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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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die Leute diese Telefonmusik einspielen lassen, die doch nichts weiter ist als Fahrstuhlmusik in schlechterer Klangqualität. Stille ist so viel weniger aufwendig und wesentlich angenehmer. Ich weiß, daß ich mich wie ein altmodischer Brummbär anhöre, aber das ist genau der Ruf, den ich genieße und behalten möchte.
    »Hallo, Nick. Danke, daß Sie so schnell zurückgerufen haben.« Kays Stimme war echte Telefonmusik — rauchig und warm.
    »Sie arbeiten noch?«
    »Eine Agentin hat nie Feierabend.«
    »Ein Verleger auch nicht. Sie hatten mich angerufen.«
    »Ja. Ich habe gute Neuigkeiten für Sie.«
    »Wie schön. Seit gestern abend habe ich nämlich nur schlechte bekommen.«
    »Ich weiß. Ich hab in den Nachrichten von Parkers Tod gehört. Was soll man dazu sagen?«
    »Daß er jetzt etwas kennt, das wir nicht kennen.«
    Ihr Lachen war, wie ihre Stimme, weich und leise. »Sie haben ihn nie besonders gemocht, stimmt’s?«
    »Das Beste an ihm waren die Rezensionen, die seine Bücher bekommen haben«, sagte ich. »Aber es ist wohl noch zu früh, um zu sagen, was auf seinem Grabstein stehen sollte.«
    »Lektor der Lektoren?«
    »Sie haben mich doch bestimmt nicht angerufen, um Parker Foxcroft zu preisen.«
    »Nein. Auch nicht, um ihn zu begraben. Ich habe Sie angerufen, um Ihnen zu sagen, daß Herbert Poole mit Ihnen über ein Buch sprechen will. Über einen Kriminalroman.«
    »Das sind tatsächlich gute Neuigkeiten, Kay. Und wann?«
    »Können Sie ihn diese Woche noch einschieben?«
    »Vielleicht am Freitag, zum Mittagessen? Nur wir drei?«
    »Lassen Sie mich nachsehen.« Ich wartete und hielt meinen Taschenkalender bereit. Sie war fast sofort wieder da. »Das paßt gut. Und wo?«
    »Im Century«, sagte ich. »Um halb eins.« Wir verabschiedeten uns und legten auf.
    >Herbert Poole, der Bestsellerautor<, sagte ich in Gedanken. >Seine ersten drei Bücher sind untergegangen, aber mit dem vierten hat er den großen Treffer gelandet. Willkommen bei Barlow & Company, Herbert — hoffentlich.< Wieder einmal hatte sich mein Motto bewahrheitet: »Wird schon schiefgehn.«
    Ich legte zwei Flaschen 1990er Nuits-St.-Georges in eine Stofftasche mit der Aufschrift Tempus vita libri — einem Souvenir von einer der letzten ABA S — und nahm ein Taxi zu Margos Wohnung in der Upper East Side. Der Portier begrüßte mich mit Namen, was mich etwas verblüffte, denn so oft war ich dort gar nicht gewesen; Margo legt sehr viel mehr Wert auf ihre Privatsphäre als ich. »Guten Abend, Henry«, sagte ich und trat in den Fahrstuhl.
    Offiziell wurde Margos Wohnung als Maisonette-Wohnung geführt. Die Miete war gebunden und lag, wenn ich mich nicht irrte, bei etwa zweitausend Dollar — monatlich. Das Haus stand fast, aber nicht ganz am Sutton Place.
    Als ich in Margos Stockwerk ankam, war die Tür zu ihrer Wohnung angelehnt, und so ging ich hinein und die Treppe mit den sieben Stufen hinunter, die von der Eingangsgalerie zum Wohnzimmer führte, dessen hohe Wände weiß gekalkt waren, während die Decke hellblau gestrichen war. Eines der Fenster war viereinhalb Meter hoch und bleiverglast, wodurch es irgendwie sakral wirkte, und es standen viele mit Chintz bezogene Polstermöbel herum, rote Teerosen auf weißem Grund. Ein Konzertflügel mit aufgeklapptem Deckel hob sich als majestätische Silhouette vor den Fenstern ab, von denen aus man einen Blick auf ein modisches, urbanes Panorama hatte: die Queensboro Bridge, zur Linken die graue Odnis von Yorkville, die sich nach Norden erstreckte, und gegenüber der weiße, steinerne Monolith des Cornell Medical Center, der sich vom Dunkel der Nacht abhob wie ein frischer Verband von schmutziger Haut. Autoscheinwerfer jagten über die Brücke, und in den aufragenden Wänden der Wohnblocks leuchteten golden Hunderte von Fenstern. Wie immer in Manhattan wurden die Sterne von den Lichtern der Stadt überstrahlt, und am Himmel stand kein Mond.
    »Komm rein, Nick«, rief Margo aus der Küche. »Mach dir einen Drink.«
    Ich ging zu Margos Bar, schaltete das Neonlicht an und mixte mir einen trockenen Absolut-Martini, klassisch, mit einer Olive, eiskalt natürlich und gerührt, nicht geschüttelt.
    Margo kam herein, als ich mich gerade auf einen Barhocker setzte und den ersten Schluck nahm, zufrieden wie eine Sau an der Tränke — wobei ich darauf hinweisen möchte, daß ich niemandem außer mir selbst gestatte, diesen Vergleich zu gebrauchen. Sie trug ein schwarzes Cocktailkleid aus Seide, das einen tiefen,

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