Der Bestseller
sollte das?«
Foxcroft richtete sich hoch auf und sagte: »Ich habe Mr. Phelps gesagt, was ich von seinen Rezensionen halte.«
»Sie haben was}« schrie ich beinah. »Wissen Sie denn nicht, daß uns nichts mehr schadet, als einem Kritiker zu nahe zu treten? Jemandem, der in der Lage ist, uns fertigzumachen? Herrgott, Parker...«
»Nick«, sagte Foxcroft. Er klang irgendwie gekränkt, als hätte ich mich auf Phelps 5 Seite geschlagen. »Er hat meine Bücher verrissen, und das mehr als einmal.«
»Wenn er sie bisher nicht in Grund und Boden gestampft hat, dann wird er es mit Sicherheit jetzt tun — und unsere anderen Bücher wahrscheinlich ebenfalls.«
»Ach, kommen Sie, Nick...«
Da merkte ich es: In der Tat — ich schrie. Und alle, die in Hörweite waren, lauschten gespannt auf meine Worte. Mary Sunday stand da und sperrte den Mund auf. Und Parker Foxcrofts Gesicht wurde noch roter, als es ohnehin schon war.
Ich dämpfte meine Stimme, bis ich fast flüsterte. »Wenn Sie das noch einmal machen...«
»Hören Sie, Nick...«
»Lassen Sie die Kritiker in Ruhe, verstanden? Um die kümmert sich unsere Presseabteilung. Machen Sie keinen Mist!«
Und das war’s. Sozusagen der Höhepunkt der ab A. Ich hatte genug von Parker Foxcroft, und ich bin sicher, er hatte genug von mir. Mir blieb nichts anderes übrig, als zum Flughafen zu fahren und zurück nach New York zu fliegen.
Obwohl ich alles andere als frisch und munter war, wollte ich noch im Verlag vorbeisehen, hauptsächlich, um die eingegangene Post in den Verteiler zu geben.
Zu meiner Verwunderung war der Verlag geschlossen. Wo waren die alle?
Ich hatte vollkommen vergessen, daß heute ein gesetzlicher Feiertag war. Also ging ich nach Hause. Es gibt schlimmere Schicksale.
6
D en Morgen nach meiner Rückkehr aus Washington verbrachte ich damit, die eingegangene Post zu sortieren; gegen Nachmittag war ich dann soweit, daß ich mich mit den anstehenden Problemen befassen konnte.
Es gab zwei — dachte ich jedenfalls. Das erste war die Bank. Ich rief Mortimer Mandelbaum an und bat ihn, einen Termin mit Clifford Franklin, dem Leiter der Darlehensabteilung bei unserer Bank, zu vereinbaren.
»So schnell wie möglich, Mort«, sagte ich. »Wir brauchen einen großen Kreditrahmen.« Und dann erzählte ich ihm von Herbert Poole und seinem Kriminalroman.
Er war begeistert. »Dann haben Sie also doch einen Bestseller aus Washington mitgebracht.«
»Noch haben wir ihn nicht. Was ist, wenn Poole und Kay McIntire beschließen, die Rechte zu versteigern? Könnten wir es uns leisten, mitzubieten?«
»Wahrscheinlich nicht.«
Daß die Rechte an potentiellen Bestsellern versteigert werden, ist inzwischen üblich geworden, und kleine Verlage wie Barlow & Company haben bei solchen Veranstaltungen kaum Chancen. Erstens sind unsere Taschen nicht so tief wie die der großen Verlagshäuser. Und zweitens besitzen wir keinen Taschenbuchverlag, so daß wir keinen Doppelvertrag anbieten können, bei dem eine Vorauszahlung für die gebundene und die Taschenbuchausgabe gezahlt wird. Den Agenten sind diese Doppelverträge lieber, weil sie und ihre Klienten die Vorauszahlung auf einmal bekommen. Bei einem Vertrag über eine gebundene Ausgabe kann der Verlag die Taschenbuchrechte nach eigenem Gutdünken verkaufen und einen Anteil — manchmal bis zu fünfzig Prozent — des Erlöses behalten.
Nein, wir mußten versuchen, Herbert Poole unter Hinweis auf unsere besonderen Verdienste davon zu überzeugen, daß unser Verlag am besten geeignet war, seinen Kriminalroman zu veröffentlichen.
Wenn er überhaupt einen Kriminalroman schrieb.
Wenn, wenn, wenn... Daß ich kein Magengeschwür habe, verdanke ich nur meinen Genen, die mich mit einem gußeisernen Magen ausgestattet haben.
Das zweite Problem trat kurz nach der Mittagspause in Gestalt von Lester Crispin, unserem Art-director, in mein Büro. Wie immer klopfte Crispin einmal an und ging, als ich ihn hereinbat, sogleich zum Sofa am anderen Ende des Raums, auf das er sich mehr legte als setzte. Er strich sich den schwarzen, struppigen Bart, der ihm etwas Gefährliches, Piratenhaftes verleiht. Hinzu kommt, daß er die Statur eines Ringers besitzt und Hände hat, die einem Maurer Ehre machen würden. Heute trug er ein Hemd, das bis zum Brustbein offenstand und ein Büschel drahtige, schwarze Körperhaare enthüllte.
»Ach, Nick«, sagte er, »Herrgott, Nick.«
»Was ist los, Les?«
Er trommelte mit den dicken Fingern seiner Linken
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