Der Bewacher - Swierczynski, D: Bewacher - Fun & Games
Flur hocken. Er wollte, dass die in Aktion traten. Hier auftauchten. Jetzt . Sich eine Blöße gaben. Oder ihm wenigstens eine Vorstellung davon vermittelten, wie viele da draußen waren. Mindestens drei; von denen einer wahrscheinlich außer Gefecht war. Aber es konnten gut und gerne auch mehr sein. Vielleicht hatte seine barbusige Freundin Verstärkung angefordert. Hardie hätte es getan.
Er musste an die Zombiefilme denken. Er stand nicht auf so was, aber sein Sohn. Ein paar einsame Menschen gegen eine unbesiegbare Übermacht. Reihenweise Untote, die es auf dich abgesehen hatten, Gipskartonwände zerfetzten, durch Fenster krachten und versuchten, von deinem Gehirn zu naschen …
Aber diese Arschlöcher waren keine Zombies. Sie waren schlau. Sie waren entschlossen. Sie waren bestens ausgerüstet. Sie hatten einen Plan. Sie hatten ein Ziel. Sie hatten große Brüste. Und sie hatten alle Zeit der Welt.
Er zerbrach sich den Kopf über einen Fluchtweg, eine List, eine Möglichkeit, mit der Außenwelt Kontakt aufzunehmen.
»Wer wird dich als vermisst melden?«, fragte Hardie.
»Hm?«
»Wenn du nicht nach Haus kommst, wer wird dich vermissen?«
»Tut mir leid, aber die einzige Person, die das wahrscheinlich mitkriegt, ist mein Agent Haley. Ich habe ihm gesagt, dass wir heute mal über ein paar zukünftige Projekte reden könnten. Aber jedes Mal wenn er angerufen hat, hab ich gepennt, und ich habe ihn auch nicht zurückgerufen. Manchmal tagelang. Er wird sich zunächst nichts dabei denken.«
»Ja, kenn ich.«
»Und was ist mit dir? Wer wird dich vermissen?«
»Absolut niemand. Zumindest nicht vor einem Monat.«
»Wir können hier nicht einen Monat lang überleben.«
»Tja, dann hängt es wohl an dir. Du bist der Promi von uns beiden. Irgendwann wird schon jemand nach dir schauen. Vielleicht verfolgt man deine Spur.«
Doch noch während er das sagte, wusste Hardie, dass das Schwachsinn war. Wenn diese Leute wollten, dass ihr Tod wie ein Unfall aussah, hatten sie längst den Wagen und sämtliche ihrer Spuren beseitigt.
Irgendwann während der zweiten Stunde ging Hardie ins Badezimmer, um sich Wasser ins Gesicht zu spritzen. Ihm war kotzübel. Wahrscheinlich weil das Letzte, was er gegessen hatte, dieser blöde trockene Bagel im Flughafen gewesen war. Hardie drehte den Knopf fürs kalte Wasser. Für ein paar Sekunden kam ein Strahl, dann fing die Leitung an zu rumpeln. Und der Hahn spuckte ihm auf die Finger, bis nichts mehr kam. Scheiße, komm schon! Nicht auch noch das Wasser.
Kein Essen. Kein Strom. Keine Möglichkeit, Hilfe zu rufen. Kein gar nichts.
Das machte ihn wahnsinnig.
Im Flur musste Lane sich übergeben.
Hardie klaubte in der Toilette die restlichen Handtücher zusammen und half ihr, sich das Gesicht zu reinigen, dann wischte er den Boden sauber. Doch vom Gestank der Magensäure wurde ihm ebenfalls schlecht. Er musste es zurückhalten, runterschlucken, einen klaren Kopf bewahren. Es jedenfalls versuchen. Sein Schädel fing an, kräftig zu pochen.
Das war nicht weiter verwunderlich – sie hatten heute Morgen jeder eine aberwitzige Zahl Schocks und Traumata durchlebt. Lane war im Dunkeln quer durch die Hollywood Hills gejagt worden und hatte einen Unfall gebaut. Und Hardie war verprügelt, aufgespießt, vergiftet, gewürgt und mit einem Elektroschocker attackiert worden. In solchen Situationen wird Adrenalin ausgeschüttet, aber das hält nicht ewig vor. Der menschliche Körper braucht Zeit, um sich zu erholen. Er braucht was zu essen und zu trinken, Ruhe und Schlaf – und sie hatten nichts davon, oder konnten es sich nicht leisten.
Es war also kein Wunder, dass sie sich beschissen fühlten, dass sie sich übergeben mussten und kurz davor waren, den Verstand zu verlieren.
Aber …
In einer ultra-paranoiden Ecke seines Hirns dachte Hardie, es könnte auch etwas anderes dahinterstecken. Diese Wichser benutzten keine konventionellen Waffen. Sie arbeiteten mit Gift. Autos. Elektrizität. Was, wenn sie in der Lage waren, giftige Dämpfe ins Haus zu pumpen? So dass sie anfingen, wie zwei Erstsemester nach einem Saufgelage zu kotzen, bis das Gift sie tötete?
Hardie versuchte festzustellen, ob es irgendwie seltsam roch oder ob er einen komischen Geschmack im Mund hatte. Nichts, logisch … und warum auch? Nur Gasanbieter versetzten ihr Produkt sinnvollerweise mit einem lieblichen Aroma aus faulen Eiern, so dass man merkte, wenn die Flamme ausgegangen war. Wollte man jemand mit
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