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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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streitsüchtige Betrunkene. Davon hatte es im Players Club schon mehr als genug gegeben.
    »Nein, bitte bleiben Sie, Nick.« Ich drehte mich wieder um. »Es tut mir leid«, sagte Drew. »Ich bin heute abend nicht gut drauf.«
    »Tut mir leid, das zu hören, Fred.« Im allgemeinen ermuntere ich keinen Betrunkenen, sein Herz auszuschütten, aber Drew war immerhin nicht nur ein höchst geachteter Dichter, sondern auch ein Mitglied meines Clubs, und außerdem empfand ich Mitgefühl. Das passiert mir off, wenn ich im Club bin.
    »Was ist los?« fragte ich.
    »Ich habe meinen Job verloren.«
    Ich murmelte etwas Unverständliches, irgendwelche Laute, die tröstend sein sollten.
    »Sie wissen ja, daß ich Lehrer am Hamilton Institute bin«, sagte er. Ich nickte. »War, sollte ich sagen. Ich bin gerade entlassen worden. Hab ich heute nachmittag erfahren. Und wissen Sie, warum die mich gefeuert haben? Das hab ich auch heute nachmittag erfahren. Ich werd’s Ihnen sagen, Nick. Es ist nicht zu fassen.« Das letzte Wort klang wie »faschn«.
    In diesem Augenblick kam der Portier die Treppe zur Bar herunter und rief: »Telefon, Mr. Barlow — ein Mr. Foxcroft. Apparat vier.«
    »Danke, Eric.« Der Anruf kam gerade zur rechten Zeit, fand ich; Drew stand im Begriff, ausfallend zu werden. Ich ging zu der Telefonzelle vor der Herrentoilette, schloß die Tür hinter mir, schaltete das Licht an und nahm den Hörer ab. »Hallo?«
    »Hallo, Nick.«
    »Parker«, sagte ich. »Wo waren Sie? Ich habe Sie gesucht, aber Sie waren weder im Büro noch zu Hause.«
    Kurzes Schweigen, dann: »Ich hatte wichtige Besprechungen, Nick.«
    »Ich muß mit Ihnen sprechen, Parker.«
    »Ich höre.«
    »Nicht am Telefon. Persönlich.«
    »Hat das nicht Zeit bis morgen?«
    »Ich glaube nicht.«
    »Na gut. Ich bin im Büro.«
    Ich dachte einen Augenblick nach und kam zu dem Schluß, daß das Abendessen noch warten konnte.
    »Ich bin gleich da«, sagte ich und legte auf.
    Als ich an die Theke zurückkehrte, um meinen Martini auszutrinken, stellte ich fest, daß ich allein war. Frederick Drew hatte nicht gewartet, um mir zu sagen, warum man ihm gekündigt hatte.

7

    E s war schon nach acht, als ich den Club verließ und zum Verlag ging. Ich hatte es mir anders überlegt und beschlossen, ein Sandwich zu essen und ein Glas Bier zu trinken. Das würde fürs erste reichen. Während ich noch im Grill Room saß, kam ein alter Freund, der Literaturagent Bruno Wiley, herein, und wir plauderten ein bißchen.
    »Sind Sie an einer Biographie interessiert?« fragte Wiley.
    »Bruno, Sie wissen doch, daß wir im Club nichts Geschäftliches besprechen sollen.« Das steht zwar in den Statuten des Clubs, aber Papier ist geduldig.
    »Ha! Ich rede von einer Biographie von...« Er nannte den Namen eines prominenten Geschäftsmanns.
    »Und wie kommen Sie auf den Gedanken, dieses Buch könnte sich verkaufen?« fragte ich ihn.
    »Erinnern Sie sich an Iacocca?«
    »Das war ein Zufallstreffer, Bruno.« Wer hätte die Autobiographie vergessen können, für die ein ganzer Wald abgeholzt worden war? »Es war der perfekte Zeitpunkt«, fuhr ich fort. »Die Leute wollten einen Helden, am liebsten einen Geschäftsmann, möglichst einen Automobilproduzenten. Wenn dasselbe Buch heute auf den Markt käme, würde es sang- und klanglos untergehen. Die Autobiographie einer prominenten Geschäftsfrau hätte bessere Chancen.«
    »Ja, ja«, sagte Bruno, trat näher und senkte die Stimme, »aber das Projekt soll subventioniert werden.«
    »Das ist was anderes. Erzählen Sie mir mehr.«
    Subventionen sind ein — wie soll ich sagen? — Zuschuß von einer Person oder einer Firma, die ein starkes Interesse an der Publikation dieses Buches hat. Das ist nicht ganz dasselbe wie ein vom Autor im Selbstverlag publiziertes Buch: Das Werk erscheint in einem angesehenen Verlag, und entweder wird ein Anteil der Produktions- und Vertriebskosten gezahlt, oder der Auftraggeber verpflichtet sich, so viele Exemplare abzunehmen, daß das Projekt sich lohnt.
    Hat Barlow & Company so etwas schon einmal gemacht? Offiziell nicht — aber praktisch kein größerer Verlag schreckt davor zurück.
    Auf jeden Fall konnte es nicht schaden, sich Bruno Wileys Vorschlag einmal anzuhören — immerhin steckte für uns beide Geld darin. Also hörte ich ihm zu. Es verging einige Zeit, bis mir wieder einfiel, daß Parker Foxcroft mich erwartete.
    Ich verabschiedete mich von Wiley und trat hinaus in einen dieser seltenen Juniabende —

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