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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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feststellen, wo ich Parker Foxcroft erreichen kann?« sagte ich.
    Nach einer Weile rief sie zurück und teilte mir mit, er sei nicht in seinem Büro.
    »Dann versuchen Sie’s bei ihm zu Hause«, sagte ich. »Vielleicht redigiert er heute.« Es gehört zu den Absonderlichkeiten der Verlagsarbeit, daß die Redaktionsarbeit so gut wie nie in den Räumlichkeiten des Verlags erledigt wird. Die Lektoren haben Konferenzen, besprechen organisatorische Einzelheiten und verhandeln mit Autoren und Agenten — sie sind mit allem möglichen beschäftigt, nur nicht mit der Redaktion von Büchern. Das müssen sie größtenteils zu Hause erledigen oder wann und wo sie eben Zeit dafür finden. Parkers Privatnummer stand, wie die so vieler Lektoren, nicht im Telefonbuch, damit ihn niemand außer mir bei der Arbeit stören konnte.
    »Niemand zu Hause«, sagte Hannah.
    >Verdammt<, dachte ich. >Wo kann er nur sein? Auf jeden Fall nicht mehr auf der ABA...<
    »Legen Sie ihm eine Nachricht in sein Büro, Hannah«, sagte ich. »Ich möchte ihn so bald wie möglich sprechen, ganz gleich, zu welcher Tages- oder Nachtzeit.«

    Ich hatte keine Pläne für den Abend und beschloß, auf einen Drink zum Players Club zu fahren und im Grill Room einen Happen zu essen. Der Club ist nur einen Block von meinem Stadthaus am Gramercy Park 2 entfernt und mit der Zeit so etwas wie mein zweites Zuhause geworden — ein sehr angenehmes Zuhause.
    Der Grill Room war nur schwach besetzt, als ich eintrat. Zwei Frauen saßen an einem der kleinen, runden Tische und unterhielten sich. Ein junger Mann, den ich nicht kannte, hatte sich an den langen Tisch gesetzt; er trug ein rotkariertes, offenes Sporthemd und eine Safarijacke. Die Bekleidungsvorschriften für den Grill Room waren weit weniger streng als die für den Howard Lindsay Dining Room in der ersten Etage, und zwar hauptsächlich, damit Schauspieler in ihren Probenkostümen den Club betreten konnten. Und sie waren gewöhnlich nicht die einzigen, die recht salopp gekleidet waren. An der Theke stand ein älterer Mann, der ebenfalls keine Krawatte trug und seinen Mantel über den Arm gehängt hatte. Es war Frederick Drew. Ich kannte ihn flüchtig und wußte, daß er, trotz seines Schauspielernamens, ein Dichter war. Der Players Club ist nicht nur bei Theaterleuten, sondern auch bei Schriftstellern, Malern, Verlegern und Mäzenen, ja sogar bei Ärzten und Rechtsanwälten sehr beliebt.
    Als ich mich neben ihn stellte, starrte Drew auf sein Glas, das er mit der Linken umfaßt hielt.
    »Hallo, Fred«, sagte ich, »wie geht’s der Muse?«
    Er sah mich an und lächelte. Es war ein sehr bitteres, trauriges Lächeln. Sein Gesicht hatte tiefe Falten, die großen, dunklen Augen lagen unter buschigen, schwarzen Brauen tief in ihren Höhlen, und sein stahlgraues Haar sah aus, als hätte er es mit den Fingern gekämmt.
    »Erato?« antwortete er. »Die Dame gibt es noch — jedenfalls in Kreuzworträtseln.«
    Barlow & Company veröffentlicht nicht viel Lyrik — vielleicht ein oder zwei Bände pro Jahr — , und zwar nicht nur, weil niemand außer Dichtern Lyrik kauft, sondern auch, weil ich erstklassige Dichter verlegen will, und davon gibt es nicht viele. Frederick Drew war einer von ihnen, aber soviel ich wußte, hatte er seit Jahren nichts mehr geschrieben. Man sagte, er sei zum Trinker geworden. Es hätte mich nicht gewundert. Ich hatte ihn jedenfalls oft genug in dieser Bar gesehen.
    »Sie kennen ja diesen Spruch«, sagte er. »Mit Poesie kann man kein Geld verdienen, aber in Geld liegt auch keine Poesie.«
    »Ich habe Ihre Ausgewählten Gedichte auf meinem Nachttisch«, sagte ich. »Irgendwann bringe ich das Buch mal mit, damit Sie es mir signieren.«
    »Das ist nett von Ihnen.« Er klang nur mäßig erfreut. Ich wußte, daß er von seinen Einkünften als Lehrer am Alexander Hamilton Institute, einer Schule für Erwachsenenbildung in Westchester, leben mußte.
    Er hob sein Glas und leerte es in einem Zug.
    »Wie wär’s mit noch einem?« fragte ich ihn. »Ich lade Sie natürlich ein.« Ich machte dem Barmann ein Zeichen. »Und wo Sie schon dabei sind, Juan, machen Sie mir bitte einen Absolut-Martini. Einen Walker, bitte.« Im Players Club ist ein Walker ein eineinhalbfacher Drink, der in einer kleinen Karaffe serviert wird.
    »Was soll das?« fragte Drew. »Glauben Sie, ich kann meine Drinks nicht selbst bezahlen?«
    Ich wandte mich ab und wollte gehen. Wenn es etwas gibt, das ich nicht ausstehen kann, dann

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