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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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komisch?«
    »Nichts.«

    Die Frau rümpfte die Nase, dann griff sie in die Tasche neben sich und fing an, sie durchzuwühlen. Jetzt kommt’s, dachte Hardie. Vielleicht ein kleiner stupsnasiger Revolver. Vielleicht ein Elektroschocker. Himmel, vielleicht sogar eine Armbrust mit brennendem Pfeil. Er trat einen Schritt zurück …
    Die Frau setzte sich auf und hielt ihm eine dicke Plastiktube entgegen. »Hier. Wenn du so freundlich wärst?«
    Es handelte sich um eine Tube Sonnencreme. Mit einem gebräuchlichen Markennamen, SPF-25.
    »Soll ich Sie damit einreiben?«, fragte Hardie.
    »Wenn’s dir nichts ausmacht.«
    Hardie schaute auf die Tube in ihrer Hand, dann zu der Frau, wobei er sich große Mühe gab, nicht auf ihre Brüste zu starren. Überall hin, nur nicht auf die Brüste. Selbst bei Verhandlungen mit einer Killerin sollte man sich an gewisse Regeln halten.
    »Wo?«
    »Was glaubst du wohl? Du hast lange genug drauf gestarrt. Die beiden Hübschen könnten noch etwas Creme vertragen. Na los, nur keine Hemmungen. Knie dich hin.«
    Hardies Gehirn schrie: Sie hat irgendwo eine Waffe! Sie hat irgendwo eine Waffe! Trotzdem erwischte er sich dabei, wie er sich hinkniete. Die einzige Alternative wäre abzuhauen, doch wenn sie bewaffnet war, was nutzte es da abzuhauen? So war er zumindest näher an ihrem Telefon. Und wenn er sich ihr Telefon schnappen könnte …
    »Was ist los?«, fragte sie. »Du schaust so komisch.«
    »Ich glaube, ich habe gerade das, was man ein einschneidendes Erlebnis nennt.«

    »Mach die Sache nicht komplizierter, als sie ist. Schraub einfach den Deckel ab und tu etwas Creme auf deine Hand, und lass der Natur ihren Lauf.«
    »Wissen Sie was? Ich verzichte fürs Erste drauf.«
    Hardie hielt ihr die Tube hin.
    Die Frau lächelte. Die Ränder der Bandage über ihrem Auge  – hinter der Sonnenbrille  – warfen leichte Falten.
    »Immer noch der treue Ehemann. Wirklich beeindruckend, wenn man bedenkt, wann du sie alle zum letzten Mal gesehen hast.«
    Hardie sagte nichts.
    »Oh, das muss dir nicht unangenehm sein. Du trägst noch immer den Ring, und ich weiß alles über deine Frau Kendra und deinen Sohn Charlie Jr., wohnhaft in 255 Dana Street, Abington, Pennsylvania.«
    In Hardies Magen formte sich ein kalter, kleiner Ball. Die Adresse. Mein Gott, sie kannte die Adresse. Woher zum Henker kannte sie die Adresse? Wie lange war er jetzt hier? Nicht länger als eine Stunde? Anderthalb? Und trotzdem kannte sie die beschissene Adresse.
    »Ganz ehrlich, ich bin es leid, noch länger Spielchen mit dir zu spielen: Entweder wir beenden die Sache hier und jetzt, oder in nicht allzu ferner Zukunft stattet jemand deiner Frau und deinem Sohn einen Besuch ab. Du kannst die Sache innerhalb weniger Sekunden zu Ende bringen oder es geht ewig so weiter.«
    Die Fremde kannte die Adresse, obwohl nur zwei Leute sie haben durften. Was wusste sie noch?
    Die Frau zog eine Spritze aus der kleinen Tasche neben sich. Der Abstand zu ihr war so kurz, dass Hardie das Gefühl
hatte, er könnte sie mit ausgestrecktem Arm berühren. Die Sonne brannte ihm auf den Rücken.
    Sie sagte: »Hast du verstanden?«
    Hardie nickte.
    »Du machst keine Schwierigkeiten, oder?«
    Hardie schüttelte den Kopf  – nein.
    »Gib mir deinen Unterarm.«
    »Was ist da drin?«
    »Ist das wirklich wichtig? Ich verspreche dir, es tut nicht weh. Denk an deine Familie.«
    »Ich hasse Nadeln.«
    »Stell dich nicht so an.«
    Sie nahm die Schutzkappe von der Spritze. Hardie ballte die linke Hand zur Faust und pumpte ein paarmal, dann knallte er ihr sie ins rechte Auge. Das Glas ihrer Sonnenbrille splitterte. Die Wucht des Schlags beförderte mehrere Plastikscherben direkt in ihr Auge.
    In das gesunde.
    Sie schrie nicht mal auf, das musste man ihr zugutehalten. Nein, sie holte tief Luft, biss auf die Zähne und stach mit der Spritze auf Hardie ein. Doch er war darauf vorbereitet und packte sie am Handgelenk, fing ihre Attacke ab. Dann schlug er ihr erneut ins Gesicht, so dass sich der Knopf in ihrem Ohr löste und herabbaumelte. Hardie riss ihn fort und warf ihn den Hügel hinunter. Jetzt, schrie sie, in einem Ausbruch blanker, zorniger, rasender Wut, dann drehte sie sich um und kletterte, fast nackt, den Berg hinunter. Während sie abgelenkt war, schnappte Hardie sich ihr Telefon.

     
    Er stand auf. Vielleicht war es das Betäubungsmittel, vielleicht der Sauerstoffmangel in seinem Blut, doch es kam ihm so vor, als wäre alles um ihn herum mit

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