Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bestseller

Der Bestseller

Titel: Der Bestseller Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Robert Carter
Vom Netzwerk:
daß ich ihm keinen Alkohol zukommen lassen konnte und es wahrscheinlich nicht einmal wollte, aber ich habe immer gedacht, wie dankbar ich wäre, wenn ich im Gefängnis oder Krankenhaus wäre und ein guter Samariter mir einen oder zwei Martinis bringen würde. Einmal habe ich einen Kollegen besucht, der im North Shore Hospital auf Long Island lag. Ich hatte eine kleine Thermosflasche voll Martinis mitgebracht, und die Schwestern waren so freundlich, mir dasselbe Essen zu servieren, das mein Kollege bekam. Es war eine der besten Mahlzeiten, die ich je in einem Krankenhaus oder irgendwo sonst gegessen habe: ein kleines, rosig gebratenes Filet Mignon mit kleinen, gebratenen neuen Kartoffeln, in Butter geschwenktem Spargel und einer pikanten Knoblauchsauce. Es fehlte eigentlich nur der passende Rotwein.
    »Sobald ich Neuigkeiten für Sie habe, komme ich wieder«, versprach ich und stand auf. Der Wärter straffte sich. »Schon gut«, sagte ich. »Ich gehe jetzt.«
    »Danke, daß Sie gekommen sind, Nick«, sagte der Dichter.
    Fürwahr ein Dichter. In Frankreich hätte man gesagt: Un poète maudit. Ein verfluchter Dichter.

    Noch am selben Tag rief ich Alex Margolies, meinen Anwalt für alle Lebenslagen, an und erzählte ihm von Drews Not.
    »Sind Sie sicher, daß Sie sich darauf einlassen wollen, Nick?«
    »Warum nicht? Ich glaube, man hat ihn hereingelegt. Frederick Drew hat niemanden umgebracht.«
    »Ich wollte Sie nur auf eine alte chinesische Regel hinweisen«, sagte Margolies. »Wenn man in China jemandem das Leben rettet, ist man für ihn verantwortlich. Wollen Sie die Verantwortung für diesen Säufer übernehmen?«
    »Eigentlich nicht. Wir sind ja auch nicht in China. Ich will ihn bloß aus dem Gefängnis holen.«
    »Tja, dazu braucht er einen Anwalt, aber nicht mich. Ich übernehme keine Kriminalfälle, auch nicht auf Empfehlung. Geben Sie mir ein kompliziertes Steuerproblem, und ich bin glücklich.«
    »Könnten Sie mir denn jemanden empfehlen?«
    »Sie könnten es bei Andrew Svenson versuchen. Jedenfalls habe ich seinen Namen in letzter Zeit nicht in der Zeitung gelesen. Sie erinnern sich bestimmt: Bei dem Prozeß damals hat er Ihre Aussage in der Luft zerpflückt.«
    »Er hat mich nicht >in der Luft zerpflückt«, Alex. In Wirklichkeit...«
    »Er hat Sie ganz schön dumm aussehen lassen, oder etwa nicht?«
    Ja. Svenson hatte mich bei der Verhandlung gegen Salvatore Marco, den ich des versuchten Raubes beschuldigt hatte, wie einen Schuljungen abserviert — aber das nahm ich ihm nicht übel, schließlich war das ja sein Beruf. Wenn er der beste Anwalt für einen Haftprüfungstermin war, dann wollte ich ihn haben.
    Ich bat Alex Margolies, mit ihm zu sprechen. Eiligst.

    Als Claire Bunter um Punkt Viertel nach sechs den Grill Room des Players Club betrat, wußte ich sogleich, warum Parker Foxcroft sie unter seine großen Fittiche genommen hatte. Wenn sie auch nicht in Schönheit wandelte wie die Nacht, so erstrahlte sie doch in ihrem eigenen Licht. Sie war ungewöhnlich groß, aber ihre Proportionen hätten jeden Bildhauer von Praxiteles bis Rodin begeistert. Kastanienrotes Haar, das unter einem Barett festgesteckt war, hohe, zierliche Backenknochen. Kirgisenaugen — jene Augen, die Hans Castorp in Thomas Manns Zauberberg an Madame Chauchat so unwiderstehlich fand. Das einzige, was in ihrem sonst ebenmäßigen Gesicht hervorstach, war ihre Nase, die etwas zu schmal und zu lang war.
    Ich hatte Claire gesagt, daß die Mitglieder und Gäste des Clubs sich in den Sommermonaten eher salopp kleiden. Sie trug einen Rock, der kurz genug war, um ihre hübschen, braungebrannten Beine und ein Stück ihrer ebenso braungebrannten Oberschenkel zu zeigen, sowie einen kurzärmligen, blau-weiß gestreiften Pullover mit V-Ausschnitt.
    Ich stellte mein Martini-Glas ab und erhob mich von der Bank, um sie zu begrüßen.
    »Claire — Ihr letztes Umschlagfoto wird Ihnen nicht gerecht.«
    Sie lächelte und setzte sich mir gegenüber in einen Sessel. »Vielleicht sollten Sie das nächsten Mal Annie Leibovitz engagieren.«
    »Ich werd’s mir merken.«
    »Lassen Sie nur, Nick. Mir ist das, was in meinen Büchern steht, wichtiger als die Verpackung.«
    »Glauben Sie nicht, daß man ein Buch nach seinem Umschlag beurteilen kann?«
    »Ich weiß nur, daß Ihre Bücher nie billig wirken.«
    »Danke.«
    »Selbst wenn sie es sind.«
    Peng! Wir lieferten uns Wortgefechte, aber ich wußte nicht recht, warum. Daher beschloß ich, lieber das Thema

Weitere Kostenlose Bücher