Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
Vom Netzwerk:
Mülltüte, die darauf wartete, dass man sie nach draußen an die Straße stellte. Hardie wusste nicht, ob er wütend oder beleidigt sein sollte.
    Er hatte keine Ahnung, wie spät es war  – der Strom war immer noch ausgeschaltet. Er hatte keinerlei Anhaltspunkt, wie viel Zeit vergangen war. Die Sonne stand immer noch am Himmel.
    Er lauschte; im Haus herrschte eine gespenstische Stille.
    Und dann sah er, dass er nicht das Einzige war, was auf dem Boden lag.
    Neben ihm, ebenfalls in einem Plastiksack, lag etwas, das verdächtig nach einem Körper aussah. Und daneben ein weiterer schwarzer Sack, der zu klein für einen Körper war, allerdings groß genug zum Beispiel für einen menschlichen Kopf.
    Hardie öffnete zunächst den Reißverschluss des größeren Sacks und rechnete damit, das Gesicht einer bekannten Schauspielerin zu erblicken. In dem Fall wäre eine dicke Entschuldigung fällig. Denn sie hatte recht gehabt. Er hätte nie die Tür öffnen dürfen. Er hätte sich weiter in der Toilette verstecken sollen.
    Doch im Sack lag ein Mann, und es dauerte einen kurzen
Moment, bis Hardie in seinem benebelten Hirn begriff: Scheiße, der Bote. Irgendwie hatten sie es geschafft, sie beide schneller zu vergiften und in Leichensäcke zu stopfen, als man In Deckung, ihr Trottel sagen konnte. Das bedeutete, dass in dem kleinen schwarzen Plastiksack wahrscheinlich sein Gepäck war. Vielleicht seine Schuhe.
     
    Im Haus war es vollkommen still. Ob sonst noch jemand hier war, in einem der anderen Stockwerke? Oder waren sie draußen und würden jeden Moment ins Haus zurückmarschieren?
    Sie.
    Hardie rappelte sich auf, seine Gelenke knackten, in seinem Kopf drehte sich alles. Es hätte ihn nicht gewundert, wenn er vor sich auf dem Boden seinen Körper liegen gesehen hätte. Dann wäre er tot und dies hier eine sogenannte außerkörperliche Erfahrung. Als Nächstes würde er an der Decke ein helles Licht erblicken und hören, wie eine kleine pummelige Dame ihn ermahnte, nicht darauf zuzugehen. Aber nein. Auf dem Boden lag nicht sein Körper; Hardie benutzte ihn noch.
    Ein paar Schritte vorwärts, Richtung Haustür.
    Geh einfach, sagt er zu sich. Nicht nachdenken. Geh. Geh fort vom Haus. Vergessen? Sie haben deinen Wagen gestohlen. Also musst du gehen. Oder rennen. Du solltest besser rennen. Ich meine, was kannst du sonst tun  – hierbleiben?
    Hierbleiben, und dann?
    Du kriegst kaum Luft. Man hat dich verprügelt und aufgespießt, dich mit irgendeinem Betäubungsmittelchen besprüht und dem Tod überlassen. Es wäre klug, nicht den
Helden zu spielen. Vergessen, wohin dich das beim letzten Mal geführt hat? Du wärst fast dabei draufgegangen, ganz genau. Und alle anderen sind wirklich draufgegangen. Das wirst du dir nie verzeihen. Und weißt du was? Das solltest du auch nicht.
    Hardie näherte sich der Haustür. Das ist deine Chance, du Idiot. Na, los. Was willst du sonst tun? Ins Haus zurückmarschieren, mit blutender Brust und benebeltem Kopf durch die Zimmer stürmen und den Helden spielen? Sie hatten sie wahrscheinlich längst geschnappt. Sie liegt, wie du eben, wahrscheinlich in einem Plastiksack. Sie werden gerade sauber machen, denn diese Killer sind so penibel, dass sie keine Beweisstücke zurücklassen. Sobald sie damit fertig sind, kümmern sie sich um dich. Es ist also ein geeigneter Moment, um abzuhauen. Verlass das Haus und lauf, bis du einen Cop findest. Erstatte Bericht. Und lass die Profis den Rest erledigen.
    Raus mit dir. Sofort. Solange es noch geht.
    Worauf wartest du?
    Hardie streckte die Hand nach dem Türknauf aus und hielt dann plötzlich inne. Wahrscheinlich war es keine so gute Idee, sie zu öffnen. Das letzte Mal, als er das getan hatte, war er in einem Leichensack gelandet. Man musste schon verrückt sein, um beim zweiten Versuch mit einem anderen Ergebnis zu rechnen. Verrückt oder Hardies Schwiegermutter.
     
    Mit einer Brustverletzung, einer fast tauben linken Hand und dem Kopf voller Gift auf ein Dach zu klettern  – ohne Lärm zu machen? Nicht zu empfehlen.

    Hardie schaffte es trotzdem nach oben. Er stellte sich mit dem Fuß auf den metallenen Wasseranschluss für den Gartenschlauch. Legte seine Oberarme auf den Dachvorsprung und schwang sein linkes Knie hoch, bis es Halt fand. Dann wuchtete er seinen Körper in die Höhe. Vergeblich. Erst beim zweiten Versuch schaffte er es, sich aufs Dach zu rollen. Hardie atmete tief durch, richtete sich vorsichtig auf und lief das schräge Dach

Weitere Kostenlose Bücher