dorthin werden uns die Caer-Schiffe nicht folgen können. Ihr Kiel liegt tiefer als die Kurnis.«
    Mythor packte Nottr am Arm und zog ihn vom Ruder weg. Die drei schwebenden Riesen waren näher herangekommen und flogen in geringerer Höhe. Für Mythor wirkten sie wie gigantische Fledermäuse von weißer Farbe. Sie waren unglaublich geschickte Flieger, die jede Veränderung des Windes ausnützten. Im Gegenteil zu den nächtlichen Insektenfressern aber waren ihre Schädel wie die von Reptilien geformt. Im Sonnenlicht warfen die Krallen und die Zähne winzige, blitzende Reflexe. Ihre Flugkreise waren weit auseinandergezogen, aber unzweifelhaft konzentrierten sie sich auf das kleine Schiff.
    »Es sind riesige Kreaturen!« murmelte Mythor. »Das Meer der Spinnen hat schauerliche Bewohner. Auch wenn sie von den Küsten kommen dürften.«
    »Von dort kamen sie«, bekräftigte Sadagar. »Was geschieht, wenn sie sich auf uns stürzen? Ihre Krallen können das Segel zerfetzen. Wenn sie uns packen,«
    »Soweit dürfen wir es nicht kommen lassen«, sagte Mythor. »Wir werden uns bewaffnen. Die Frauen sollen das Deck nicht betreten.«
    Er bewegte das Ruder. Die Kurnis legte sich über, aber sie gehorchte dem Druck des Ruders.
    Mythor schätzte die Entfernung bis zum Land ab. Dabei sah er die gischtenden Wellen, die an die Uferfelsen prallten und daran wie weiße Flammen hochleckten. Von Elivara wusste er, dass

Weitere Kostenlose Bücher