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Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games

Titel: Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Duane Swierczynski
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hinauf.
    Der Wagen des Kurierdienstes stand immer noch vor dem Haus, doch jemand hatte ihn zur Seite gefahren. Er parkte jetzt hinter dem weißen Lieferwagen. Beide Fahrzeuge waren leer, so weit Hardie das sehen konnte. Von hier oben hatte er einen besseren Blick auf das Schlösschen weiter den Hügel hinauf. Er konnte sogar einen Namen erkennen: SMILEY hatte jemand in die Steinfassade geritzt. Der Bau war von einem Gerüst umgeben; offensichtlich ließ der Besitzer am Haus gerade etwas machen. In den Fenstern war niemand zu sehen; nicht das geringste Lebenszeichen.
    Hardie drehte sich in die entgegengesetzte Richtung und … Hallelujah, die barbusige Braut mit dem Telefon war immer noch da. Sie hielt ihr Handy in der Hand. Und ihr Mund bewegte sich. Das hieß, sie hatte ein Netz.
    Danke, lieber Gott.
    Hey, vergiss einfach die fiesen Sachen, die ich all die Jahre über dich gesagt habe.
     
    Mann, die auf eine Rückmeldung wartete, schaute immer noch zum Haus hinauf. Das hier dauerte viel zu lange. Ihr Auge brannte und juckte fürchterlich. Es war eine lange
Nacht gewesen, ohne Pause. Zeit, die Sache zu Ende zu bringen.
    Und dann sah sie ihn.
    Charlie Hardie. Er stand auf dem Dach und starrte auf sie herab.
     
    Hardie wusste, dass dieser Moment nicht ewig andauerte. Jeden Moment könnten die gesichtslosen Arschlöcher, die ihn in einen Leichensack gestopft hatten, hier auftauchen, oder die Frau da unten verschwand wieder im Haus, oder ein Erdbeben ließ alles erzittern, oder es brach ein Flächenbrand aus … er musste sofort handeln. Er könnte entweder wieder nach unten ins Haus gehen und etwas wirklich Dummes und Heldenhaftes tun …
    Oder er war klug und nutzte die Chance und holte Hilfe.
    Sei klug , du Idiot.
    Er ließ sich, so leise er konnte, die schräge Fläche hinunter und sprang auf die Zufahrt. Er gab sich große Mühe, bei der Landung die Knie anzuwinkeln, um den Aufprall abzufangen. Trotzdem ging er zu Boden. Er rappelte sich wieder auf und stürzte zum Alta Brea und weiter runter zum Durand Drive, bis er auf gleicher Höhe mit dem zweiten Stock von Lowenbrucks Haus war. Während er es betrachtete, fragte er sich, ob Lane Madden tot war oder noch lebte. Er konnte für sie nichts weiter tun, als diese Frau aufzusuchen, diese die Polizei rufen zu lassen und zu warten, bis die Kavallerie eintraf.
    Oder?
    Hardie musste es sich noch mal ins Gedächtnis rufen:

    Man hat dich mit einem stumpfen Gegenstand niedergestochen. Du bist nicht in der Lage, in einen Nahkampf mit weiß Gott wie vielen Leuten zu gehen.
    Du hast nicht die Ausrüstung, um jemanden zu retten. Du bist nicht im Heldengeschäft. Vergessen, warum du dich vor drei Jahren in so eine ausweglose Situation manövriert hast? Du bist nicht gut genug.
    Du hast dich mal für einen Helden gehalten, aber du hast dich geirrt. Leute, die stärker, schlauer und skrupelloser waren, haben dich das gelehrt. Du bist ein Nichts. Du bist einer dieser Typen, die im Film im ersten Akt getötet werden. Ein namenloser Gangster. Jemand, dem der Drehbuchautor nicht mal einen Namen gegeben hat.
    Tu nicht so, als wärst du etwas, das du nicht bist.
     
    Rasch stolperte Hardie den Fußweg zu der hübschen nackten Lady mit dem Telefon hinunter und machte sich auf einen Schrei gefasst.
    Er hoffte inständig, dass sie ruhig blieb.
    Denn dann müsste er sie irgendwie überzeugen, ins Haus zu gehen und dort den Anruf zu machen, denn es könnte sein, dass diese gesichtslosen Schwanzlutscher ihre Köpfe zum Fenster rausstreckten und das Feuer auf sie beide eröffneten. Eine Million Filmszenen aus schlechten Films Noirs schossen ihm durch den Kopf  – Typen, die einer schreienden Lady ihre fleischige Handfläche auf den Mund pressten, während der Hauptdarsteller ihr mit einem Blick versicherte: Hey, ich bin einer von den Guten, keine Angst . Natürlich gab es so was nicht in der wirklichen Welt. Hardie rechnete fest damit, dass die Frau versuchte, ihm den
Daumen abzubeißen und ein Knie in die Eier zu rammen, und laut um Hilfe schrie.
    Er rannte schnell weiter, bemüht, einen möglichst ungefährlichen und friedlichen Eindruck zu machen. Die geöffneten Handflächen vor seinem Körper  – hier, schau her, ich bin unbewaffnet.
    Die Frau blieb vollkommen reglos, als wäre sie eingeschlafen und würde den blutenden, zitternden Mann, der auf sie zugestürzt kam, gar nicht bemerken. Nicht, dass in L. A. so was an der Tagesordnung wäre. Oder doch?
    Sie telefonierte einfach

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