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Der Bestseller

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Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
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in der riesigen, majestätischen Vorhalle der Bibliothek statt. Marmorboden, Marmor ringsum, italienische Mosaiken, verzierte Füllhörner, jede Menge Bänder und Ranken. Es gab Austern in der Schale, Champagner und frische, süße Erdbeeren mit Eis.
    »Ich habe mich in diesem Gebäude wohler gefühlt als in irgendeinem anderen in Washington«, sagte ich. Es war die größte Bibliothek der Welt, die Heimstatt allen Wissens und der Sitz des Copyright Office, des besten Freundes der Verleger.
    Die Zufriedenheit, die ich empfand, muß den Gästen in meiner Nähe aufgefallen sein, denn einer von ihnen kam auf mich zu und sagte: »Nick, Sie sehen aus, als hätten Sie eben einen Agenten verspeist.«
    Es war Bernie Rath, der geschäftsführende Direktor der American Booksellers Association und Veranstalter ihrer Lustbarkeiten. Bernie ist klein, bärtig und untersetzt und stammt aus Kanada. Er ist ein entschiedener Verfechter des geschriebenen und gedruckten Wortes und ein ebenso entschiedener Gegner jeglicher Zensur. Ich fand ihn immer schon sympathisch.
    »Was gibt’s Neues auf dem Rialto, Bernie?« fragte ich. »Wie läuft die Convention?«
    »Die Teilnehmerzahl bricht alle Rekorde.«
    »Und worüber reden die Leute?« Meistens geht es um ein bestimmtes Buch oder einen bestimmten Autor. Jedesmal hoffe ich, daß es eines meiner Bücher trifft, aber gewöhnlich ist es dann der neue Norman Mailer oder die Fortsetzung von Vom Winde verweht.
    »Am meisten spricht man über die Möglichkeiten der neuen Medien«, sagte Bernie.
    Die Entwicklung der Elektronik ist bemerkenswert — ein Schreckgespenst für die ganze Buchbranche. Wie soll geistiges Eigentum geschützt werden, wenn man mittels eines Apparates, den man in einer Hand halten kann, mit einem Tausende von Kilometern entfernten Computer kommunizieren und Tag und Nacht innerhalb von Sekunden auf Hunderte von Texten, Aufzeichnungen und Farbfotografien zugreifen kann? Wie sollen die Verleger wissen, wieviel sie für das, was sie zu besitzen glauben , berechnen sollen, und wer wird Computerpiraten verfolgen? Kein Wunder, daß uns angesichts der wunderbaren Innovationen in der Chiptechnik bang wird und wir zögern, auf den japanischen Wagen aufzuspringen: Dieses neue Medium droht uns arbeitslos zu machen.
    Düstere Gedanken, die aber hier, wo das Copyright Office zu Hause war, nicht unangebracht waren. Und sogleich veränderte sich meine Stimmung: Von der Euphorie, die ich inmitten von so viel Pracht und Herrlichkeit empfunden hatte, verfiel ich in dumpfes Brüten über die Aussicht, in einer von Elektronik beherrschten Welt zu einem unwichtigen, überflüssigen Dinosaurier des gedruckten Wortes zu werden.
    Ich weiß nicht, wieviel von diesen Gedanken ich Bernie Rath — der feierlich nickte und weiterging — oder Margo in ihrem von Lampen erleuchteten Wohnzimmer vermitteln konnte; es spielte wohl auch keine große Rolle.
    Der Mord an Parker Foxcroft aber war etwas anderes. Bei diesem Thema blieben wir, bis es Zeit war zu gehen.
    »Wie war es, ihn zu finden, Nick? Was hast du da gefühlt?«
    Ich war mir sicher, daß ich diesen Augenblick nie vergessen würde. Was hatte ich gefühlt? Ich beantwortete Margos erste Frage zuerst.
    »Als ich in Parkers Büro trat, lag eindeutig der Geruch des Todes in der Luft«, sagte ich. »Ein Geruch nach Blut und Exkrementen. Nach einem Besuch im Leichenschauhaus und einer Stippvisite bei einem der nicht erklärten Kriege, die unser Land geführt hat, brauchte ich seine Leiche gar nicht mehr zu sehen. Was habe ich gefühlt? Ich war natürlich entsetzt, und ich hatte ziemliche Angst. Der Mord muß kurz vor meinem Kommen verübt worden sein — der Mörder war ja noch da. Und entgegen allen Behauptungen habe ich mich an den Anblick von Leichen noch immer nicht gewöhnt.«
    »Wer konnte Parker Foxcroft wohl umbringen wollen? Hast du eine Idee?«
    »Das wollte die Polizei auch wissen. Die Antwort ist...«
    Sie sprach den Satz zu Ende: »Jeder.«
    »Genau.«
    Nach dem Abendessen ging ich zufrieden und ohne Murren nach Hause. Ich fühlte mich gar nicht so sehr enttäuscht, denn ich war mir ohnehin nicht sicher, ob ich Margo nach einem Tag wie diesem gewachsen gewesen wäre. Wenn sie in Laune ist, ist sie durchaus imstande, mich und meine Männlichkeit den größten Teil der Nacht in Anspruch zu nehmen. Außerdem war ich mir sicher, daß es noch andere Nächte geben würde. Und wenn nicht, tja, dann...
    Nach meiner Scheidung habe ich festgestellt,

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