Der Bestseller
den ersten in diesem Jahr — , an denen der Himmel wolkenlos und die Luft kühl und frisch ist und unsere Gedanken sich dem Strand und tiefen grünen Wäldern zuwenden. In meinem Fall wandten sie sich den Wäldern rund um Weston, Connecticut, zu. Ich freute mich nicht gerade auf die bevorstehende Diskussion mit Parker, denn wie den meisten Männern, die eine ähnliche Erziehung wie ich genossen haben, sind mir heftige Auseinandersetzungen so zuwider, daß ich sie nach Möglichkeit vermeide.
Als ich beim Verlag angekommen war, zog ich meinen Schlüsselbund hervor und fummelte mit den Schlüsseln herum, bis ich merkte, daß die Tür nicht verschlossen war. >Wie eigenartig<, dachte ich. Eigentlich eine unentschuldbare Nachlässigkeit.< Obwohl es in dem Gebäude einen Nachtwächter gibt, habe ich allen Mitarbeitern eingeschärft, die Tür von innen zu verschließen, wenn sie Überstunden machen. Man kann nicht vorsichtig genug sein; ich selbst bin einmal abends von einem Einbrecher überrascht worden.
Als ich zu meinem Büro ging, sah ich unter Parker Foxcrofts Tür einen Lichtschein. Ich blieb stehen und legte die Hand auf die Klinke, hielt jedoch inne. Ich dachte, daß unser Streit — denn darauf würde es ja wohl hinauslaufen — besser für mich verlaufen würde, wenn er nicht in seinem, sondern in meinem Büro stattfand, denn dort befand ich mich psychologisch im Vorteil. Ich beschloß also, ihn über die Gegensprechanlage zu rufen.
»Parker?«
Ein Grunzen.
»Hier ist Nick. Würden Sie bitte in mein Büro kommen?«
Wieder ein Grunzen. Diesmal klang es zustimmend. Dann wurde die Verbindung unterbrochen.
Während ich wartete, nahm ich mir einige Akten vor, die schon seit langem auf meinem Schreibtisch lagen und Aufmerksamkeit heischten, die sie nicht bekamen — auch jetzt nicht, denn ich blätterte in ihnen nicht, um mich zu informieren, sondern um die Zeit totzuschlagen. Nachdem einige Minuten vergangen waren, ohne daß Parker sich hätte blicken lassen, drückte ich noch einmal auf den Rufknopf der Gegensprechanlage. Diesmal meldete er sich nicht.
»Verdammt«, murmelte ich. >Dann muß also doch ich in sein Büro gehen.<
Ich ging hinaus und unternahm einen letzten Versuch, ihn zu mir zu zitieren. »Parker!« brüllte ich. »Wo sind Sie?« Stille. Eigenartige dachte ich. >Das Licht unter seiner Tür ist aus.< Ich ging den Flur hinunter und fragte mich, ob er mir vielleicht entwischt war. Verdammt, Parker!
Als ich die Tür zu seinem Büro öffnete, hörte ich hinter mir Schritte. Gerade wollte ich mich umdrehen, da bekam ich einen harten, heimtückischen Schlag auf den Hinterkopf. Ich stolperte vornüber, krachte gegen die Tür und wäre beinahe zu Boden gegangen.
»Wer ist da?« rief ich. »Was soll das?«
Als ich mich umdrehte, sah ich eine dunkle Gestalt durch die Schatten des Foyers gleiten. Die Eingangstür wurde klickend geöffnet und gleich darauf wieder zugeschlagen, und das alles ging so schnell, daß ich mich nicht rühren oder etwas rufen, geschweige denn sehen konnte, wer da hinausgerannt war.
Noch immer benommen von dem Schlag auf den Kopf, trat ich in Parkers Büro und tastete nach dem Lichtschalter. Als ich ihn drückte, gingen zwei Lampen an: eine Stehlampe neben dem Sofa und eine Neonröhre, die einen breiten Lichtstreifen auf seinen Schreibtisch warf. In der Mitte dieses Streifens lagen Kopf und Schultern von Parker Foxcroft. Die Arme hingen schlaff zu beiden Seiten des Stuhls herunter.
Ich zweifelte keinen Augenblick daran, daß er tot war; eine große, dunkle Blutlache war bereits in das Löschpapier der Schreibunterlage gesickert. Das dünne blonde Haar an seinem Hinterkopf war blutverkrustet. Parker Foxcroft würde keine Bücher mehr herausgeben — jedenfalls nicht in dieser Welt.
Ich betrachtete seinen Leichnam und wünschte, ich wäre nicht so lange im Players Club geblieben. Wäre ich früher gekommen, dann wäre Parker vielleicht noch am Leben... oder — mein Gott, was für ein schrecklicher Gedanke! — wir beide würden vielleicht tot hier liegen.
Ein Schauer überlief mich, als ich nach dem Telefon auf Parkers Schreibtisch griff.
8
E ine Stunde später war ich immer noch im Verlag. Allerdings war er jetzt der Schauplatz eines Verbrechens. Zwei Kriminalbeamte vom dreizehnten Revier leisteten mir Gesellschaft. Der Lieutenant, ein kleiner, untersetzter Mann mit einem Bürstenschnitt — ich schätzte ihn auf fünfunddreißig — stellte sich als Robert Hatcher vor. Mit
Weitere Kostenlose Bücher