Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
quietschenden Reifen zum Stehen gekommen.
Kendra und Charlie.
Scheiße .
Trotz allem – trotz der Trennung, seinem Exil, der fehlenden Kommunikation, den Vorsichtsmaßnahmen –, sie waren in großer Gefahr, als würden sie immer noch in ihrem alten Reihenhaus wohnen, dessen Einschusslöcher inzwischen zugekittet und überstrichen worden waren. Die ganzen letzten drei Jahre waren für die Katz gewesen. Die durchgeknallte barbusige Killerschlampe kannte die Adresse!
Nicht die Adresse, Gott sei Dank. Nicht mal Hardie kannte sie. Deacon Clark hatte mithilfe einiger Kumpels vom Zeugenschutzprogramm Vorkehrungen getroffen. Sie waren allerdings nicht Teil des Programms, sondern zu »Geistern« geworden, wie Deke und der Rest des FBI das nannten.
Wie auch immer, 255 Dana Street war Deacon Clarkes Adresse – Hardie schickte dort all seine Schecks, Geburtstagskarten und Geschenke hin. Und wenn sich diese Dreckskerle Clark schnappten, war es nur eine Frage der Zeit, bis sie Kendra und Charlie hatten. Das durfte nicht passieren.
Hardie wankte wieder den Hügel hinauf, Richtung Haus.
ELF
Du bist zur falschen Zeit am falschen Ort, Kumpel.
WILLEM DAFOE, LEBEN UND STERBEN IN L.A.
D ie beiden hatten die Schauspielerin in die Enge getrieben.
Sie hatte jetzt keine Fluchtmöglichkeit mehr. Erdgeschoss – sauber. Erster Stock – sauber. Zweiter Stock – sauber, außer dem Wandschrank im Schlafzimmer. Sie konnte sich nur dort versteckt haben. Also gingen sie in Position, darauf vorbereitet, dass sie komplett ausrastete, sobald sie die Tür öffneten. O’Neal übernahm die eine Seite, A. D. die andere. A. D. legte seine Hand auf den Knauf, schaute zu O’Neal rüber. Der gab das Kommando, eins, zwei … jetzt .
A. D. öffnete die Tür. O’Neal richtete seinen Elektroschocker auf –
Nichts.
O’Neal schob mehrere Anzughemden und Jeanshosen beiseite. Trat gegen einen Stapel Schuhe. Keine Frage, im Wandschrank war niemand. Wo zum Henker steckte sie? Sie konnte nicht einfach verschwinden . Es sei denn, sie hatten
sich geirrt, und sie hatte das Haus überhaupt nicht betreten.
Nein, nein, nein. Sie musste sich hier irgendwo verstecken.
A. D. machte eine Geste mit den Händen, hielt sich ein imaginäres Handy ans Ohr. Was so viel hieß wie: Sollen wir Mann kontaktieren?
O’Neal schüttelte den Kopf. Noch nicht .
Das ergab einfach keinen Sinn.
O’Neal und A. D. hatten die Vorderseite überwacht; Mann die Rückseite. Niemand hatte das Haus verlassen. Sie hatten das Haus gewissenhaft und systematisch gesichert. O’Neal ging im Kopf noch mal den Ablauf durch.
Als der Eindringling – Charles Hardie – die Haustür geöffnet hatte, war das Wespennest ausgelöst worden. Innerhalb weniger Sekunden lagen die beiden Männer am Boden. Hardie fiel ins Haus. Der Bote ließ sein Klemmbrett fallen, taumelte, wie auf einer Tanzfläche, ein paar Schritte zurück und brach dann zusammen. Das Schöne an dem Giftspray war, dass es die ganze Arbeit für sie erledigte. Erst betäubte es, dann tötete es. Sie mussten nur noch die Leichen in Säcke verfrachten und außer Sichtweite schaffen und anschließend die Zielperson aufspüren. O’Neal und A. D. hatten sich ihre Gasmasken aufgesetzt, mehrere Leichensäcke eingepackt und sich an die Arbeit gemacht.
Sie hatten die Leichen, den Koffer und das Klemmbrett eingetütet, alles, was einem der beiden Männer gehörte. Später würden sie ein Reinigungsteam herschicken, das dafür sorgte, dass jede verirrte Mikrobe aus den Räumlichkeiten entfernt wurde. Trotzdem blieb es bei dem üblichen Ablauf: Sofort alles eintüten.
O’Neal hatte einen Näherungsschalter an der Vordertür angebracht. Sollte ihnen die Frau entwischen und abhauen, würden sie das umgehend mitkriegen.
Die beiden teilten sich auf. Jeder mit Elektroschocker und Spritze bewaffnet. Ersteres hinterließ keine Spuren; bei Letzterem spielte das keine Rolle, denn ein kleines Einstichloch in einem Körper voller Kratzer und Blutergüsse fiel nicht weiter auf. O’Neal inspizierte das Erdgeschoss, bereit, den Elektroschocker auszulösen und die Sache mit der Spritze zu Ende zu bringen.
Sie hatten jeden Zentimeter des Studios überprüft. Unter den Mischpulten, in den Wandschränken. In der Toilette. Sie hatten die Decke und die Wände abgeklopft. Nichts. Das ergab keinen Sinn.
Sie waren todmüde; ihr Team war zu klein, und dieser Job dauerte viel zu lange. Verdammte Scheiße, die Sache
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