Der Bestseller
viereckigen Ausschnitt hatte und leise raschelte, wenn sie sich bewegte, und hatte eine Schürze in der Hand, die sie auf einen Sessel warf, bevor sie mich zu sich hinunterzog und mir einen Kuß gab.
»Hallo, Nick«, sagte sie, strahlte mich mit ihren katzengrünen Augen an und zeigte ihre kleinen, regelmäßigen Zähne. »Wir müssen uns über eine ganze Menge auf den neuesten Stand bringen. Am besten, wir fangen bei dem Mord an und arbeiten uns zurück zur ABA .«
Seit wir geschieden sind, verstehen Margo und ich uns wesentlich besser als im letzten Jahr unserer fünfjährigen Ehe, und für mich ist sie immer noch die verführerischste Frau, die ich kenne. Umgekehrt ist das leider nicht gerade der Fall. Trotzdem versuche ich immer wieder mannhaft, sie zu verführen. Ich hob mein Glas und prostete ihr zu.
»Soll ich dir auch einen Drink machen?« fragte ich nach der Trinkpause.
»Ich warte lieber auf den Wein. Ich bin sicher, er ist hervorragend.«
»Er müßte es sein. 1990 war der beste Burgunder-Jahrgang in über dreißig Jahren.«
»Das sagst du.«
»Das sagt Robert Parker. Der Weinexperte, nicht der Erfinder von Spenser und Hawk.«
»Sollen wir es uns ein bißchen gemütlicher machen?« fragte Margo. Wir gingen zur Mitte des Wohnzimmers, wo sie sich auf ein Sofa setzte, während ich in einem weich gepolsterten Sessel Platz nahm. Eine Weile saßen wir entspannt schweigend da. Ich nippte an meinem Drink.
»Ich hoffe, du erwartest kein drei- oder viergängiges Menü«, sagte Margo. »Ich habe nichts Großartiges — nur ein paar aufgewärmte Reste.«
»In deiner Gesellschaft habe ich nie hungern müssen«, sagte ich.
Was Margo als Reste bezeichnet hatte, erwies sich als Penne mit frischer, ungekochter Sauce aus reifen Tomaten mit viel Knoblauch, scharfen grünen Chilis, grob gemahlenem Pfeffer, Basilikum und verschiedenen Käsesorten. Dazu gab es warmes italienisches Brot und einen knackigen Caesar-Salat — einer der wenigen Salate, die ich mit Genuß esse.
»Dieser Wein ist tatsächlich hervorragend«, sagte sie und hielt ihr Glas gegen das Licht der flackernden Kerzen auf dem Tisch.
»Ich habe mich schon oft gefragt«, sagte ich, »welche Genüsse mir am meisten fehlen würden, wenn ich darauf verzichten müßte.«
Sie trank ihr Glas aus und hielt es mir hin, damit ich nachschenkte.
»Und?«
»Essen, Trinken und Sex, in dieser Reihenfolge, glaube ich.«
»Aber hat Essen denn nicht etwas Sexuelles?« fragte Margo. »Genauso wie Trinken?«
Ich hob mein Glas, folgte mit dem Finger seiner Kontur und dachte einen Augenblick lang nach. Erst dann nahm ich einen Schluck. »Du denkst an Tom Jones «, sagte ich. »Ich finde aber, wenn ein Mann und eine Frau sich an einen Tisch setzen, um zu essen, dann ist das eine fast ebenso intime Situation wie wenn sie miteinander ins Bett gehen.«
»Fast?«
»Na ja, vielleicht nicht ganz so intim.«
Margo stellte ihr Glas mit einem scharfen Klick ab. »Nick Barlow«, sagte sie. »Versuchst du etwa, mich zu verfuhren?«
»Wäre das so ungewöhnlich?«
»Ich finde, du solltest es besser wissen.«
Darauf fiel mir im Augenblick keine Antwort ein, aber ich wußte genau, was Margo meinte. Unsere letzte Romanze — die einige Wochen zurücklag — war, wie alle anderen in den vergangenen Jahren, einem bestimmten Muster gefolgt: Margo hatte die Initiative ergriffen und das Ruder nie aus der Hand gegeben, und ich war bei dieser erotischen Zeremonie der mehr als willige Meßdiener gewesen. Ich hatte nur gedacht, daß ich es war, der sie verführte — dabei hatte sie mich auf jedem Schritt des Weges geleitet. Wollte ich weiterhin derjenige sein, der gehorchte, oder sollte ich ausbrechen und mich nach einer anderen Tanzpartnerin umsehen? Vielleicht war es an der Zeit, zu neuen Ufern aufzubrechen.
Jedenfalls wußte ich, daß ich in dieser Nacht ohne jeden Zweifel — und ohne jeden Groll — allein schlafen würde.
»Immerhin«, sagte ich, »haben wir ja noch Essen und Trinken. Darf ich noch etwas von diesen ausgezeichneten Penne haben?«
»Natürlich«, antwortete Margo und schenkte mir ihr Da-Vinci-Lächeln, »wenn du mir noch etwas von diesem phantastischen Wein einschenkst.«
Wir kamen schließlich dazu, über die ABA zu sprechen, die, wie die meisten solcher Veranstaltungen, in meiner Erinnerung bereits zu verblassen begann. Margo wollte wissen, ob es wirklich gute Parties gegeben habe, und so erzählte ich ihr von der in der Library of Congress. Die Party fand
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